Im Brauhaus Rietkötter kippte der Kuhhirte seinen Klaren
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Bochum. . Das alte Brauhaus Rietkötter ist einer der schönsten und bekanntesten Häuser Bochums. Eventuell stammt das Gebäude sogar aus dem 17. Jahrhundert.
Eines der schönsten und bekanntesten Bochumer Häuser ist das Alte Brauhaus Rietkötter im Brückviertel. Und es ist in mancherlei Hinsicht eine Rarität. Denn vom historischen Stadtkern des Ackerbürgerstädtchens Bochum hat nur dieses Fachwerkhaus die Bombennächte und die Stadtsanierung der Nachkriegsjahre überlebt.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Vor dem letzten Krieg gehörte das Alte Brauhaus ganz selbstverständlich zum Weichbild des „alten Bochums“, dessen Häuser und Geschäfte sich in vielen Jahrhunderten um die Propsteikirche versammelt hatten und dessen Mittelpunkt der Alte Markt mit dem Kuhhirten-Denkmal war.
Exaktes Gründungsjahr ist ungewiss
Tatsächlich ist das Rietkötter-Haus eines der ältesten Gebäude überhaupt: Eine Altersbestimmung des hölzernen Dachstuhls ergab vor einigen Jahren, dass das Fachwerkhaus an der Große-Beck-Straße schon 1756 existierte.
So gesehen ist die an der Fassade angebrachte Jahreszahl 1777 etwas irreführend, denn damit gemeint ist womöglich das Gründungsjahr einer Brauerei, die hier bis 1943 betrieben wurde. Einiges spricht nach aktuellen Erkenntnissen der Heimatforschung sogar dafür, dass das Haus bereits im 17. Jahrhundert entstanden sein könnte und dass es damals der Familie Ostermann gehörte.
Das Anwesen wurde zu einer Kleinbrauerei ausgebaut
Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Brauhaus in den Besitz des Schankwirts Bernhard Dahm, der dort die Gaststätte „Dahm bei der Pumpe“ eröffnete. 1865 wurde das Haus an den Braumeister Moritz Heinrich Fiege verkauft. Seine Witwe Amalie heiratete 1870 den aus Haltern stammenden Braumeister Theodor Rietkötter.
Er baute das Anwesen zur Kleinbrauerei aus, die sich mit der wegen der Industrialisierung ständig wachsenden Bevölkerungszahl Bochum gut entwickelte. Das Sudhaus mit seinen kupfernen Mischbottichen und die alte Schroterei waren bis in die Jahre vor dem Krieg erhalten.
Um das Brauhaus Rietkötter rankte sich früher so manche Bochumer Schnurre. Hier trank der alte Kortebusch, Bochums letzter Kuhhirte, seinen Klaren ebenso wie Dr. Arnold Kortum. Alt-Bochumer Flachs war hier immer zu Hause: Von Mutter Rietkötter erzählten sich die Pohlbörger, sie habe die Restsumme für den Ankauf des Hauses mit Säcken voller Pfennige bezahlt.
Heute ist das Alte Brauhaus Rietkötter eine gediegene Speisegaststätte, in der die Wirtsleute Sabine und Udo Rogge Westfälische Spezialitäten „mit Pfiff“ auftischen.
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