Bochum. Drei Tage dicht: Viele Restaurants in Bochum weiten ihre Ruhetage aus. Umsatzschwache Zeiten im Frühjahr soll eine beliebte Aktion überbrücken.

Edit und Sandor Roza handeln antizyklisch. Ihr Klosterhof in Stiepel bleibt mittwochs und donnerstags geschlossen. Das beschert dem Ehepaar gute Besucherzahlen zum Wochenbeginn. Denn in immer mehr Restaurants in Bochum bleibt montags und dienstags die Küche kalt. Der Grund ist im Klosterhof der gleiche wie in den anderen Lokalen: Personalmangel.

„Man kriegt mit Geld und guten Worten keine Leute“, sagt Jürgen Löring und klingt entmutigt. Sein Restaurant Gut Mausbeck in Gerthe ist montags und dienstags dicht. Betriebsferien legt Löring inzwischen dreimal im Jahr ein: im Januar, Juli und Oktober. Es gelte, mit den vorhandenen Mitarbeitern über die Runden zu kommen. „Denn neue sind nicht zu finden.“

Immer mehr Restaurants in Bochum weiten ihre Ruhetage aus. Vielerorts bleibt montags und dienstags die Küche kalt. Vereinzelt bleiben Lokale sogar drei Tage geschlossen.
Immer mehr Restaurants in Bochum weiten ihre Ruhetage aus. Vielerorts bleibt montags und dienstags die Küche kalt. Vereinzelt bleiben Lokale sogar drei Tage geschlossen. © Jürgen Stahl

Tapas-Restaurant in Bochum hat an drei Tagen geschlossen

Thorsten Hellwig, Sprecher des Branchenverbandes Dehoga in Nordrhein-Westfalen, beobachtet: „Veränderte Öffnungszeiten sind die häufigste Reaktion auf den Arbeitskräftemangel.“ Einen Ruhetag pro Woche gab’s vielfach schon vor Corona, Krieg und Krise. „Doch ich höre auch immer wieder von Betrieben, die einen Ruhetag mehr einführen, weil sich die Beschäftigten dafür stark gemacht haben“, schildert Thorsten Hellwig.

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Ein Blick auf die Internetseiten Bochumer Restaurants zeigt: Der Montag und Dienstag sind inzwischen die bevorzugten Schließungstage. Borgböhmer’s Waldesruh, Zum Neuling, Parea und das Waldhaus zählen neben Gut Mausbeck zu den Betrieben, die an beiden Tagen keine Gäste empfangen. Das spanische Lokal Una Más in der Innenstadt nimmt noch den Mittwoch dazu und ruft die Vier-Tage-Woche aus.

Heute geschlossen: Viele Restaurants haben inzwischen montags und dienstags Ruhetage, manche nehmen auch noch einen dritten Tag dazu.
Heute geschlossen: Viele Restaurants haben inzwischen montags und dienstags Ruhetage, manche nehmen auch noch einen dritten Tag dazu. © dpa | Kira Hofmann

Branchenverband Dehoga fürchtet 2000 weitere Schließungen

Auch der Grüne Gaul an der Alten Hattinger Straße macht montags und dienstags Pause. „Das war aber schon immer so“, betont Geschäftsführer Lukas Rüger, der mit seiner Livingroom-Restaurantfamilie (u.a. auch Franz Ferdinand) die Ruhetage nicht verändert hat. Modifikationen habe es nur beim Mittagstisch gegeben. „Wir haben keine Probleme beim Personal. Das könnte an unseren Arbeitszeiten und -bedingungen liegen, die man so sicherlich nicht überall findet“, glaubt Rüger.

„Am Ende geht es um einen Dreiklang, den jeder für seinen Betrieb finden muss. Zufriedene Gäste gibt es langfristig nur mit zufriedenen Beschäftigten. Aber bestehen können Unternehmen nur dann, wenn sie bei alledem wirtschaftlich arbeiten“, weiß Dehoga-Sprecher Hellwig. Das gelte mehr denn je, wenn 2024 der Mehrwertsteuersatz auf Speisen von sieben wieder auf 19 Prozent angehoben wird. Allein in NRW befürchtet der Branchenverband weitere 2000 Schließungen sowie drastische Preiserhöhungen.

Gerd Borgböhmer ist mit seinem Restaurant Waldesruh im Februar und März 2024 wieder beim „Menue Karussell“ am Start.
Gerd Borgböhmer ist mit seinem Restaurant Waldesruh im Februar und März 2024 wieder beim „Menue Karussell“ am Start. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Bochum: „Menue Karussell“ dreht sich im Februar und März 2024

Die umsatzschwachen Zeiten im Februar und März in der Gastronomie soll das „Menue Karussell“ überbrücken. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen wird die größte Gastro-Kampagne im Ruhrgebiet auch 2024 gestartet. Das Erfolgsrezept mit mehr als 10.000 Gästen 2023 allein in Bochum bleibt unverändert: Die Gäste genießen ein Vier-Gang-Menü. Im Festpreis sind Wasser, Wein und Bier als begleitende Getränke enthalten.

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In Bochum beteiligen sich die Restaurants Zum Neuling, Zum Grünen Gaul, Yamas, Twint (im Mercure-Hotel), San Marco, Strätlingshof, Post’s Lottental, Parea, Livingroom, La Mesa, Hopfengarten, Haus Linden, Hartmanns Wirtshaus, Gut Mausbeck, Franz Ferdinand, Forsthaus, Borgböhmer’s Waldesruh und Beckmannshof.

Experte empfiehlt: Tische im Restaurant rechtzeitig reservieren

Nicht nur für das „Menue Karussell“ wartet Thorsten Hellwig mit einem Tipp auf. Wegen der zusätzlichen Schließungstage sei es empfehlenswert, sich rechtzeitig um Reservierungen zu kümmern. „Es ist nicht mehr so einfach, ,mal eben so’ einen Tisch zu bekommen.“

Infos, Reservierungen und Gutscheine für das „Menue Karussell“ auf mnkl.de.