Bochum. . In „Don’t worry Be Yoncé“ widmen sich vier Schauspielerinnen einer Überfrau. Sie tanzen und singen wie Beyoncé – und stellen dabei kluge Fragen.
Wer würde nicht gerne so sein wie sie? Beyoncé, ehemaliges Mitglied des weltberühmten R&B-Trios „Destiny’s Child“, seit 2005 solo unterwegs, ist eine der erfolgreichsten Frauen im Popgeschäft. Mit 22 Grammys und 440 Millionen Dollar Vermögen gehört sie zu den reichsten Musikern der Welt.
Sie hat es nicht nur geschafft, sondern gilt noch dazu als das perfekte Vorbild für junge Frauen (und Männer). Die Mutter von drei Kindern, die Ehefrau und Sexbombe, die Künstlerin, Millionärin, Aktivistin und Feministin scheint alle diese Rollen mühelos zu verkörpern. Eine solche Frau kann es nur einmal auf der Welt geben. Oder kann man eben doch werden wie sie, um das zu schaffen, was Beyoncé geschafft hat?
Premiere in den Kammerspielen
Dieser Frage geht die niederländische Regisseurin und Performance-Künstlerin Stephanie van Batum in ihrem Stück „Don’t worry Be Yoncé“ nach, das jetzt in den Kammerspielen Premiere feierte.
Vier Schauspielerinnen (ganz wunderbar: Henrike Commichau, Stacyian Jackson, Mona Vojacek Koper und die Regisseurin Stephanie van Batum selbst) in engen, schwarzen Bodys, ausgestattet mit Headsets führen durch den Abend.
15 Schritte bis zum Popstar
In 15 Schritten lernen die Zuschauer, was nötig ist, um so zu werden wie Beyoncé, die Überfrau. Vor einer Videoleinwand, die klug eingesetzt mal als Lichtquelle, als Projektionsfläche oder als visuelles Stilmittel dient, führt das Quartett durch das als Tutorial angelegte Stück. Sie tanzen und singen wie Beyoncé, sie sprechen und bewegen sich wie sie. Doch das ist nur die eine Seite der Show.
Zugleich wird die Vermarktungsstrategie eines Popstars entlarvt und ihre verschiedenen Rollen hinterfragt. Ist man als monogame Ehefrau und Mutter überhaupt noch sexy? Ist es möglich, als Geschäftsfrau im Pop-Business selbstbestimmt zu entscheiden? Steht Beyoncé für schwarze Weiblichkeit, während sie zugleich blonde Perücken trägt? Und darf man sich als Feministin in eindeutigen Posen auf der Bühne räkeln und verboten sexy mit dem Po wackeln?
Keine einfachen Antworten
Das lässt unwillkürlich an die jüngsten Ereignisse bei der Auszeichnung der norwegischen Fußball-Nationalspielerin Ada Hegerberg denken, bei der Moderator Martin Solveig durch einen unbedachten Spruch eine Sexismus-Debatte auslöste. Diese und weitere Fragen werden auf kluge, witzige und unterhaltsame Weise verhandelt. Und wie immer gibt es darauf keine einfachen Antworten.
Die Kunstfigur Beyoncé bleibt widersprüchlich ebenso wie der Abend, der mal als Hommage und mal als Popkultur-Vorlesung angelegt ist. Doch genau das macht den Reiz aus. Das Stück, eigentlich als Abschlussarbeit der Regisseurin an der Otto-Falckenberg-Schule konzipiert, wurde 2017 an den Münchner Kammerspielen übernommen und löste dort wahre Begeisterungsstürme aus. Wie schön, dass es nun auch in Bochum zu sehen ist. Stehende Ovationen!