Bochum. 2014 wurde das Opel-Werk in Bochum geschlossen. Heute sieht die Welt dort ganz anders aus. Fünf Straßen teilen Mark 51/7 auf. Ein Überblick.

Mauern, Zäune, Hindernisse. Wer das Opel-Werk in Bochum besuchen wollte, der brauchte einen Ausweis, um die Eingangstore passieren zu können. Das 2014 geschlossene Werk ist Geschichte, der Zugang zu dem 70 Hektar großen Gelände im Stadtteil Laer längst frei. Aber zurechtfinden müssen sich Besucher auch heute erst einmal. Ganz zu schweigen von Lkw-Fahrern, die suchend das weiträumige Areal durchkreuzen.

Fünf Straßen führen jetzt durch das ehemalige Opel-Werk Bochum

Alles ist neu. Allen voran die Gebäude, für die Investoren schon jetzt insgesamt mehrere Hundert Millionen Euro ausgegeben haben und denen weitere Millionengebäude folgen werden. Wer vom Westen über den ehemaligen Opel- und heutigen Tsukuba-Ring aufs Gelände Mark 51/7 fährt, passiert rechts das Hauptquartier der Volkswagen-Tochter VW Infotainment, fährt nach einem Schlenker nach links am O-Werk-Campus vorbei und verlässt später im Osten das Areal zwischen Wissenschafts- und Universitätseinrichtungen zu Linken und dem künftigen Technologiegebäude der Bosch-Tochter Etas zur Rechten.

Die Infrastruktur ist komplett – sichtbar vor allem durch die Straßen und die Straßenbahnlinie. Früher umrahmte den Hallendschungel von Opel eine Ringstraße. Links von der Opel-Verwaltung, dem heutigen O-Werk und das einzige von zwei verbliebenen Gebäude der einstigen Fabrik, führte eine Straße schnurstracks vom West- zum Osttor.

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Suttner-Nobel-Allee führt als Hauptachse durch Mark 51/7

Die Achse ist dem Abbruch zum Opfer gefallen. Aber auch heute teilt eine schnurgerade Straße Bochums Vorzeigequartier in Sachen Wissen und Technologie. Sie beginnt am Tsukuba-Ring, benannt nach Bochums jüngster Partnerstadt in Japan, im Westen und endet an der Wittener Straße im Osten (Grafik). Ihr Name: Suttner-Nobel-Allee.

Was das mit Bochum zu tun hat? Erst einmal nichts. Die „Namen sollen einen Bezug zu der Ansiedlungsphilosophie auf Mark 51/7 herstellen und bei Personen-Namen soll das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Bezeichnungen ausgewogen sein“, hieß es vor fast fünf Jahren, als die Verwaltung den Namen vorschlug und die Bezirksvertretung Ost dem folgte.

Bertha von Suttner (1843-1914) war eine österreichische Pazifistin und Schriftstellerin und die erste Frau, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Ihr wird, so heißt es, ein starker Einfluss auf Alfred Nobel nachgesagt. Nobel (1833-1868) war ein schwedischer Chemiker und Erfinder. Er ist Stifter und Namensgeber des Nobelpreises auf den Gebieten Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden.

DHL-Megapaketzentrum steht an der Grete-Schickedanz-Straße

Links und rechts der Hauptachse gibt es vier weitere Straßen, deren Namen bereits 2018 festgelegt wurden und die jetzt weitgehend fertiggestellt sind. Allerdings: Beschildert ist neben der Suttner-Nobel-Allee lediglich die Grete-Schickedanz-Straße. Sie führt vor dem O-Werk rechts zum zweiten verbliebenden Opel-Gebäude D2, der früheren Acetylenerzeugung. Dazwischen liegt die Zufahrt zum Megapaketzentrum von DHL, dem ersten Investor auf Mark 51/7. Dessen postalische Adresse lautete vorübergehend Opelring 1, heute aber Grete-Schickedanz-Straße 1. Die Namensgeberin Grete Schickedanz (1911-1994) steht für soziale und gleichzeitig erfolgreiche Unternehmensführung, heißt es.

An der Grete-Schickedanz-Straße liegt das DHL-Megapaketzentrum auf Mark 51/7 in Bochum.
An der Grete-Schickedanz-Straße liegt das DHL-Megapaketzentrum auf Mark 51/7 in Bochum. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Zentral in Richtung Norden biegt von der Suttner-Nobel-Allee die Sophie-von-Opel-Straße ab. Sie liegt in dem Bereich, in dem früher die größte Opel-Halle D4, das 200 Meter lange Presswerk, stand. Unter Unternehmerin Sophie Opel (1840-1913) begann die Automobilproduktion bei Opel.

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Straße ist nach Bochumer Mathematiker Hans Dobbertin benannt

Im Osten schließlich biegen am Wissenschaftsband vom Kreisverkehr zwei weitere Straßen ab: Benannt sind sie nach Hans Dobbertin und Robert Bosch. Hans Dobbertin (1952-2006) war Bochumer Mathematiker, Kryptologe und Gründungsdirektor des renommierten Horst-Görtz-Instituts für IT-Sicherheit an der Ruhr-Uni. Die nach ihm benannte Straße ist u.a. die Adresse zweier Einrichtungen der Ruhr-Universität Bochum, des Zentrums für das Engineering Smarter Produkt-Service-Systeme (Zess) und des Zentrums für Theoretische und Integrative Neuro- und Kognitionswissenschaft (Think).

Der auch wegen seines sozialen Engagements angesehene Ingenieur und Erfinder Robert Bosch (1861-1942) legte 1886 den Grundstein für die Robert-Bosch GmbH, deren Tochterunternehmen Etas an der Ecke Suttner-Nobel-Alle und Robert-Bosch-Straße ihren Sitz haben wird. Boschs Gründergeist, so hieß es 2018 bei der Vergabe der Straßennamen, unterstreiche die internationale Ausrichtung von Mark 51/7.