Bochum. Schwierige Zeiten macht Bochums Stadtteil Wattenscheid durch. Das Thema Gesundheit könnte ihm zum Aufschwung verhelfen. Wie das gelingen soll.
SG 09, Steilmann, Lokalpatriotismus. Was sind die ersten Gedanken, wenn von Wattenscheid die Rede ist? In jüngster Zeit wird es auf jeden Fall zu oft mit negativen Entwicklungen in Verbindung gebracht, finden nicht nur eingefleischte Wattenscheider. Wenn es nach Plänen der Stadt geht Bochum, dann soll sich das möglichst bald ändern.
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Wattenscheids Zentrum soll zu einem Dreh- und Angelpunkt der Gesundheitswirtschaft ausgebaut werden. „Es geht um die Fläche des gesamten Stadtteilzentrums rund um die Hoch- und die Oststraße“, sagt Stefanie Bersin, Sprecherin der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG).
„Ambulantes Wattenscheid“ – die Rede ist von einem Meilenstein
Das Projekt „Ambulantes Wattenscheid“ setze darauf, neue wirtschaftliche Impulse für die Entwicklung des Stadtteils zu geben. Wie groß das Potenzial für neue Arbeitsplätze ist, könne noch nicht genau definiert werden, so Bersin auf Anfrage dieser Redaktion. Bei einer Quartierskonferenz im Gründerzentrum sei über Ideen und Visionen gesprochen worden. Die Rede ist von einem Meilenstein.
Fünf Handlungsfelder seien ausgemacht worden: die Förderung innovativer Versorgungsansätze, die Stärkung von Wissenschaft und Forschung, die Entwicklung eines attraktiven gewerblichen Umfelds, die Schaffung eines gesunden Lebensumfelds sowie der Ausbau von Aus- und Weiterbildungsangeboten. Bis zum April soll ein komplettes Handlungskonzept erstellt werden.
Perspektive für Firmen, Investoren und Institute
Ziel müsse es sein, die Stadtteilentwicklung mit dem Thema Gesundheit zu verknüpfen und Wattenscheid-Mitte als „Gesundheits-Hub“ zu etablieren. Als Hub werden in der Wirtschaft Orte verstanden, an denen Unternehmen, Investoren und Forschungsinstitute gemeinsam daran arbeiten, neue Produkte und Dienstleistungen zu etablieren; nicht selten in Verbindung mit digitalen Ansätzen.
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„So sollen die Gesundheitsförderung und -wirtschaft in der Region gestärkt und die wohnortnahe Versorgungssituation verbessert werden“, heißt es bei der WEG. Wattenscheid-Mitte bekomme so eine „neue positive Entwicklungsperspektive“.
„Die Quartierskonferenz markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg, Wattenscheid als innovativen Gesundheitsstandort zu positionieren“, sagt WEG-Geschäftsführer Rouven Beeck. „Ein ambulantes Wattenscheid ist so viel mehr als nur ein neues Ärztehaus. Jeder Akteur vor Ort hat sein Netzwerk und kann einen Mosaikstein dazu beitragen, dass wir dieses Dekaden-Projekt schaffen und in zehn Jahren auf ein besseres und gesundes Wattenscheid blicken.“
Strategie wird mit Stadtteilentwicklung koordiniert
Auch Johannes Peuling, Leiter der Agentur Gesundheitscampus Bochum, zeigt sich nach der Quartierskonferenz sehr zufrieden: „Die von den Teilnehmenden eingebrachten Ideen und Maßnahmenvorschläge für Wattenscheid sind wirklich wertvoll und werden für das zu erstellende Handlungskonzept berücksichtigt.“ Zur Urban Health, also zur „Stadt-Gesundheit“, gehören medizinische Versorgung und Gesundheitsförderung, Hilfe für Start-Ups und die Ansiedlung von Firmen der Gesundheitsbranche.
Mehr als 20 Prozent der Beschäftigten arbeiten in der Gesundheitsbranche
Eine starke und ausgeprägte Gesundheitsstruktur gibt es in Bochum bereits. Mehr als 20 Prozent aller Beschäftigten in der Stadt verdienen ihr Geld in dieser Branche. Was es nicht gibt – wie im übrigen nirgendwo im Ruhrgebiet, so die WEG – „ist ein zentraler Standort für das Thema Gesundheitsversorgung als innovativer Entwicklungsraum für neue Formen und Mechanismen urbaner Gesundheitsversorgung“.
Wattenscheid könnte dieser Ort sein, zumal er dafür die passenden demografischen und ökonomischen Voraussetzung hat, so die WEG.
Gute Voraussetzungen
Wattenscheid verfügt nach Einschätzung der WEG über „eine recht gute medizinische Versorgungsstruktur“, darunter zwei Krankenhäuser, eines davon mit der größten Geriatrie Deutschlands.
Es gebe in Wattenscheids Zentrum bzw. im Umfeld sehr erfolgreiche Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft, so etwa die Mesalvo GmbH. „Das Unternehmen gehört zu den Marktführern in der medizinischen IT“, sagt WEG-Sprecher Bersin.
Weitere wichtige Player seien die Atas medical Technologies GmbH, ein „innovatives Unternehmen“, das Navigations-Roboter für Ärzte entwickelt, sowie die Koch Medical GmbH, die Medizintechnikgeräte überholt.