Bochum/Düsseldorf. Zwei Bochumer Hochschulen sollen zusammengelegt werden. Das sehen Pläne der NRW-Landesregierung vor. Es gibt bereits scharfe Kritik.

Die Hochschule Bochum und die Hochschule für Gesundheit (HSG) in Bochum sollen fusionieren. Das bestätigt die NRW-Landesregierung auf Anfrage der WAZ. Die SPD übt scharfe Kritik. Die Entscheidung sei „ein Rückschritt bei der Akademisierung der Gesundheits- und Pflegeberufe“, warnt Vorsitzender Serdar Yüksel.

Hochschule für Gesundheit in Bochum ging 2010 an den Start

Lang, heftig und erfolgreich war der Kampf, den Bochum um die Ansiedlung des NRW-Gesundheitscampus geführt hat. 2009 erhielt die Stadt den Zuschlag. Kernstück des 140-Millionen-Euro-Projektes: die HSG als erste staatliche Hochschule in Deutschland, die ausschließlich für Gesundheitsberufe ausbildet.

Zwar gelang der Aufbau: ab 2010 in der ehemaligen Knappschaft-Verwaltung an der Universitätsstraße, seit 2015 im 75-Millionen-Euro-Neubau auf dem Gesundheitscampus in Querenburg. Doch nun erkennt die Landesregierung die „Notwendigkeit einer Neuorganisation“.

Ministerium: HSG ist für Eigenständigkeit zu klein

Die HSG sei mit 1900 Studierenden die „deutlich kleinste Hochschule in Nordrhein-Westfalen“, erklärt ein Sprecher von NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU). Zurzeit würden „intensive Gespräche“ unter anderem mit dem NRW-Gesundheitsministerium geführt. Es gehe darum, „wie der Wissenschaftsstandort Bochum im Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufe weiterentwickelt werden kann“. Dazu planten beide Ministerien, die Hochschule für Gesundheit und die Hochschule Bochum zusammenzuschließen.

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„Die in Nordrhein-Westfalen geltende Hochschulautonomie stellt hohe Anforderungen an Organisationsstrukturen, die für eine so kleine Hochschule wie die HSG kaum leistbar sind“, so der Brandes-Sprecher. Heißt: Die HSG ist zu klein, um weiterhin eigenständig zu sein. Durch den Zusammenschluss beider Einrichtungen würde „eine Hochschule mit einer neuen Größe entstehen, resilient und robust aufgestellt“.

Düsseldorf wertet Fusion als Gewinn für Bochum

Durch die Fusion werde das Studienangebot in Bochum bei den Zukunftsthemen Gesundheit, Wirtschaft und Technik vergrößert, heißt es in Düsseldorf. Mehr Studierende hätten künftig die Möglichkeit, sich zum Beispiel in den Bereichen Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie akademisch ausbilden zu lassen. Dem Fachkräftemangel insbesondere im Gesundheitsbereich werde so entgegengewirkt. Dabei versichert die Landesregierung: In beiden Hochschulen bleiben alle Arbeitsplätze in Forschung, Lehre und Verwaltung erhalten.

Bei der SPD stoßen die Pläne auf Widerstand. „Die Hochschule für Gesundheit leistet eine wichtige Pionierarbeit für die Akademisierung der Gesundheitsberufe“, betont der Bochumer Landtagsabgeordnete Bastian Hartmann, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, in einer Pressemitteilung. Beide Hochschulen bräuchten jetzt Sicherheit. Hartmann fordert, „das Studienangebot der HSG aufrechtzuerhalten und die Belange der Beschäftigten zu wahren“. Das Wissenschaftsministerium sieht diese Fragen inzwischen als geklärt an und verweist auf die in der Erklärung am Dienstag abgegebene Beschäftigungs- und Standort-Garantie.

NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) treibt die Fusion der beiden Bochumer Hochschulen voran.
NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) treibt die Fusion der beiden Bochumer Hochschulen voran. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Hochschulen wollen aktuelle Entwicklung nicht kommentieren

Die beiden Hochschulen wollten die aktuelle Entwicklung am Dienstag zunächst nicht kommentieren. Die HSG wird aktuell von einem dreiköpfigen Gremium mit den Vizepräsidenten Prof. Sven Dieterich und Prof. Eike Quilling sowie der stellvertretenden Kanzlerin Annette Pietsch geleitet, nachdem die Wahlversammlung im Mai 2023 entschieden hatte, „von der Weiterführungspflicht des Präsidentenamtes durch Prof. Dr. Christian Timmreck nach dessen Abwahl abzusehen“.

Die HSG bietet als Studienfächer (Bachelor/Master) u.a. Angewandte Gesundheitswissenschaften, Gesundheit und Diversity, Ergotherapie, Logopädie, Hebammen-Wissenschaft, Physiotherapie und Pflege an. Neben den 1900 Studierende arbeiten hier 256 Mitarbeiter, davon 110 in der Verwaltung.

Hochschule Bochum hat rund 8000 Studierende

An der Hochschule Bochum, unweit der HSG in Querenburg, sind rund 8000 Studierende eingeschrieben. Zu den Studiengängen (Bachelor/Master) zählen Informatik, Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsingenieurwesen, BWL, Elektrotechnik und Maschinenbau. 546 Mitarbeiter sind beschäftigt, davon 246 im nicht-wissenschaftlichen Bereich. Seit 2009 unterhält die Hochschule Bochum eine Außenstelle am Campus Velbert/Heiligenhaus.