Bochum. Nach tödlichen Messerstichen in einer Wohnung in Bochum steht ein 36-Jähriger vor Gericht. Er soll den Wohnungsinhaber (49) getötet haben.

Der 49-jährige Bochumer war durch die drei Messerstiche so schwer verletzt, dass er im Treppenhaus vor seiner Wohnung verblutete. Der Mann, der zugestochen haben soll, steht seit Dienstag vor dem Schwurgericht. Er handelt sich um einen 36-jährigen Bochumer. Ihm wird Totschlag vorgeworfen.

Die Bluttat ereignete sich am späten Abend des 4. Juni 2023, einem Sonntag, in der Wohnung des 49-Jährigen an der Sodinger Straße in Gerthe. Der Angeklagte soll zunächst geklingelt haben. Gegen 23 Uhr soll es laut Anklage im Flur der Wohnung einen Streit zwischen den beiden Männern gegeben haben. Dabei habe der Angeklagte dreimal mit einem Messer zugestochen. Die acht Zentimeter lange Klinge traf den Brustkorb, den Nackenbereich und den Oberarm des Wohnungsinhabers.

Opfer verblutete im Treppenhaus seines Wohnhauses

Der Angeklagte neben Verteidiger Michael Emde beim Prozessauftakt vor dem Bochumer Schwurgericht.
Der Angeklagte neben Verteidiger Michael Emde beim Prozessauftakt vor dem Bochumer Schwurgericht. © Bernd Kiesewetter | Bernd Kiesewetter

Während der Angeklagte geflüchtet sei, habe sich der Schwerstverletzte ins Treppenhaus geschleppt. Jemand solle den Notruf wählen, soll der Sterbende noch gerufen haben. Familienmitglieder, die ebenfalls im Haus lebten, und ein Mieter hätten Erste Hilfe geleistet. Aber auch Rettungssanitäter konnten dem Mann nicht mehr helfen. Eine Schlagader war getroffen worden. Um 23.54 Uhr wurde der Tod festgestellt.

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Noch in derselben Nacht wurde der jetzt Angeklagte auf offener Straße von der Polizei gefasst. Der Zugriff erfolgte im Bereich der Ecke Bernsteinweg/Händelstraße in Harpen. Der Verdächtige leistete keinen Widerstand. Bei ihm wurde ein Messer sichergestellt.

Zunächst kam er in U-Haft. Am 28. August wurde er aber in einer geschlossenen psychiatrische Klinik in Herne untergebracht, wo er sich bis heute befindet.

Der Angeklagte soll zur Tatzeit unter dem Einfluss von Cannabis und Amphetaminen gestanden haben und wegen der Drogen an einer psychotischen Störung leiden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er deshalb nur vermindert schuldfähig gewesen sei.

Angeklagter schweigt zu den Vorwürfen

Noch aber ist gar nicht erwiesen, ob er überhaupt der Täter ist. Zum Prozess erklärte Verteidiger Michael Emde, dass sich sein Mandant vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern wolle, auch nicht zu seiner Person und zu seinem Lebenslauf.

Auch das mutmaßliche Tatmotiv ist bisher nicht klar. Die Staatsanwaltschaft vermutet aber, dass ein Drogengeschäft eine Rolle gespielt haben könnte.

Überwachungsvideo am Hauseingang soll den Angeklagten zeigen

Tatsächlich hatte die Polizei bereits am Tatort Hinweise sowohl auf Drogen als auch auf den jetzt Angeklagten bekommen. Sein Vorname fiel im Kreise der Familie des Getöteten kurz nach der Tat. Außerdem gibt es eine Aufnahme von einer Videoüberwachungskamera am Eingang des Hauses. Um 23.11 Uhr verließ ein Mann das Haus – das soll der Angeklagte gewesen sein.

Ein Polizeibeamter (30), der ganz schnell am Tatort war, sagte dem Gericht: „Man hat am Boden viel Blut gesehen.“ Das Opfer habe sich wohl von seiner Wohnung anderthalb Stockwerke nach oben zu seiner Familie geschleppt; auf einem Treppenabsatz sei es liegen geblieben. Bei Ankunft der Polizei sei der Mann schon reglos gewesen: kein Bewusstsein mehr erkennbar, kein Puls, kein Atmen.