Bochum. Bei einem dramatischen Rettungseinsatz hat die Feuerwehr in der Nacht sechs Menschen aus einem Wohnhaus gerettet. Nun ermittelt die Polizei.

Dramatische Szenen ereigneten sich bei einem Wohnungsbrand in der Nacht zu Sonntag in Bochum-Langendreer. Eine Frau und ein Mann standen an einem Fenster ihrer brennenden Wohnung im zweiten Stock und riefen lauthals um Hilfe. Sie befanden sich in akuter Lebensgefahr, weil sie von hochgiftigem Rauch umnebelt waren. In höchster Not sprangen sie nacheinander in die Tiefe, wo die Feuerwehr am Boden ein knapp zwei Meter dickes Sprungpolster aufgebaut hatte. „Trotz ihrer Angst haben sie das gut gemacht“, schildert Feuerwehrchef Simon Heußen die Rettung.

Mehr zum Thema

Kurz vor Mitternacht alarmieren mehrere Handy-Anrufer den Notruf 112. In einem dreistöckigen Mehrfamilienreihenhaus am Wallbaumweg, unweit der Einmündung Salzstraße, entwickelt sich ein Wohnungsbrand im zweiten Stock so schnell, dass meterhohe Flammen aus dem rückseitigen Balkon schlagen. Auf der Frontseite der Wohnung dringt dichter schwarzer Brandrauch aus den Fenstern; so toxisch, dass nur wenige Atemzüge zum Tod führen können.

Aus einem der Fenster im zweiten Stock dieses Bochumer Wohnhauses sprangen zwei Personen in ein Sprungpolster.
Aus einem der Fenster im zweiten Stock dieses Bochumer Wohnhauses sprangen zwei Personen in ein Sprungpolster. © WTVnews_Bochum | WTVnews_Bochum

Insgesamt wurden sechs Menschen von der Feuerwehr Bochum gerettet

Gleichzeitig befinden sich weitere Bewohner in großer Gefahr. Im Dachfenster darüber machen sich zwei weitere Menschen bemerkbar. Weil der Treppenraum völlig verraucht ist, haben sie wie ihren Nachbarn am Fenster darunter keinen Fluchtweg mehr. Außerdem hält sich im Erdgeschoss eine Frau auf, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist und große Atemprobleme hat. Und noch weitere Menschen sind in dem Sechs-Parteien-Haus, darunter Kinder.

„Ich habe geschlafen und hörte plötzlich einen Knall“, sagt eine Bewohnerin am Sonntagmorgen der WAZ. Dann habe sie im Treppenraum nur noch Rauch gesehen. Auf ihrem Balkon habe sie zur Sicherheit ihren Gasgrill in Sicherheit gebracht. Die Feuerwehr stellt ihr vom Hauseingang aus eine lange Rettungsleiter ans Fenster. Doch dort will die Frau nicht hinunterklettern, sodass sie mithilfe eines Feuerwehrmannes unter einer Schutzmaske durch das Treppenhaus ins Freie gebracht wird. „Die Feuerwehr hat das sehr gut gemacht“, sagt die Frau.

Der Balkon, auf dem die Flammen gewütet haben. Auch der darüber liegende Balkon war in Gefahr.
Der Balkon, auf dem die Flammen gewütet haben. Auch der darüber liegende Balkon war in Gefahr. © WAZ | Bernd Kiesewetter

Zwei Menschen erleiden Brandverletzungen und Rauchvergiftungen

Bereits vorher flüchtet sich eine weitere Bewohnerin mit ihren drei Kindern, darunter ein Baby, allein auf den Innenhof des Hauses. Ihr Mann ist zu dieser Zeit bei der Arbeit.

Insgesamt retten die mehr als 60 Einsatzkräfte sechs Bewohnerinnen und Bewohner. Geschützt von sogenannten Fluchthauben werden die beiden Menschen aus dem Dachgeschoss ins Freie geholt, über die Treppe, dann werden zwei weitere gerettet. Das Paar, das aus dem Fenster springt, erleidet Brandverletzungen und Rauchvergiftungen. Ein Notarzt untersucht sie und lässt sie dann ins Krankenhaus bringen. Ins Krankenhaus kommt auch eine weitere Person, allerdings mit nur leichter Rauchvergiftung.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert

Zeitweise drohen die wütenden Flammen vom Balkon im zweiten Stock auch auf den Balkon darüber überzuspringen. Nach 30 Minuten gelingt es einem Trupp unter Atemschutz mit zwei Strahlrohren aber, das Feuer zu löschen. Die Nachlösch- und Entlüftungsarbeiten dauern bis 2.30 Uhr.

Wie heiß es in der Brandwohnung war, ist am Sonntagmorgen angesichts des verkohlten Hausrates, der auf einer Wiese hinter dem Haus gestapelt liegt, nur zu erahnen. Auch die Wohnungstür ist pechschwarz. Darauf klebt ein Aushang der Kriminalpolizei: „Brandstelle beschlagnahmt! Betreten polizeilich verboten!“ Die Polizei ermittelt jetzt die Brandursache.

Sprungpolster kommen selten zum Einsatz

Sprungpolster, auch Sprungretter genannt, kommen bei der Feuerwehr Bochum nur „ganz selten“ zum Einsatz, sagt Feuerwehrchef Simon Heußen. Er selbst habe dies das erste Mal erlebt, und er ist schon sehr lange Feuerwehrmann.

Durch Druckflaschen wird eine Art Luftröhrengerüst aufgeblasen. Wenn ein Mensch nach einem Sprung dort aufschlägt, wird er durch das Zusammenklappen des Gerüsts hinreichend abgefedert. Bis zu einer Sprunghöhe von 16 Metern ist dieses Rettungsgerät geeignet.

Im ganzen Treppenhaus liegt auch am Sonntagmorgen noch deutlicher, kalter Brandgeruch. Die Fußmatte an der Eingangstür liegt in den Resten des Löschwassers. Drei Brandwohnung und die beiden darüber und darunter sind vorläufig unbewohnbar.

Auch interessant:Keine Umkleide, keine Duschen: Probleme bei der Feuerwehr

Bereits am frühen Samstagabend gab es einen weiteren dramatischen Rettungseinsatz für die Feuerwehr. Ein Kellerbrand in Wattenscheid schnitt Hausbewohner den Fluchtweg ab.