Bochum. Der Bochumer, der einen Bekannten erstochen haben soll, war schon früher auffällig: „Ich brech dir jetzt das Genick, alter Mann!“

Der 36-jährige Bochumer, der im vorigen Juni in Bochum-Gerthe einen Bekannten (49) in dessen Wohnung erstochen haben soll, ist einer Zeugenaussage zufolge auch schon früher gewalttätig ausgerastet. Auch mit einem Messer.

„Herumgetänzelt wie ein Bekloppter“: Zeuge schildert Übergriffe

Das Schwurgericht vernahm am Montag stundenlang den langjährigen Lebensgefährten (64) der Mutter (60) des Angeklagten. Viele Jahre haben beide unter einem Dach gelebt. „Ich brech dir jetzt das Genick, alter Mann!“ So zitierte der Zeuge den Angeklagten, als dieser ihm einmal nach einem Streit von hinten als den Hals gesprungen sei. Unmittelbar vorher habe der 36-Jährige auf einem Stuhl gesessen und mit einem Klappmesser herumgespielt. Bei einem darauffolgenden Kampf sei er, der Zeuge, blutig geschlagen worden und zu Boden gegangen. Am Ende sei der 36-Jährige „um mich herumgetänzelt wie ein Bekloppter“.

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Diese Attacke ist nur ein Beispiel von mehreren, die der Zeuge den Richtern ausführlich schilderte. Er sprach auch von „Wahnvorstellungen“ des Angeklagten. Mehrfach sei dieser in die Psychiatrie eingeliefert worden. Er habe Drogen genommen. „Es war immer etwas“, so der Zeuge. „Wenn ich alles erzählen würde, würden wir morgen immer noch hier sitzen“, so der 64-Jährige.

Im Prozess geht es aber nur um die Tat am Abend des 4. Juni in einem Wohnhaus an der Sodinger Straße. Der Angeklagte soll zunächst beim späteren Opfer, das dort wohnte, geklingelt haben. Gegen 23 Uhr soll es laut Anklage im Flur der Wohnung einen Streit zwischen den beiden Männern gegeben haben. Dabei habe der Angeklagte dreimal mit einem Messer zugestochen. Die acht Zentimeter lange Klinge traf den Brustkorb, den Nackenbereich und den Oberarm des Wohnungsinhabers. Dieser schleppte sich ins Treppenhaus, verblutete dort aber. Der Täter flüchtete.

„Der Psychopath hat jetzt einen abgestochen“

Ob das auch der Angeklagte war, ist noch nicht klar. Seit Prozessbeginn Anfang Dezember schweigt er. Für eine Verwandte von ihm hat die Täterschaft aber wohl schon kurz nach der Bluttat festgestanden. „Der Psychopath hat jetzt einen abgestochen“, wurde sie am Montag von dem Zeugen zitiert.

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Der Angeklagte war noch in der Tatnacht in Harpen auf offener Straße festgenommen worden. Zunächst saß er in U-Haft, wurde dann aber in eine psychiatrischen Klinik untergebracht. Zur Tatzeit soll er unter dem Einfluss von Cannabis und Amphetaminen gestanden haben und wegen der Drogen an einer psychotischen Störung leiden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er deshalb nur vermindert schuldfähig gewesen sei.

Das Tatmotiv könnte in einem Drogengeschäft liegen, vermuten die Ermittler. Das Gericht hat zwei weitere Sitzungstage bis 9. Februar angesetzt. Angeklagt ist Totschlag.