Bochum. Die Stadt Bochum will es Radfahrern bequemer machen: Sie leitet sie sicher durch die Innenstadt. Das hat Folgen für Autofahrer und das Stadtbild.

Radfahrer lieben bequeme und kurze Wege. Genau die will die Stadt Bochum ihnen in den nächsten 18 Monaten herrichten, und zwar durch das sogenannte Radkreuz. Dabei wird die Innenstadt zum Verteiler in alle Richtungen stadtweit. Fast 750.000 Euro kostet die Lösung.

„Wir haben geprüft, ob Radwege auf dem Ring angelegt werden könnten; doch das wäre nur möglich, wenn wir die Busse umleiten und alle Bäume fällen würden. Außerdem ist der Weg über den Ring oft der weitere“, sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch.

Mehr Aufenthaltsqualität in der Bochumer City

Eine Ausnahme bleibt der Ring zwischen Viktoriastraße und Hauptbahnhof; diese Strecke wird nicht über Radkreuz erreichbar sein. „Dort feilen wir noch an einer Lösung. Es gibt Ideen, wie dort das Radfahren möglich werden könnte. Dort stehen nicht ganz so viele Bäume“, erklärt er.

Das Projekt Radkreuz beinhaltet Straßenumbauten zugunsten des Zweirads, Wegfall von Parkplätzen, mehr Begrünung im Stadtbild und Sitzgelegenheiten, die heute in der Innenstadt oft vermisst werden.

Radkreuz Innenstadt
Radkreuz Innenstadt © funkegrafik nrw | Anna Stais

Das erste Radkreuz-Signet wurde jetzt an der Rathauskreuzung aufgebrannt, weitere werden folgen. Damit wird den Radfahrern der Weg durch die Innenstadt gewiesen. Wer etwa von der Alleestraße zur Castroper Straße will, fährt über den Boulevard, biegt in die Große Beckstraße und kreuzt den Nordring.

Große Beckstraße bekommt neues Pflaster

Dazu wird die Große Beckstraße umgebaut; das heutige Kleinpflaster verschwindet zugunsten von Asphalt. Für Anlieger und Anlieferfahrzeuge wird sie zur Einbahnstraße.

Der nächste Schritt ist die Umgestaltung der Hans-Böckler-Straße. Dort bergen die Straßenbahnschienen Gefahren für Radfahrer, die in Richtung Rathaus unterwegs sind; es kam vermehrt zu Stürzen. Lösung sollten sogenannte Gummilippen sein, die das Überfahren der Gleise ermöglichen sollten. Doch die erwiesen sich nach Tests auch in anderen Städten als ungeeignet.

„Wir wollen noch in diesem Jahr eine neue Verkehrsführung einrichten, die die Radfahrer im 90-Grad-Winkel über die Gleise leitet. Das ist die sicherste Variante“, so Eiskirch.

Parkplätze an der unteren Kortumstraße verschwinden

Im nächsten Jahr wird es auch erhebliche Veränderungen an der unteren Kortumstraße zwischen Nordring und Brückstraße geben. Die Parkplätze Richtung Innenstadt werden wegfallen. Die auf der gegenüberliegenden Seite werden als Bewohnerparkplätze ausgewiesen. „Das Parkhaus P 5 ist ja gleich um die Ecke“, betont Susanne Düwel, Leiterin des Tiefbauamtes. Der Straßenabschnitt wird attraktiver umgestaltet, es wird Sitzgelegenheiten, Spielangebote für Kinder und Radabstellanlagen geben.

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch erläutert die Veränderungen, die das Radkreuz für die Innenstadt bedeutet.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch erläutert die Veränderungen, die das Radkreuz für die Innenstadt bedeutet. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Eine „Problemecke“ wird dann 2025 in Angriff genommen: Die Einfahrt zum Parkhaus an der Massenbergstraße/Ostring. Dort gibt es heute wenig Platz für Radfahrer, zumal hier auch die Busse halten. Durch einen aufwendigen Umbau wird künftig der Radverkehr über das Bord zur Zufahrt geführt und weiter in die Massenbergstraße geleitet, vorbei an den Bussen.

„Dadurch besteht die Chance, die Fläche zu begrünen und ein attraktives Entree in die Innenstadt zu schaffen“, sagt Thomas Eiskirch. Allein diese Maßnahme ist mit einer halben Million Euro veranschlagt. „Die Summe könnte noch steigen, wenn wir etwa an die Stützen der Tiefgarage müssen“, ergänzt Susanne Düwel.

Bochumer Radwende sieht noch Handlungsbedarf

Kritik kommt hingegen von der „Radwende“, dem Zusammenschluss Bochumer Radfahrer-Aktivisten. Ihr Fazit: „Es ist noch ein weiter Weg bis zur radfreundlichen Innenstadt.“

Die Radwende begrüßt die Einrichtung des Radkreuzes, macht allerdings auf erhebliche Mängel in der bisherigen Umsetzung und die schlechte Erreichbarkeit der Innenstadt für Radfahrerinnen und Radfahrer aufmerksam. Bestehende Radwege seien zum Großteil viel zu eng. Hier bestehe Handlungsbedarf.

Auf dem Innenstadtring fehle nahezu komplett ein Radweg. Viele wichen häufig verkehrswidrig auf den Bürgersteig aus. Hier müssten Planungen für einen durchgehenden Radweg aufgenommen werden.