Bochum. Sportartikel für Filialen in Deutschland wurden an der Hansastraße in Bochum umgeschlagen. Nun betreibt Rewe dort eine Lieferdienst-Drehscheibe.
44866 Bochum-Wattenscheid, Hansastraße 105. Viele Jahre lang wurden von dort aus die Filialen der Sportartikel-Kette Voswinkel in der ganzen Republik beliefert. So weit reichen die Lieferwege des Nachfolgers zwar nicht. Aber die Umschlagmenge dürfte um einiges höher sein, wenn die Geschäfte erst mal so laufen wie es sich der neue Hallenbetreiber vorstellt. Rewe will mit seinem Lebensmittel-Lieferdienst von Wattenscheid aus 1,6 Millionen Kunden im Ruhrgebiet versorgen.
Eigentümer Bowag hat die Halle von Voswinkel gekauft
Und dafür greift der Kölner Handelskonzern ebenso wie der neue Eigentümer der Logistikhalle, die Bowag Grundbesitz GmbH, tief in die Tasche. Das Unternehmen, an dem zu einem Teil die Bochumer Bollmann-Gruppe beteiligt ist, hat im März 2020 die 11.500 Quadratmeter große Immobilie und das insgesamt etwa 30.000 Quadratmeter große Grundstück von Voswinkel gekauft und danach zehn Monate lang umfassend saniert und umgebaut. Vor allem für den Brandschutz habe die Bowag viel Geld ausgegeben, so Projektleiter Thomas Janicki. Jeweils einen einstelligen Millionenbetrag hätten Vermieter und Mieter ausgegeben, um das Gebäude fit für die neuen Anforderungen zu machen.
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Nicht zuletzt dieser Aspekt, die Nachhaltigkeit, hat Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) im Rahmen der Standorteröffnung positiv herausgestrichen. „Etwa 80 Prozent der Energie, die im gesamten Leben einer Immobilie verbraucht wird, entfällt auf die Erstellung, nur 20 Prozent auf die Nutzung.“ Aus Alt mach’ Neu sei also sinnvoll, vor allem wenn dazu eine energetische Sanierung gehöre.
Bis zu 300 Beschäftigte könnten in der Lebensmittel-Drehscheibe arbeiten
Neu an der Hansastraße ist einiges. Darunter auch eine Rampe an der Längsseite der Halle, an der die bestellten Lebensmittel für Kunden zwischen Duisburg und Dortmund in die Lieferwagen eingeladen werden. Zur Auswahl stehen mehr als 11.000 unterschiedliche Produkte. Mit 180 Beschäftigten hat das sogenannte Food Fulfillment Center in diesen Tagen seinen offiziellen Betrieb aufgenommen. Zuvor hat, so Lagerleiter Thomas Wieland, eine Versuchsphase vielversprechende Ergebnisse gebracht. Ausgelegt ist die Lebensmittel-Drehscheibe auf Liefermengen, die künftig auch gut und gerne knapp 300 Beschäftigte zu bewältigen hätten. Nach dem Testlauf „spricht alles dafür, dass das hier ein erfolgreicher Standort wird“, so der Lagerleiter.
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Bowag besitzt drei Gewerbeimmobilien in Bochum
Die Bowag Grundbesitz GmbH hat aktuell Gewerbeimmobilien mit einer Fläche von etwa 100.000 Quadratmeter im Portfolio, so Projektleiter Thomas Janicki.
Das Unternehmen gehört einem Investor aus Leverkusen sowie der Bollmann-Gruppe aus Bochum. Es hat sich auf den Kauf, die Sanierung und langfristige Vermietung von Bestandsimmobilien spezialisiert.
Im vergangenen Jahr hat das noch junge Unternehmen bereits zwei andere Gewerbeimmobilien in der Stadt übernommen: das Fachmarktzentrum an der Castroper Straße 270/280 mit einer Gesamtnutzfläche von 4200 Quadratmetern und ein Gebäude im Henry-Bessemer-Gewerbepark an der Bessemer Straße mit einer Nutzfläche von ungefähr 19.600 Quadratmetern.
Im Gegensatz zu anderen Standorten sei es im Bochum relativ einfach gewesen, das nötige Personal zu rekrutieren. 70 Fahrer; 70 Kommissionierer, die die Waren mit elektronischer Hilfe im Lager zusammenstellen; 25 Verräumer, wie es im Fachjargon heißt – sie räumen die angelieferte Ware in die Regale ein, und 15 weitere Beschäftigte bilden das Lieferdienstteam.
Mitbewerber Oda wollte eigentlich auch bereits in Wattenscheid starten
Darunter sollen auch einige Beschäftigte sein, die ursprünglich bei einem Mitbewerber angeheuert haben. Nur wenige Hundert Meter Luftlinie von der Hansastraße entfernt hat ursprünglich vor einigen Monaten der norwegische Lieferdienst Oda seine Zelte aufgeschlagen. An der Gewerbestraße wird neben einem bereits bestehenden Logistikzentrum noch eine weitere Halle für die Skandinavier gebaut. Es sah nach einem Wettlauf zwischen dem Lebensmittelbranchenprimus Rewe und einem der internationalen Herausforderer aus. Aber: Oda hat – zumindest vorerst – seine Pläne verschoben, den Markt im Ruhrgebiet zu erobern. Die Norweger konzentrieren sich nach eigenen Angaben erst einmal darauf, im Großraum Berlin Fuß zu fassen.
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Supermarktbetreiber Stefan Lenk bleibt gelassen
Zumal der Lieferdienstmarkt nach der Coronakrise nicht ganz so dynamisch wächst, wie es sich einige Investoren erhofft haben. Daher bleibt auch Stefan Lenk gelassen. Der Bochumer betreibt zahlreiche Supermärkte in Bochum und Umgebung. Lieferdienste sind Rivalen für den stationären Handel. Indes: „Wir bieten in unseren Märkten ja selbst auch diesen Service an. Kunden können außerdem bestellte Ware im Markt abholen oder eben vor Ort einkaufen“, so Lenk. Er sieht die Lieferung von Waren bis an die Wohnungstür als einen von mehreren Bausteinen bei der Lebensmittelversorgung. Und: „Sie muss sich auch rechnen.“
Die Investitionen für den Bestellservice seien erheblich, wie Lenk weiß. Schließlich betreibt er nicht nur eigene Märkte, sondern gehört auch dem Aufsichtsrat der Rewe Group Köln an. Und wenn schon Bringdienst, sei ihm eine Rewe-Lieferfahrzeug auf der Straße weitaus lieber als das eines der Mitbewerber Picnic, Flaschenpost, Knuspr oder – demnächst vielleicht auch – Oda.