Bochum. Neuer Anblick in Bochum: Das Kopfsteinpflaster einer kleinen Straße ist weg, Poller kamen hinzu. Was dahinter steckt, wie Anwohner reagieren.
Vorher führte Kopfsteinpflaster vom Boulevard herunter zum alten Brauhaus Rietkötter – nun ist da grauer, glatter Asphalt mit weißen Markierungen: Die große Beckstraße zwischen Bongard- und Brückstraße in der Innenstadt hat sich verändert. „Es gab Rillen und Ausbrüche“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk mit. Das Kleinpflaster habe sich in einem schlechten Zustand befunden, weshalb ein zügiger Umbau erforderlich gewesen sei.
Große Beckstraße ist Teil des Radkreuzes durch die City
Der Umbau sei unlängst im Rahmen des Projekts „Radkreuz“ erfolgt. Zur Erinnerung: Das Radkreuz soll Radfahrende sicher und bequemer durch die Bochumer Innenstadt leiten. Die Stadt baut dazu die Straßen in der City seit Herbst 2023 um, nimmt insgesamt rund 750.000 Euro in die Hand.
Anstatt den Innenstadtring zu umfahren, sollen Radlerinnen und Radler den Stadtkern auf den direkten Verbindungen durchkreuzen. „Wir haben geprüft, ob Radwege auf dem Ring angelegt werden könnten“, sagte Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch beim Start des Ausbaus, „doch das wäre nur möglich, wenn wir die Busse umleiten und alle Bäume fällen würden.“ Zudem sei der Weg über den Ring oft weiter.
„Freiburger Kegel“ sollen den Autoverkehr ausbremsen
Die Große Beckstraße stellt so beispielsweise den kürzesten Weg von der Alleestraße zur Castroper Straße dar. Dass sie umgestaltet werden würde, stand bereits länger fest. Die nun erfolgten Änderungen seien Verbesserungen, so die Stadt. Sie „dienen dem Komfort, aber vor allem der Sicherheit der Radfahrenden“, heißt es.
Eine denkmalrechtliche Bedeutung habe das Kleinpflaster nicht gehabt, so van Dyk. Die Straße liege nicht in einem Denkmalbereich, erklärt er.
Auf glattem Asphalt soll es sich leichter rollen und strampeln als auf dem Kopfsteinpflaster. Zusätzlich sind „Freiburger Kegel“ eingebaut, um die Fahrbahn optisch einzuengen, heißt es. Sie sollen Autofahrer ausbremsen. Es handelt sich nämlich um einen Bereich der Fußgängerzone, somit sei Schrittgeschwindigkeit geboten. „Trotzdem wurde uns berichtet, dass sich die Verkehrsteilnehmer nicht immer daran halten“, berichtet Stadtsprecher van Dyk.
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Anlieger in Bochumer Innenstadt ärgern sich über die Umbauten
Anlieger sind dennoch irritiert von den Umbauten: „Es ist sinnlos“, sagt Alireza Kheitash (61), Inhaber des Copyshop Digitaldruck. Fahrradfahrer seien nun viel schneller unterwegs, und das sei für Passanten gefährlich, erklärt er. Auch fand er den vorherigen Zustand der Straße schöner. Eine weitere Anliegerin, die anonym bleiben will, zeigt sich ebenfalls verärgert. Eine Mitteilung über die Bauarbeiten habe sie von der Stadt nicht erhalten.
Die Geschäftsführerin der „Schuster‘s Ecke“, Martina Nolden (56), teilt die Meinungen ihrer Nachbarn. „Das letzte Schöne der Altstadt ist nun auch dahin“, sagt sie. Sie meint, dass die Ästhetik der Altstadt verloren gehe und dass es gerade wegen des Alten Brauhauses Rietkötter schade sei, zu dem das vorherige Pflaster so gut gepasst habe.
„Die Einbahnstraße interessiert niemanden“, sagt Nolden. Sie habe beobachtet, wie Autos die Straße weiterhin mit bedenklicher Geschwindigkeit und aus jeder Richtung befahren. Dabei sollten die „Freiburger Kegel“ diesem Verhalten vorbeugen.