Bochum-Wattenscheid. Das Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid wird im großen Stil umgebaut – für die Zukunft. Zuvor wird aber erstmal Historisches kaputt gemacht.

Nun heißt es Abschiednehmen vom alten Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid. Neben der Westtribüne hat bereits der Abriss begonnen. Wie zusammengewürfelt liegen große Treppenabschnitte der Stehtribüne auf einem Haufen. Nur der Anfang. In zwei Jahren soll das Sportzentrum an der Lohrheide umgebaut und fit für die Zukunft gemacht sein. Kostenrahmen: 55 Millionen Euro.

Abriss begonnen: So verändert sich das Lohrheidestadion

Auch die Geschäftsstelle der SG Wattenscheid 09 wird im Zuge der Um- und Neugestaltung abgerissen. Aktuell kann man aus dem VIP- und Pressebereich heraus die Abrissarbeiten gut beobachten. Es geht wirklich schnell voran. Das Toilettenhäuschen neben der Westtribüne ist schon nach wenigen Minuten Geschichte. Nach den Stehtribünen sind dann die überdachten Sitzplätze dran. 51 Jahre ist die Westtribüne alt, ein 52. wird nicht hinzukommen.

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Schon in den 90er Jahren habe es richtige Ausbaupläne für das Lohrheidestadion gegeben, verrät Projektleiterin Ute Feinweber. „Es steht sogar noch ein Modell im Keller der Zentralen Dienste.“ Die damals errichtete Osttribüne sei der erste Schritt gewesen. Doch mit dem sportlichen Niedergang des früheren Bundesligisten SG 09 kam auch dieses bauliche Projekt aus dem Tritt und wurde nie verwirklicht.

Blick aus der Geschäftsstelle der SG Wattenscheid 09 auf die Abrissarbeiten im Lohrheidestadion.
Blick aus der Geschäftsstelle der SG Wattenscheid 09 auf die Abrissarbeiten im Lohrheidestadion. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Bis heute. Bei den neuen Umbauplänen stehen aber weniger die Fußballer (offiziell gerade aus der Regionalliga abgestiegen), sondern vor allem die sehr erfolgreichen Leichtathleten im Fokus. Schon dreimal habe man in Wattenscheid Deutsche Meisterschaften ausgerichtet – 2002, 2005 und 2012. „Doch jetzt wurden die Vorgaben dafür geändert“, erklärt Ute Feinweber.

Damit die Heimstätte des TV Wattenscheid 01 – zugleich Landes- und Bundesleistungszentrum sowie Olympiastützpunkt – nicht an Bedeutung verliert, müsse die Infrastruktur verbessert werden. Aktuell werde das Lohrheidestadion in die Kategorie 1C eingestuft. „Um 1A zu erreichen, müssen wir 15.000 überdachte Plätze vorweisen“, berichtet Feinweber. „Aktuell sind wir bei 5000.“ Man benötige einen speziellen Hospitality-Bereich für Gäste und auch für die Sponsoren. „In der Vergangenheit haben wir dafür ein Festzelt aufgebaut bzw. einen Parkplatz genutzt.“

Ute Feinweber von der Stadt Bochum leitet das Projekt „Umbau des Lohrheidestadions“.
Ute Feinweber von der Stadt Bochum leitet das Projekt „Umbau des Lohrheidestadions“. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Also wird das Lohrheidestadion nun so umgebaut, dass es allen modernen Standards für (inter)nationale Leichtathletikwettbewerbe genügt, die Bedürfnisse der Fußballer berücksichtigt und auch das ganze Umfeld mit einbezieht. Es werde ganzheitlich gedacht, so Feinweber.

Der Plan sieht so aus: Das ganze Stadion wird überdacht. In die neue Westtribüne mit knapp 3600 Sitzplätzen (gegenüber sind es ca. 4000) werden ausreichend Räume für Gäste (bis 800 Personen), VIPs und Presse, Personal, Security, 09-Geschäftsstelle und natürlich die Sportler (Umkleiden) integriert. „Das alles wird bodenständig und vernünftig dimensioniert“, versichert Ute Feinweber.

Anstelle der bisherigen Geschäftsstelle wird es einen Haupteingang ins Stadion geben. Da sich in dem Gebäude aktuell die Umkleiden auch für die benachbarte Turnhalle (bleibt erhalten) befinden, wird nebenan als Nächstes ein neuer Umkleidetrakt gebaut. „Der soll schon im Dezember fertig sein“, sagt Feinweber.

Auch das Nachbargrundstück, wo die Fußballer von Rot-Weiß Leithe zu Hause sind, wird mit in das neue Sportzentrum integriert. „Hier wird ein neues Vereinsheim und ein neuer Kunstrasen mit sechs Laufbahnen gebaut“, erklärt Ute Feinweber. Der Platz werde extra gedreht, weg von den Wohnhäusern. „Damit so wenig Lärm wie möglich rüber dringt.“ Dafür soll auch eine Spezialwand am Lohrheidestadion sorgen.

Trotz Baustelle bleibt Sport möglich

Trotz der Baustelle könnten Leichtathleten und Fußballer das Lohrheidestadion nutzen, sagt Projektleiterin Ute Feinweber. Fürs Training weichen die 09-Kicker an die Berliner Straße aus, die Mannschaften von RW Leithe zum Esch.

Bei der Umgestaltung werde auch nachhaltig gedacht, versichert Feinweber. „Die Dächer werden entweder begrünt oder erhalten eine Photovoltaikanlage und wir gehen auf Geothermie. Die Kioske sind so konzipiert, dass eine Pfandrückgabe möglich ist.“

Gute Nachricht für Anwohner: Zusätzliche Stellplätze rund um das Lohrheidestadion sollen künftig den Parkdruck im Viertel lindern.

Zwischen dem großen und kleinen Stadion wird eine Freilufthalle gebaut, die mit ihren Maßen (30 x 70 Meter) mehr als zweimal so groß ist wie die am Hausacker in Riemke. Die Leichtathleten sollen hier beste Trainingsbedingungen und Aufwärmmöglichkeiten bei Wettkämpfen haben. Doch auch der Stadtteil soll von dem großen Umbau an der Lohrheide profitieren. Vereinsheim und Stadioninnenräume sollen zugleich Begegnungsstätte sein – sowohl für das Treffen der Awo-Frauen als auch für das beliebte Adventssingen im großen Rahmen.

Bis Anfang 2025 will bzw. muss man mit den Arbeiten fertig sein. Denn im Juli 2025 finden in fünf Städten in Nordrhein-Westfalen die World University Games statt. Und das gehe nicht ohne Wattenscheid, wo die Königsdisziplin Leichtathletik stattfinde, so Feinweber. „Wir haben dann landesweit das einzige Stadion, in dem Meisterschaften dieser Größenordnung ausgetragen werden können.“

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Dafür werden insgesamt 55 Millionen Euro in die Hand genommen. Knapp 31 Millionen Euro schießt das Land hinzu, 5,5 Millionen Euro kommen aus dem Stadtumbau-Programm hinzu. Aus Sicht von Ute Feinweber gut angelegtes Geld: „Wir bekommen hier ein Stadion mit viel Strahlkraft. Anschließend liegt es an den Akteuren, etwas daraus zu machen...“