Bochum. Wesentlich mehr Unfälle und mehr Verletzte weist die Verkehrsunfallstatistik 2022 der Polizei Bochum auf. 2021 waren die Zahlen viel besser.

Deutlich mehr Verkehrsunfälle, deutlich mehr Verletzte, mehr Verkehrstote: Bochums oberster Verkehrspolizist,

, spricht von einer „nachdenklichen Entwicklung“ auf den Bochumer Straßen und Wegen im vergangenen Jahr. In vielen Bereichen seien im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr davor „steigende Zahlen“ zu beklagen.

Polizeipräsident Jörg Lukat zählte zu den häufigsten Unfallursachen Überforderung, Ablenkung und Nachlässigkeit.

Hohe Geschwindigkeit auf E-Fahrrädern können ein „richtig großes Problem“ werden

Beispiel Fahrradverkehr: 290 Menschen wurden bei einem Unfall auf dem Fahrradsattel verletzt – 68 mehr als im Jahr 2021. Der Anstieg betrifft sowohl Radfahrende, die nur mit Muskelkraft unterwegs waren, als auch solche, die ein Pedelec steuerten. Die Unfallursachen sind vielfältig, dennoch erwähnte Nows die erhöhte Geschwindigkeit, mit der E-Fahrräder über die Straßen rollen. „Da sehe ich ein richtig großes Problem auf uns zukommen.“ Außerdem seien einige Pedelecfahrer nicht hinreichend trainiert, mit der Technik sicher umzugehen. Sie sollten sich vor der Fahrt besser vertraut machen mit dem E-Rad. Vor allem wenn sie vorher gar kein Rad gefahren seien.

Zweites Beispiel Kinder: 20 mehr als im Jahr davor wurden im Jahr 2022 bei einem Verkehrsunfall verletzt. Meistens waren sie aktiv am Unfallgeschehen beteiligt und saßen nicht nur passiv mit in einem Unfallauto.

Auch Seniorinnen und Senioren sowie Erwachsene insgesamt zogen sich 2022 deutlich mehr Verletzungen im Straßenverkehr zu.

Polizei Bochum: „Straßenverkehr ist ein Gefahrenraum“

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Tödlich verletzt wurden sechs Verkehrsteilnehmer, zwei mehr als im Jahr 2021. Nows erinnerte daran, dass Unfälle mit Schwerverletzten und Toten „immer mit viel Leid und traumatischen Erlebnissen verbunden“ seien. „Straßenverkehr ist ein Gefahrenraum.“

Deshalb werde die Polizei „weiter konsequent eingreifen bei Verkehrsverstößen“: bei Alkohol, Drogen und Handy am Steuer zum Beispiel und bei zu hohem Tempo. „Wir glauben, dass eine niedrige Geschwindigkeit dazu beiträgt, dass weniger Unfälle passieren.“ Jeder Verkehrsteilnehmer müsse „immer und überall“ damit rechnen, dass die Polizei sein Fehlverhalten entdecke und ihn damit konfrontiere. Als Beispiel erwähnte er dies: „Wir stoßen leider häufig auf uneinsichtige Fahrradfahrende.“ Das Fahren auf Gehwegen und/oder über Kreuzungen trotz roter Ampeln ist für nicht wenige Menschen, die im Sattel sitzen, alltäglich.

Probleme wegen wachsenden Lieferwagen-Verkehrs

Sorgen machen Nows auch weitere Entwicklungen: Der wachsende Lieferverkehr durch den stark florierenden Online-Versand. Fahrzeuge würden nicht gewartet, Fahrer sich nicht an die Vorschriften halten. Das sei „eine große Problematik“.

„Ein richtig großes Problem“ würden jetzt auch die E-Scooter darstellen. Es gebe Erkenntnisse, dass drei Viertel aller Unfälle gar nicht polizeibekannt würden, weil die Fahrer nach durchzechter Nacht stürzten und sich verletzten, den Roller dann aber einfach liegen lassen und verschwinden würden. 49 verletzte E-Scooter-Fahrer weist die Unfallstatistik 2022 aus - eine Verdoppelung zu 2021.

Mit steigenden Unfallzahlen ist das Polizeipräsidium Bochum nicht allein. „Nach dem Auslaufen der meisten pandemiebedingten Beschränkungen ist die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in 2022 in nahezu allen Behörden in NRW deutlich angestiegen“, sagt Polizeipräsident Lukat. Die Menschen nahmen einfach mehr am Straßenverkehr teil als während der Corona-Krise. „Es wird immer dichter und komplexer auf den Straßen“, so Lukat.