Bochum. Klaus Schmitt wohnt in einem Bochumer Schrotthaus. Die Stadt will die Häuser abreißen, der Bochumer sein Geburtshaus erhalten. Wie es weitergeht.

„Klaus bleibt!“, heißt eine Initiative, die sich dafür einsetzt, dass Klaus Schmitt sein Geburtshaus an der Kohlenstraße in Bochum nicht räumen muss. Nun tritt der Mieter mit einem überraschenden Angebot in die Stadt heran. Er will das Haus kaufen und nach seinem Tod zurückgeben.

„Klaus bleibt!“: So haben wir bisher berichtet

Seit seiner Geburt vor 73 Jahren lebt Klaus Schmitt an der Kohlenstraße 135 unmittelbar am ehemaligen Heusnerviertel, das in den 1980er Jahren als Schauplatz einer der erbittertsten Hausbesetzungen bundesweit bekannt wurde. Insgesamt sind es vier verwahrloste Gebäude, die die Stadt als Eigentümerin als „Schrottimmobilien“ gelistet hat. Sie sollen abgerissen und „einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden“, heißt es im Rathaus. Die Rede ist vom Bau neuer Büroflächen.

Kohlenstraße: Online-Petition mit mehr als 1000 Unterschriften

Die Stadt war mit einer Räumungsklage in letzter Instanz erfolgreich. Bis zum 7. Dezember 2023 hätte Klaus Schmitt seine Wohnung verlassen müssen. Doch der Rentner weigert sich. Dabei gehe es nicht nur um ihn. Preisgünstiger Wohnraum werde in Bochum dringender denn je benötigt, sagt er. Statt die Häuser weiter herunterzuwirtschaften, könnte die Stadt sie ertüchtigen und mit geringen Mieten neu nutzen.

Mit dieser Forderung erfährt Schmitt Beistand aus Reihen des Bündnisses „Gutes Wohnen in Bochum“. Mitte Dezember beteiligten sich 60 Sympathisanten an einem Demonstrationsmarsch. Lassen wir Klaus nicht alleine und kämpfen gleichzeitig gemeinsam gegen eine Wohnungspolitik, die nur den Reichen nutzt“, hieß es in einem Aufruf. 1013 Einträge (Stand: 2. Januar) verzeichnet bisher eine Online-Petition. Mitte Januar ist ein Solidaritätskonzert geplant. Möglich erscheint auch eine Hausbesetzung, sollte es zu einer Zwangsräumung kommen.

Mieter will sein Geburtshaus für 50.000 Euro kaufen

Nun geht Klaus Schmitt auch selbst in die Offensive. Über seine Rechtsanwältin habe er einen Räumungsaufschub beantragt. „Grund ist meine angeschlagene psychische Verfassung“, sagte er am Dienstag im WAZ-Gespräch.

Zugleich habe er der Stadt vorgeschlagen, das Haus Kohlenstraße 135 zu kaufen: „für 50.000 Euro. Für die ganze Häuserzeile reicht mein Geld leider nicht.“ Für die Stadt sei sein Angebot „höchst lukrativ“: „Nach meinem Tod fiele die Immobilie sofort an die Stadt zurück.“

Stadt hält an Räumungsverfügung fest

Die Reaktion im Rathaus fällt eindeutig aus. Die Rechtslage sei „ausverhandelt“. „Wir halten an der Räumungsverfügung fest und haben alle entsprechenden Schritte eingeleitet“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger auf WAZ-Anfrage.