Bochum. Bochum erhält wohl eine neue Fahrradprofessur und so bis zu 4 Millionen Euro in den nächsten Jahren. Eine Chance für Radwege und Co.? Die Pläne.

Nur etwa jeder 15. Verkehrsteilnehmer in Bochum fährt mit dem Fahrrad. „In anderen Städten ist das deutlich mehr“, sagt Iris Mühlenbruch, Professorin an der Hochschule Bochum und u. a. zuständig für Verkehrssysteme und nachhaltige Mobilität. Ihr Ziel: Radfahrer sollen Städte besser befahren können. Schon bald könnte sich etwas tun. Wenn alles gut läuft, bekommt die Hochschule Bochum eine Fahrradprofessur.

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Bis zu 400.000 Euro jährlich vom Land, über einen Zeitraum von zehn Jahren, eine neue Professorin oder ein neuer Professor inklusive zwei Vollzeit-Mitarbeitenden – so würden die Hochschule und damit auch die Stadt profitieren, wenn Bochum final den Zuschlag bekommt.

Fünf Hochschulen haben sich um Fahrradprofessur beworben: Bochum setzt sich durch

Im vergangenen Jahr hat sich die Hochschule beworben. Sie habe „mit ihrem praxisorientierten Konzept auf ganzer Linie überzeugt“, erklärt NRW-Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer (Die Grünen). Das Konzepte setze auf die Planung und den Bau von Radwegen, ohne dabei zum Beispiel Themen wie die Digitalisierung aus dem Blick zu verlieren.

Fünf Hochschulen haben an der Vorauswahl teilgenommen. Noch ist der Hochschule Bochum die Professur nicht ganz sicher. Sie hat bis Ende Februar Zeit, den Förderantrag einzureichen. Das Formale muss also noch final geklärt werden.

Das Konzept, mit dem sich die Hochschule Bochum beworben hat, wurde von Iris Mühlenbruch und Sebastian Seipel entwickelt, die das Institut für Mobilität und Verkehrssysteme im Bau- und Umweltingenieurwesen leiten. „Es gibt viele Gelder, die bereitliegen, um Radwege zu bauen. Diese werden aber nicht abgerufen, weil Personal fehlt, um die Radwege zu planen“, schildert Mühlenbruch. Ein primäres Ziel sei es, Nachwuchs zu generieren. Mit neuen Vertiefungen sollen Studierende zu Experten für Radinfrastruktur werden.

Die Stadt Bochum unterstützt die Bewerbung

Schon jetzt gebe es zahlreiche Projekte in dem Bereich, auch in Zusammenarbeit mit umliegenden Städten wie Essen und Dortmund, aber vor allem mit der Stadt Bochum. Die Infrastruktur vor Ort solle sich verbessern. „Es ist deshalb wichtig, dass die Stadtverwaltung mit im Boot ist“, so Mühlenbruch.

Die Stadt Bochum habe durch die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren etliche hoch qualifizierte Ingenieurinnen und Ingenieure einstellen können, heißt es auf Anfrage. Auch praktische Bachelor- und Masterarbeiten hätten sich mit dem Radverkehr in Bochum beschäftigt.

Verkehrswende in Bochum soll vorangebracht werden

„Ich beglückwünsche die Hochschule Bochum und insbesondere den Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen zu diesem Erfolg und freue mich darüber, dass diese Zusammenarbeit weiter vertieft werden kann“, so Stadtbaurat Markus Bradtke. Durch die Stärkung des Forschungsbereichs erwarte die Stadt, dass noch mehr praxisnahe Forschungsergebnisse der Hochschule auch auf den Straßen sichtbar werden und die Verkehrswende in Bochum vorangebracht wird.

Markus Bradtke ist Stadtbaurat der Stadt Bochum.
Markus Bradtke ist Stadtbaurat der Stadt Bochum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Auch Jens Matheuszik, Vorsitzender des ADFC in Bochum, findet: „Für Bochum wäre das ein großer Gewinn, denn hier werden die Fachkräfte ausgebildet, die wir für einen langfristigen Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur benötigen.“ Anschauungsmaterial mit Verbesserungspotential gebe es für die Studierenden vor Ort genug.

„Anschauungsmaterial mit Verbesserungspotential gäbe es für die Studierenden auch vor Ort genug.“
Jens Matheuszik - ADFC-Vorsitzender in Bochum

Zweite Fahrradprofessur in NRW

Die Fahrradprofessur für Bochum wäre die zweite in NRW und die erste durch das Land geförderte. Finanziert durch Bundesmittel gibt es an der Bergischen Universität Wuppertal bereits eine solche Professur.