Bochum. Ein Burger für 22 Euro? Müsste so sein, wenn alle aktuellen Preissteigerungen berechnet würden. Ein Bochumer Lokal hat die Mehrkosten ermittelt.

Im August sollte „Bochum Kulinarisch“ nach drei Jahren auf den Boulevard zurückkehren. Doch im März kam die Absage. Corona hätte das Stadtfest zugelassen. Aber: Steigende Preise führten zu einer „absoluten Unplanbarkeit der kommenden Monate“, bedauerte die Wirtegemeinschaft. Die Preisspirale hat sich seither rasant weitergedreht. Davon ist auch das Lokal „Three Sixty“ betroffen. Für die WAZ macht die Sportbar eine detaillierte Krisen-Rechnung auf.

Steigende Preise in Bochum: Zwiebeln sind um 130 Prozent teurer geworden

Das „Three Sixty“ ist so etwas wie die Burger-Hochburg des Bermudadreiecks. Gut die Hälfte des Speise-Umsatzes werde mit Burgern generiert, sagt Geschäftsführer Tobias Fries (45). Auf Bitte der WAZ hat er mit seinem Team anhand eines Bacon & Cheese Burgers mit Pommes und Mayo ermittelt, um wie viel Prozent die einzelnen Zutaten im Einkauf teurer geworden sind. Die Vergleichszahlen stammen vom Juli 2021.

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Die Zwiebeln treiben bei der Kalkulation die Tränen in die Augen. Mit 130 Prozent rangiert das Wurzelgemüse ganz oben auf der Liste der Preistreiber, gefolgt von Tomaten (114), Rindfleisch (57), dem Bacon-Speck (43), Mayonnaise (40) und Gurken (32). Vergleichsweise gering fallen die Aufschläge beim Käse (21 Prozent) und Ketchup (13 Prozent) aus. Bei den eigens für das „Three Sixty“ gebackenen Löscher-Brötchen sind es 9,9 Prozent. Unverändert blieben die Ausgaben für den Salat.

Satte Aufschläge auch beim Öl und Frittierfett

Anders als bei den Pommes. Ein Plus von 19 Prozent verzeichnet Tobias Fries. Beim Frittierfett sind es satte 78 Prozent. „Für Rapsöl zahlen wir jetzt drei Euro pro Liter. Vor Kurzem waren es 1,80 Euro.“

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Dabei sei man als Platzhirsch noch gut bedient. „Unsere langjährigen Lieferanten geben die Preiserhöhungen längst nicht eins zu eins an uns weiter“, sagt Fries. Angesichts nicht mehr funktionierender Lieferketten durch Krieg und Corona müsse man zudem froh sein, überhaupt alle benötigten Produkte zu erhalten. „Da gab’s zuletzt manche Engpässe.“

Die WAZ-Grafik zeigt: Diese Preisanstiege gab es seit Juli 2021 bei den Zutaten für einen Bacon & Cheese Burger mit Pommes und Mayo.
Die WAZ-Grafik zeigt: Diese Preisanstiege gab es seit Juli 2021 bei den Zutaten für einen Bacon & Cheese Burger mit Pommes und Mayo. © FUNKEGRAFIK NRW Denise Ohms

Auch die Energie- und Personalkosten steigen rasant

Beispiellos ist die Entwicklung der Energiekosten. „Beim Strom sind es 82 Prozent. Beim Gas warten wir noch auf konkrete Zahlen der Stadtwerke, rechnen aber mit einer Verdreifachung“, befürchtet der „Three Sixty“-Chef. Vor nicht langer Zeit habe man in der Küche einige Geräte, etwa die Fritteuse, eigens auf Gasbetrieb umgestellt. „Das erschien damals als deutlich günstigere Variante.“

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Letzter großer Block: das Personal. Dankbar zeigt man sich auf der Party-Meile, nach den Corona-Lockdowns einen neuen Mitarbeiterstamm aufgebaut zu haben. 85 Beschäftigte sind’s insgesamt. Man zahle mehr als den seit 1. Juli gültigen neuen Mindestlohn von 10,45 Euro. Das bedeutet laut Fries aber auch: „Beim Personal haben wir 26 Prozent höhere Ausgaben für Löhne.“

Preis für Bacon-Burger wurde um zwei Euro erhöht

Zurück zum Bacon & Cheese Burger. Welche Mehrkosten kommen bei den Gästen an? Im Mai sei der Preis für das Burger-Gericht von 14,90 auf 16,90 Euro erhöht worden, erklärt der Geschäftsführer. „Das sind 13 Prozent. Um die aktuellen Preise komplett aufzufangen, müssten wir mindestens 22 Euro aufrufen.“ Das, so ahnt man, würden und könnten nur noch wenige Gäste bezahlen, zumal auch das Fiege-Bier teurer geworden ist. 0,4 Liter kosten nun 4,90 statt 4,40 Euro.

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Wenden sich bereits Gäste ab? Die Umsätze seien „schwankend, aber weitgehend stabil“, berichtet Fries. Gerade an den Wochenenden läuft’s weiterhin gut. „Die Leute wissen ja, was los ist.“

2019 fand die letzte Auflage von „Bochum Kulinarisch“ statt (Foto). Auch in diesem Sommer bleiben die Öfen kalt: Das Stadtfest wurde bereits im März abgesagt.
2019 fand die letzte Auflage von „Bochum Kulinarisch“ statt (Foto). Auch in diesem Sommer bleiben die Öfen kalt: Das Stadtfest wurde bereits im März abgesagt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

Branchenverband Dehoga: Betriebe zeigen Verantwortung

„Trotz der explodierenden Kosten bei Lebensmitteln, Personal und Energie gehen unsere Betriebe sehr verantwortlich mit der gegenwärtigen Situation um“, bekräftigt Thorsten Hellwig, Sprecher des NRW-Branchenverbandes Dehoga, und berichtet von durchschnittlichen Preissteigerungen von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Ob der Gastronomie ein erneuter Überlebenskampf droht, werde „auch davon abhängen, wie sehr uns die Gäste die Treue halten und wie wir durch den Herbst und Winter kommen werden“, so Hellwig. Im „Three Sixty“ ist man zuversichtlich: Die Burger-Hochburg wird sich behaupten.