Bochum. Bochumer Christian Goerdt ist Überzeugungstäter – und fuhr 1996 schon erste Bio-Kisten aus. Wie „Flotte Karotte“ den CO2-Ausstoß senkt.
Alle Welt spricht von Nachhaltigkeit. Christian Goerdt nennt es „Bewahrung der Schöpfung“. Das christlich-biblische Motiv bewegt den Bochumer Unternehmer nicht erst, seit er den Bio-Lieferdienst Flotte Karotte 1996 gründete.
Bochumer Lieferdienst Flotte Karotte wird 25 Jahre alt
„Das Thema Nachhaltigkeit hat neben der stofflichen Ebene auch soziale Aspekte. Also: Wie gehe ich mit Mitarbeitern um, wie bringe ich sie durch schwierige Zeiten“, sagt der 59-jährige, der eine Ausbildung zum Landwirt, ein Studium zum Agraringenieur und eine sonderpädagogische Zusatzausbildung absolvierte.
Flotte Karotte wird 25
Am Samstag feiert die Flotte Karotte mit einem Jahr Verspätung ihr 25-jähriges Jubiläum und Christian Goerdt seinen 60. Geburtstag. Alle sind eingeladen, den Erfolg des Bio-Lieferdienstes mitzufeiern. Und so viel sei schon hier gesagt: Allein der Besuch im attraktiven Firmengebäude – ein Holzständerbauwerk, energetisch auf modernstem Stand mit Geothermie und Photovoltaik – ist es wert.
Erste Lieferungen der Flotten Karotte kamen im Kleinwagen an die Tür
Bevor Christian Goerdt das Unternehmen gründete, stellte er den Klosterberghof und die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Essen-Steele auf Bio-Betrieb um. Anschließend hob er die Flotte Karotte, gemeinsam mit einem Studienkollegen, aus der Taufe.
Sie starteten mit Ankreuzzetteln und gewannen erste Kundinnen und Kunden per Ansprache in der Fußgängerzone. Natürlich lieferten sie die Saisonkisten selbst aus. Dafür bauten sie die Rückbank und den Beifahrersitz eines Fiat Panda einfach aus. Heute hat die Firma 62 Mitarbeitende und einen Fuhrpark von 13 Lieferfahrzeugen, viele mit der regional berühmten Karotte auf dem Dach. Davon fahren acht elektrisch, betankt an Ladesäulen am Firmengebäude mit selbstproduziertem Strom.
Christian Goerdt denkt das Thema Mobilität weiter. Bei der CO2-Bilanz des Unternehmens kam heraus, dass etwa ein Drittel des Ausstoßes durch die Anfahrt der Mitarbeitenden entsteht. Also legte der Firmenchef ein Mobilitätsprogramm für das Team auf und bot: Job-Tickets, E-Bikes und E-Autos zu Firmenkonditionen. Viele nutzen sein Angebot. Dadurch sei der CO2-Ausstoß pro Lieferkiste von einem Kilogramm auf 400 Gramm reduziert worden, so der Unternehmer weiter.
Mitarbeiter bekommen warme Mahlzeit von hauseigener Köchin
Eine langjährige Mitarbeiterin, die im Schnitt zweimal in der Woche per Pedelec von Wuppertal aus zur Arbeit düst, ist Personalleiterin Alexandra Lotz (49): „Ich bin hier am richtigen Ort und kann mir nichts besseres vorstellen“, sagt sie. Auch im Lager, wo täglich rund 800 Kisten mit saisonaler Frischkost und mittlerweile auch ein größeres Biomarkt-Sortiment gepackt werden, ist die Stimmung gerade gut. Eine vegetarische Bolognese mit Salat und Dessert stehen bereit. Köchin Angela Bantel (59) kocht täglich eine für die Mitarbeitenden kostenlose Mahlzeit aus Bio-Produkten.
Wirtschaftlich läuft es. Die Pandemie sorgte bei Lieferdiensten für Aufschwung. „In dieser Zeit ist das Unternehmen zum echten Mittelständler geworden mit etwa fünf Millionen Euro Umsatz im Jahr“, sagt Goerdt. Ihm persönlich sei es nie vorrangig darum gegangen, möglichst viel Geld zu verdienen, führt er weiter aus. Man glaubt es ihm. Er ist wohl ein Unternehmer, der seine ökologische und soziale Verantwortung ernstnimmt und den wirtschaftlichen Erfolg dafür nutzt.
Jubiläumsfest mit Bungee-Trampolin, jeder Menge Lebensmittel direkt von Erzeugern
Das Jubiläumsfest startet am 22. Oktober 2022 von 12 bis 17 Uhr bei jedem Wetter am und im Firmengebäude der Flotten Karotte, Josef-Haumann-Straße 7, 44866 Bochum. Es gibt Stände von Zulieferern und Erzeugern mit Verkostungen sowie Speisen und Getränke.
Der Architekt wird durch das Gebäude führen und die Haustechnik erklären. Für die Kinder sind unter anderem geplant: ein großes Bungee-Trampolin, Kinderschminken, Obst und Gemüse schneiden, horizontales Kistenstapeln und Vier gewinnt XXL.