Bochum. Der Streit um den Abriss einer Häuserzeile in Bochum spitzt sich zu. Der letzte Mieter Klaus Schmitt (73) hat eine letzte Frist bekommen.
„Klaus bleibt“, postuliert ein Solidaritätskreis. „Klaus muss raus“, bekräftigt die Stadt. Der Streit um den letzten Mieter in den vier Schrotthäusern an der Kohlenstraße spitzt sich zu.
- Letzter Mieter will nicht weichen: Wird Schrotthaus besetzt?
- Bochumer (73) wohnt in Schrotthaus – sein einsamer Kampf
- Frist abgelaufen: Doch einsamer Mieter will weiterkämpfen
- „Klaus bleibt“: Protest gegen Zwangsräumung wächst
- Schrotthaus-Mieter bietet Stadt 50.000 Euro
Klaus Schmitt (73) wohnt zeit seines Lebens an der Kohlenstraße. Im vergangenen Dezember hätte er sein Geburtshaus verlassen müssen. Denn die Stadt plant den Abriss der gesamten Häuserzeile, um Platz für Gewerbeansiedlungen zu schaffen. Doch Schmitt weigert sich, der Räumungsklage nachzukommen – und erfährt Hilfe von einem Unterstützerkreis, der die Stadt auffordert, die Gebäude instandzusetzen und damit dringend benötigten preiswerten Wohnraum zu schaffen. Mehr als 1000 Menschen unterzeichneten dafür im Januar eine Online-Petition.
Stadt Bochum setzt Frist: Mieter soll Geburtshaus bis zum 5. März räumen
Die Stadt beharrt auf der Räumung. Für die gibt es nun eine neue Frist. „Herr Schmitt hat Post von der Gerichtsvollzieherin bekommen. Am 5. März soll er aus seiner Wohnung zwangsgeräumt werden“, berichtet Johannes Habich als Mitglied des Solidaritätskreises.
In der Ratssitzung am Donnerstag fand Stadtbaurat Markus Bradtke klare Worte. Mit wirtschaftlichen Mitteln könnten die Wohnhäuser nicht mehr instandgesetzt werden. Das Wohnen in diesem Bereich der Kohlenstraße, in direkter Nähe zur Autobahn, werde „aufgegeben“, so Bradtke. „Nicht jede Wohnung kann gerettet werden.“
Bochums Baurat: Stadt hat stets rechtmäßig gehandelt
Eine Verständigung mit Klaus Schmitt als letztem Mieter sei nicht möglich gewesen. Die Stadt habe stets rechtmäßig gehandelt. Der Sachverhalt werde nun „skandalisiert“. Dabei habe Schmitt öffentlich eingeräumt, dass ihm selbst Häuser gehörten, die er leerstehen lasse. „Er sollte erst einmal seine eigenen Immobilien wieder vermietbar machen“, betonte Bradtke.
Derweil erhält Klaus Schmitt weiteren Beistand. „Zwangsräumungen sind einschneidende, oft belastende und mitunter traumatische Erlebnisse, gerade wenn sie einen Menschen aus der einzigen vertrauten Umgebung reißen“, sagt Lutz Rutkowski, Leiter der Sozialarbeit beim Verein „bodo“. „Jede Zwangsräumung ist eine zu viel.“ In Bochum bleibe die Zahl hoch. Rutkowski: „268 Mal wurde nach Angaben der Verwaltung im vergangenen Jahr eine Zwangsräumung angesetzt. 206 davon fanden auch statt: im Schnitt also jeden zweiten Tag.“
Unterstützer von Klaus bitten zu „Sonntagsspaziergängen“ an der Kohlenstraße
Der Solidaritätskreis lädt ab sofort zu „Sonntagsspaziergängen“ an der Kohlenstraße ein. Sie finden unter der Führung von Johannes Habich ab dem 4. Februar an jedem zweiten Sonntag um 15 Uhr statt. Startpunkt ist an der Kohlenstraße 135: das Haus, das Klaus Schmitt in vier Wochen räumen soll.