Bochum. Am Tagesbruch in Bochum-Linden wird jetzt mit schwerem Gerät gearbeitet. Am Dienstag kommt ein fünf Tonnen schwerer Spezialbohrer zum Einsatz.
Nach dem Tagesbruch an der Hattinger Straße in Bochum-Linden hat die Sondierung und die Ursachenforschung begonnen. Am Dienstag, 21. November, wird dazu ein Spezialbohrer eingesetzt.
An diesem Montag waren Bauarbeiter vor allem damit beschäftigt, um die Bohrarbeiten vorzubereiten. „Unter so einer Straßen verlaufen viele Leitungen. Die mussten erst einmal freigelegt werden, damit beim Bohren keine Schäden entstehen“, hieß es am Montag bei der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg.
Am frühen Freitagmorgen (17. November) hat sich mitten auf der Hattinger Straße, einer vielbefahrenen Ein- und Ausfallstraße, ein großes Loch in der Fahrbahn aufgetan. Während vor Ort mit schwerem Gerät die Schadensstelle freigelegt und gesichert wurde, studierten die Experten der Abteilung 6 bei der Bezirksregierung die alten Karten und Risse, wie die Fachleute die Darstellung von bergmännischen Untertage-Anlagen nennen.
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Ein Großteil dieser alten Karten, die älteste Darstellung bei der Bezirksregierung ist ein Grubenbild aus dem Jahr 1737, liegt wohl verwahrt im ehrwürdigen Gebäude des früheren Oberbergamts in Dortmund. Es firmiert nach Ende des aktiven Bergbaus etwas nüchtern als „Abteilung für Bergbau und Energie“ mit Standorten eben im ehemaligen Oberbergamt und in Düren. Auch für das Stadtgebiet Bochum liegen solche Darstellungen vor.
Arnsberg: Derzeit keine akute Gefahr für Anwohner erkennbar
Eine ganz wichtige Nachricht für die besorgten Anwohnerinnen und Anwohner des Tagesbruchs hat Peter Hogrebe: „Wenn es eine Gefahr für die umliegenden Häuser geben würde, hätten wir schon reagiert.“ Gleichzeitig macht er auch klar, dass gerade dieses Gebiet mit den ehemaligen Tiefbauzechen Friedlicher Nachbar oder der Kleinzeche Nordpol ein bekanntes altes Bergbaugebiet ist. „Wir rechnen frühestens Dienstag mit ersten Ergebnissen“, so Hogrebe.
Jan Senger ist als Fachmann dieser Abteilung für die Gefahrenabwehr vor Ort zuständig. Er gehört zum Team, das nun die notwendigen Maßnahmen koordiniert. „Zunächst einmal müssen wir überprüfen, ob – wie es die alten Karten nahelegen – das Flöz Sonnenschein tatsächlich hier zutage tritt.“ Allein die alten Grubenbilder sind aber nicht immer absolut zuverlässig.
![So stellte sich die Situation an den beiden Tagesbrüchen in Linden am Freitagmorgen, 17. November, dar. Im Vordergrund der kleinere Tagesbruch. So stellte sich die Situation an den beiden Tagesbrüchen in Linden am Freitagmorgen, 17. November, dar. Im Vordergrund der kleinere Tagesbruch.](https://img.sparknews.funkemedien.de/240610444/240610444_946684801_v16_9_1200.jpeg)
So stellten die Behörden etwa 2004 beim sogenannten „Siegener Loch“, einem folgenschweren Tagesbruch am Rosterberg, einem ehemaligen Erzbergwerk, fest, dass die tatsächliche Lage eines Schachtes um 13 Meter von der Stelle entfernt lag, wie es dort die Grubenkarte anzeigte.
Das ist der aktuelle Plan der Fachleute
Genau darum geht es nun auch in Linden. Den Ablauf für die nächsten Tage skizzieren die Fachleute folgendermaßen.
- Noch am Freitag soll eine Bohrraupe angeliefert werden. Dieses fünf Tonnen schwere Spezialgerät kann bei optimalen Bedingungen bis zu 100 Meter tief in die Erde bohren. In Vorbereitung der Arbeiten, die voraussichtlich, so ein Vertreter des Bohrunternehmens, am kommenden Montag beginnen sollen, wird die Gefahrenstelle, die bislang noch nur provisorisch gesichert ist, mit stabilen Bauzäunen abgesperrt.
- Es gibt auch Geräte, die oberirdisch eingesetzt werden können, um Hohlräume unter Tage aufzuspüren. Aufgrund der Bebauung und anderer Faktoren, seien diese Ergebnisse aber zu unsicher. Deshalb führe kein Weg an Sondierungsbohrungen vorbei.
- Flöz Sonnenschein, der als Fettkohlenflöz zu den sogenannten Bochumer Schichten gehört, soll nach den Berechnungen in etwa an der Stelle, wo nun der Tagesbruch aufgetreten ist, verlaufen und beinahe direkt an die Oberfläche kommen. Wenn er gefunden wird, etwa indem der Bohrer auf die Kohleschicht stößt, oder gar ehemalige Grubenbaue durchstößt, entscheidet sich, was zu tun ist.
Sollte es sich doch um eine Art Auswaschung, also einen durch Wasser verursachten Hohlraum handeln, werde die Verantwortung wieder, so Arnsberg, zur Stadt gehen. Liegt ein eindeutiger Bergschaden vor, droht eine über mehrere Wochen gehende Untersuchung auch des angrenzenden Gebiets.