Bochum. Das Mode-Geschäft „Kong Island“ in der Bochumer Innenstadt hat geschlossen. Warum der Inhaber aufgab und wie es am Standort weitergeht.
Nach knapp zehn Jahren hat das vegane Kleidungsgeschäft „Kong Island“in der Bochumer Innenstadt geschlossen. Der Grund: Betreiber Andreas „Kong“ Schröter hat Privatinsolvenz angemeldet. Im Gespräch mit der WAZ-Redaktion berichtet der 44-Jährige vom Problem der Mode-Läden und was er trotz Pleite als Nächstes plant.
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„Kong Island“ hat sich nicht von der Corona-Pandemie erholt
Mit zerrissener Jeans, Cap und bunt gebatiktem T-Shirt steht Andreas Schröter, der lieber „Kong“ genannt werden möchte, mitten in seinem ehemaligen Laden. „Die gehen alle an die Marken zurück“, sagt der voll tätowierte Bochumer und deutet auf die Kleidungsstücke um ihn herum. Mit vielen Händlern sei er bei „plus minus null“, aber eben nicht mit allen. Zehn Jahre lang verkaufte Kong in seinem Geschäft am Hellweg 2 vegane und fair gehandelte Kleidung, doch nun ist der 44-Jährige insolvent.
Das Geschäft habe jahrelang geboomt. So sehr, dass Kong überlegte, einen zweiten Einzelhandel zu eröffnen und vielleicht sogar ein veganes Lokal im Bermudadreieck. Dass daraus nichts wurde, liege an der Corona-Pandemie. Während des Lockdowns seien die Einnahmen minimal gewesen und anstatt die Ware kontaktlos abzuholen, hätten die Leute lieber online bestellt. Davon habe sich der Laden nicht erholt.
Dennoch: Das Problem hätten viele Mode-Läden, an seinem „goldigen Publikum“ liege es nicht. Über seine Freunde aus der Branche sagt Kong: „Die mussten sich alle spezialisieren“, anders sei es nicht möglich, Geld zu verdienen.
„Ich kenne die Fabriken der Sachen, kenne die Leute, zum Teil war ich sogar vor Ort“
Seit nunmehr 20 Jahren befasst sich Kong mit der nachhaltigen Beschaffung von Textilien. Angefangen habe seine Begeisterung für Nachhaltigkeit, als er in einer Siebdruckerei arbeitete. Dort habe er festgestellt, dass einige Stoffe schneller reißen als andere. „Das liegt an der Qualität“, habe ihm sein Chef bestätigt. Es war der Auslöser für Kong, sich in das Thema einzulesen.
Einige Zeit später übernahm der junge Unternehmer eine kleine Druckerei und produzierte nachhaltige Shirts für Punk-Bands. „Das war eine wilde Zeit“, erinnert er sich grinsend. Kong weiß, wovon er spricht: „Ich kenne die Fabriken der Sachen, kenne die Leute, zum Teil war ich sogar vor Ort“, erzählt er.
Neuer Store soll entstehen: Weltweit ist es der erste dieser Marke
Im Jahr 2014 eröffnete Kong den gleichnamigen Store „Kong Island“ in Bochum. Über seinen Laden habe er immer das Gefühl gehabt, die Menschen direkt zu erreichen, ihnen nachhaltige Kleidung und faire Produktionsbedingungen näherzubringen. „Bei Textilien ist es einfacher zu vermitteln“, sagt der 44-Jährige. Hätte er das große Geld machen wollen, hätte er auf eine andere Sparte setzen müssen. Bei vielen großen Bekleidungsgeschäften und Online-Händlern, die nicht auf nachhaltige und faire Produktionsbedingungen achten, gebe es keinen „Ehrenkodex wie in der Fair-Fashion-Branche“. Das stört Kong sehr.
Trotz seiner jetzigen Situation resümiert Kong: „Es war eine geile Zeit.“ Bei einer „Abrissparty“ habe er mit Freunden und Stammkunden nochmal im Laden gefeiert. Dabei habe eine „ältere Kundin der Stunde null“ angefangen zu weinen. „Wir haben im Laden zusammen geheult“, berichtet der Selbstständige.
Kleidung wird es am Hellweg 2 künftig nicht mehr geben, dafür aber nachhaltige Rucksäcke und Taschen der Marke „Ethnotek“, denn: Gemeinsam mit Kong wird voraussichtlich am 15. März ein sogenannter „Flagship-Store“ eröffnet – das erste Geschäft weltweit, das ausschließlich „Ethnotek“ vertreibt. Es ist das vorübergehende Ende der Selbständigkeit für Kong. Als Filialleiter wird er Bochum jedoch weiterhin erhalten bleiben.