Bochum. Für den 5. März war die Zwangsräumung angesetzt. Doch jetzt gibt es neue Entwicklungen. Eine Kundgebung wurde kurzfristig abgesagt.
Neue Entwicklungen im Mieterstreit an der Kohlenstraße: Klaus Schmitt kann noch mindestens einen Monat länger in seiner Wohnung bleiben. Eine für Dienstag angesetzte Zwangsräumung sei verschoben worden, teilt Johannes Habich vom Unterstützerkreis mit.
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Seit seiner Geburt vor 73 Jahren lebt Klaus Schmitt an der Kohlenstraße 135. In der Häuserzeile mit drei weiteren verfallenen Gebäuden des ehemaligen Heunerviertels ist er der letzte Mieter. Die Häuser gehören der Stadt. Sie will sie alsbald abreißen lassen, um Platz für eine gewerbliche Nutzung zu schaffen.
Mieterstreit Kohlenstraße: Neuer Räumungstermin im April
Zunächst bis Dezember 2023, dann bis zum 5. März sollte Klaus Schmitt sein Geburtshaus verlassen. Eine breite Unterstützergruppe steht dem Rentner bei seinem Widerstand zur Seite und fordert die Stadt auf, die Häuser zu sanieren und so preisgünstigen Wohnraum zu erhalten.
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Nun gibt es einen abermaligen Aufschub für die Räumung. Schmitt hatte die Fristverlängerung mit Hinweis auf seine psychische Verfassung beantragt. „Als neuen Termin nennt das Amtsgericht den 9. und 10. April“, berichtet Johannes Habich.
„Soli-Kreis“ hat Kundgebung in der Innenstadt abgesagt
Aufgrund der Entwicklung hat der „Soli-Kreis“ eine für den vergangenen Samstag (2.) geplante Kundgebung am Hauptbahnhof kurzfristig abgesagt. Das Motto „Klaus bleibt!“ sei aber weiterhin aktuell, heißt es in einer Mitteilung: „Für uns bedeutet der Aufschub auf keinen Fall, dass wir am Ziel angekommen sind. Vielmehr gibt er uns die Gelegenheit dazu, noch einmal richtig Anlauf zu nehmen und mit einer noch größeren und kraftvolleren Demonstration unserem Ziel Nachdruck zu verleihen: Eine Stadt für Menschen und nicht für Büros!“
Dem schließt sich das „Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung“ an. Für die Ratssitzung am 14. März wurde ein weiterer Fragenkatalog eingereicht. „Hat die Stadt stadteigene Wohnhäuser allein deshalb ohne jede Instandhaltungsmaßnahme 30 Jahre leer stehen lassen, weil sie diese von Anfang an irgendwann einmal abreißen und die Flächen ohnehin einer gewerblichen Nutzung zuführen wollte?“, fragen Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt und seine Mitstreiter.
Letzter Mieter entgegnet Bradtke-Darstellung im Rat
„Für mich gibt es kein Danach“, hatte Klaus Schmitt zuletzt gesagt. Er werde seine Wohnung „nicht lebend verlassen“. Die jüngste Darstellung von Stadtbaurat Markus Bradtke im Rat, er habe drei Immobilien, die er leerstehen lasse, will der 73-Jährige nicht so stehenlassen und bekräftigt einen früheren Bericht der WAZ.
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Danach sei eine seiner beiden Eigentumswohnung unbewohnbar; für die Renovierung fehle ihm das Geld. Die Mieterin in seiner zweiten Wohnung wolle er „nicht rausekeln“. Und ein Umzug auf einen alten Bauernhof der Familie im Westerwald sei ihm wegen der unzureichenden Gesundheitsversorgung „zu riskant“. Er wolle an der Kohlenstraße bleiben, „weil hier meine Wurzeln sind“.