Bochum. Bauern protestieren gegen Kürzungen von Bundesmitteln. Auch aus der EU gibt es Agrar-Subventionen. Wie viel Geld zu Landwirten in Bochum fließt.

Das Hupkonzert in der Bochumer Innenstadt galt den geplanten Kürzungen der Bundesregierung bei den Agrar-Subventionen. Auch aus der EU fließen Fördergelder an Landwirte – und die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung weist auf einer Website (externer Link) auf den Cent genau aus, welcher Landwirt wie viele EU-Subventionen erhält.

Aus der Auflistung geht hervor: Im Jahr 2022 wurden 46 Bochumer Landwirte mit insgesamt rund 750.000 Euro von der EU bezuschusst. Die einzelnen Beträge reichten dabei von rund 749 Euro für einen Kleinempfänger bis hin zu rund 78.000 Euro für die „Flotte Karotte“, einen Bio-Lieferservice mit Sitz in Wattenscheid.

Die hohe Summe ist allerdings keine direkte Förderung der „Flotten Karotte“, sondern kommt durch ein Schulprogramm zustande: Der Lieferdienst versorgt Schulen mit Obst, Gemüse und Milch. Die EU zahlt, damit die Schüler das Angebot kostenlos erhalten. „Die Abrechnung erfolgt zwischen dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen und Flotte Karotte als Dienstleister“, erklärt das Unternehmen, „weshalb wir in der Liste als Zahlungsempfänger geführt werden. Zielgruppe und Nutznießer der Förderung sind aber die Schulen, bzw. die dort betreuten Kinder, welche kostenlos mit Obst und Gemüse versorgt werden.“

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels fehlte die Einordnung der Fördergelder für die Flotte Karotte. Diese Darstellung war nicht korrekt und wurde ergänzt.

67.200 Euro EU-Subventionen für Bauer aus Höntrop

Mit EU-Subventionen in Höhe von rund 67.200 Euro landet Achim Heinrichs im Jahr 2022 hinter dem Lieferservice auf dem zweiten Platz. Auf seinem Gelände in Höntrop konzentriert er sich auf Ackerbau. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der mindestens fünfgliedrigen Fruchtfolge, bei der Heinrichs den Boden möglichst schonend bewirtschaftet. Einfach erklärt: Der Landwirt baut als Gegenentwurf zur Monokultur abwechselnd verschiedene Pflanzen an.

Diese nachhaltige Art des Ackerbaus trägt maßgeblich zu den rund 14.300 Euro bei, die Heinrichs 2022 als Greening-Prämie ausgezahlt bekam. „Das Geld brauche ich, um die Vorlagen für die Subventionen überhaupt umzusetzen“, so der Landwirt. Etwas übrig bleibe selbstverständlich dennoch, sonst gäbe es keinen Anreiz, nachhaltig anzubauen.

Achim Heinrichs: „Ich produziere im Prinzip für null Gewinn“

Heinrichs Subventionen fußen auf der Basisprämie, die 2022 über 43 Prozent des Gesamtzuschusses ausmachten. Die Basisprämie bemisst sich an der landwirtschaftlichen Fläche. Bereits für diese Prämie muss Heinrichs gewisse Anforderungen erfüllen. Beispielsweise müssen mindestens vier Prozent seines Ackers sich selbst überlassen werden, zudem sollen Vogelschutz-, Moor- und Fauna-Flora-Gebiete als solche geachtet werden. Zusätzlich profitiert Heinrichs von einer Umverteilungsprämie, die kleinere Betriebe unterstützt. Mit Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen wie niedrigen Emissionen oder Artenvielfalt können Bauern wie Heinrichs weiter punkten.

Als Argument gegen die Bauern-Proteste empfindet der Landwirt die EU-Subventionen jedoch keineswegs. Ganz im Gegenteil: Ohne könne er seinen Betrieb quasi einstellen. „Wenn ich die 67.000 Euro nicht hätte, bräuchte ich nicht mehr anfangen zu wirtschaften“, so Heinrichs. Aus diesem Grund hat der Landwirt auch die

Bauern-Proteste am Montag in Bochum

Bauer treffen sich zum Protest in Wattenscheid und fahren über den Hauptbahnhof Bochum in Richtung Bochum am Montag, 8. Januar 2024. Verkehrsstörungen in Bochum aufgrund der Bauern-Demo. Sie fahren in Bochum über die Universitätsstraße in Richtung Kosterstraße. 15 bis 20 Bauern treffen sich am Café del Sol und wollen durch Bohum fahren.  Foto: Svenja Hanusch / FUNKE Foto Services
Bauer treffen sich zum Protest in Wattenscheid und fahren über den Hauptbahnhof Bochum in Richtung Bochum am Montag, 8. Januar 2024. Verkehrsstörungen in Bochum aufgrund der Bauern-Demo. Sie fahren in Bochum über die Universitätsstraße in Richtung Kosterstraße. 15 bis 20 Bauern treffen sich am Café del Sol und wollen durch Bohum fahren. Foto: Svenja Hanusch / FUNKE Foto Services © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
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Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
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Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
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Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen.
Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
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Zwei Trecker-Konvois rollen durch Bochum und protestieren gegen den Wegfall von Subventionen. © Funke Foto Services | Svenja Hanusch
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unterstützt.

Denn auch die Rückvergütung des Agrardiesels sei für ihn von essenzieller Bedeutung, sagt Heinrichs. Laut eigener Aussage beläuft sich diese für ihn jährlich auf 3.500 bis 4.000 Euro. Das entspreche einem ganzen Monatslohn. „Ich produziere im Prinzip für null Gewinn. Meine Gewinnmarge kommt quasi nur aus staatlichen Zuschüssen“, schließt der Landwirt.

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Auch kleinere Betriebe in Bochum profitieren von EU-Mitteln

Sein Kollege Guido Schulte-Schüren aus Stiepel erhielt 2022 weitaus weniger EU-Subventionen. Er setzt mit seinem Betrieb insbesondere auf Mais- und Getreideanbau sowie Tierhaltung. Führt Heinrichs die Liste quasi von oben an, so befindet sich Schulte-Schüren mit rund 5.770 Euro im unteren Viertel.

Dennoch bedeuten für ihn sowohl die EU-Subventionen, die er für den täglichen Betrieb nutzt, als auch die Rückvergütung des Agrardiesels den Unterschied zwischen einem funktionierenden Geschäft und dem Aus. Ohne jene Rückvergütung fehlen ihm jährlich einige hundert Euro. „Wo soll ich die hernehmen? Letztlich müsste der Verbraucher drauflegen“, so der Landwirt.

Wo soll ich die fehlenden Euro hernehmen? Letztlich müsste der Verbraucher drauflegen.
Guido Schulte-Schüren, Landwirt in Bochum-Stiepel

Laut Heinrichs kommt es sogar noch dicker. Denn 2023 änderte sich das System rund um die EU-Subventionen. Was das konkret für Heinrichs Betrieb bedeute: „Bei mir fehlen mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, so der Landwirt. Die Zahlen, die die Bundesanstalt aktuell im Netz veröffentlicht hat, seien also schon gar nicht mehr aktuell. Normalerweise erhöhe ein Unternehmer bei solchen steigenden Kosten auch die Preise, meint Heinrichs. Für Landwirte sei das aber nicht ohne Weiteres möglich – letztlich müssen sie sich häufig den Preisen der großen Supermarktketten beugen.

Ohne Subventionen wären viele Landwirte nicht mehr wettbewerbsfähig

Guido Schulte-Schüren, Bauer aus Stiepel, fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Landwirte.
Guido Schulte-Schüren, Bauer aus Stiepel, fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Landwirte. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Betriebe wie der von Schulte-Schüren setzen aus diesem Grund auf eine Direktvermarktung über einen eigenen Hofladen. In diesem kann er die Preise selbst festlegen und auf diesem Weg Kosten realistischer decken. Dennoch bedeute auch für ihn die Kürzung der Agrardiesel-Subventionen den Verlust der Wirtschaftlichkeit, sagt er. Die knapp 6.000 Euro, die Schulte-Schüren jährlich von der EU erhält, bringen ihn und seinen Betrieb schließlich noch lange nicht über die Runden. Besonders in Konkurrenz zu anderen Staaten fühlt sich der Landwirt benachteiligt. „Wenn Nachbarländer weiterhin subventionieren und Deutschland aufhört, sind wir auf dem Weltmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig“, befürchtet Schulte-Schüren.