Bochum. Zwei Gymnasien in Bochum mussten Kinder ablehnen. Ein Schock für die Eltern. Besonders die Entscheidung der Bezirksregierung macht sie wütend.

„Ich habe den Brief aufgemacht und war schockiert“, sagt Mareike Möller. Die erste Frage, die sich die Mutter in diesem Moment gestellt habe: Wie erklären ich meinem Kind, dass es keinen Platz auf der Schule bekommt, auf die es gehen möchte? So geht es auch vielen weiteren Eltern. Sie haben sich zusammen getan – aus Verzweiflung.

Am Mittwoch erreichte die Eltern der vorläufige Ablehnungsbescheid der Graf-Engelbert-Schule. Demnach können „nicht mehr als vier Klassen mit insgesamt 120 Schülerinnen und Schülern aufgenommen werden. Für die Jahrgangsstufen fünf (...) wurden jedoch 164 Schülerinnen und Schüler angemeldet“, heißt es darin. Es gebe also 44 Anmeldungen mehr als Plätze. Auch das Neue Gymnasium habe nach Informationen unserer Redaktion mehr als 30 Kinder ablehnen müssen. Genaue Zahlen nennt die zuständige Bezirksregierung Arnsberg auf Anfrage nicht.

Kinder an Gymnasien abgelehnt: Eltern sauer über Entscheidung der Bezirksregierung

Mehrere Eltern berichten im Gespräch mit der WAZ, dass die Graf-Engelbert-Schule die ganze Zeit mit einer Fünfzügigkeit geplant hätte. Sogar die Klassenfahrt sei bereits für 150 Kinder angedacht worden. „Da ist es umso verwunderlicher, dass diese Entscheidung quasi über Nacht durch die Bezirksregierung Arnsberg gekippt wurde“, schildert Mutter Janine Risken.

So sieht das Ablehnungsschreiben aus, das die Eltern eines Kindes bekommen haben, das an der Graf-Engelbert-Schule angemeldet wurde.
So sieht das Ablehnungsschreiben aus, das die Eltern eines Kindes bekommen haben, das an der Graf-Engelbert-Schule angemeldet wurde. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Leitungen von Graf-Engelbert-Schule und Neuem Gymnasium äußern sich auf Anfrage der WAZ Bochum nicht, verweisen an die Bezirksregierung in Arnsberg. Von dieser heißt es: „Die Genehmigung für die Bildung einer Mehrklasse kann (...) nur erteilt werden, wenn die Aufnahmekapazitäten an allen Schulen einer Schulform ausgeschöpft sind.“ In Bochum sei das der Fall.

Dort hätten zunächst 1203 gymnasiale Schulplätze zur Verfügung gestanden, Anmeldungen gab es hingegen 1272. Die Bezirksregierung habe sich daraufhin entschieden, insgesamt drei Mehrklassen an den Bochumer Gymnasien zu bilden. So seien 75 bis 90 weitere Plätze geschaffen worden.

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Allerdings nicht an den Gymnasien in Bochum-Mitte: „Nach sorgfältiger Abwägung ist dann aufgrund der sehr beengten räumlichen Verhältnisse am Graf-Engelbert-Gymnasium die Entscheidung gefallen, dort keine Mehrklasse zu bilden, sondern am Heinrich-von-Kleist Gymnasium, am Theodor-Körner-Gymnasium sowie am Lessing-Gymnasium“, erklärt Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung.

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Die Entscheidung der Bezirksregierung ist für die Eltern nicht nachvollziehbar. „Das Schlimmste für die Kinder ist, dass ihr soziales Netzwerk zerstört wird“, macht Christoph Heute deutlich. Dass die Schülerinnen und Schüler künftig also wohl nicht auf eine Schule mit ihren Freundinnen und Freunden gehen werden. Auf die Nachricht, dass ihre Wunschschule sie abgelehnt hat, hätten die Kinder mit Tränen reagiert. „Ich glaube, alle haben geweint“, fasst Heute zusammen.

Eltern aus Bochum sind verzweifelt: Wo sollen wir nun hin?

„Wo sollen wir nun hin?“, fragt sich Janine Risken. Und das fragen sich auch die anderen Eltern. Acht freie Plätze gebe es nach Information der Eltern noch an der Schiller-Schule. Wie viele Plätze es an Goethe- und Hildegardis-Schule sind, ist unklar. „Die anderen Schulen sind nicht schlecht, keine Frage“, sagt eine Mutter. Aber die anderen Stadtteile seien mit Fahrzeiten von bis zu einer Stunde verbunden.

Die Eltern gehen die Alternativ-Schulen durch, bis Anfang der kommenden Woche müssen sie ihre Kinder dort anmelden. Gleichzeitig werden sie aber nicht kampflos aufgeben. „Wir legen Widerspruch ein und gehen im Zweifel den Weg einer Klage“, sagt Veronika Hensing, Mutter einer Viertklässlerin.