Bochum. Früher Kohle und Stahl, heute Forschung und Hightech. Bochum macht sich. Es will noch mehr aus der Innovationskraft vieler Akteure herausholen.

Früher waren es Schlote und Fabrikhallen, die von der Arbeit und vom Erfolg eines Unternehmens und einer Stadt zeugten. Heute sind Büro- und Laborgebäude die Zeichen dieses Erfolgs. Wie Pilze sprießen derzeit in Bochum neue Hauptquartiere, Forschungszentren, Bürokomplexe aus dem Boden – und mit ihnen technologische Entwicklungen, mitunter sogar Quantensprünge.

Bochums Wirtschaft nimmt sich ein Beispiel an der Wissenschaft

Jedes für sich eine Erfolgsgeschichte – oder zumindest ein großes Versprechen. Das eines Startups wie dem Medizintechnikhersteller und -dienstleister „medmehr“ mit seinen derzeit 20 Beschäftigten oder das eines Unternehmens wie Volkswagen Infotainment, das mittlerweile fast 1000 Mitarbeiter hat und sich anschickt, ein technologisches Schwergewicht zu werden.

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Dahinter und hinter vielen weiteren Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit insgesamt 60.000 Studierenden verbirgt sich aber noch mehr Potenzial. „BOtechnologies“ soll dazu beitragen, dieses Potenzial zu heben. Das an der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) Bochum angedockte Projekt bildet das Dach, unter dem sich die Akteure aus den Bereichen Gesundheitswirtschaft, IT-Sicherheit, Mobilität, Produktionswirtschaft und Smart City vernetzen und – im günstigsten Fall – neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln.

Bochum hebt das Netzwerken auf eine neue Stufe

„Der Community-Gedanken resultiert aus drei Stufen“, so WEG-Geschäftsführer Rouven Beeck bei der Auftaktveranstaltung von „BOtechnologies“ im 2022 eröffneten Forschungsbau Zess auf dem Wissenschafts- und Technologiecampus Mark 51/7. Es gehe ums Netzwerken, um die Zusammenarbeit innerhalb von Branchen. Und: „Jetzt haben wir die dritte Stufe, wo wir branchenübergreifend denken“, so Beeck. An den Hochschulen passiere das schon. „Man erforscht smarte Systeme, Mensch und kognitive Systeme fachübergreifend. Jetzt versuchen wir das, in der Wirtschaft zu übertragen. Das ist das Spannende.“

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Zu Gast beim Auftakt von „BOtechnolgies“: Prof. Dr. Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr, und Rouven Beek, Geschäftsführer der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft.
Zu Gast beim Auftakt von „BOtechnolgies“: Prof. Dr. Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr, und Rouven Beek, Geschäftsführer der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„BOtechnologies“ kann dabei eine moderierende Rolle spielen. „Wir bündeln die Stärken des Standorts und schaffen eine zentrale Anlaufstelle, um die Innovationskraft der Bochumer Tech-Communities weiter voranzutreiben“, so der WEG-Geschäftführer.

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Wirtschaft ist familiär vernetzt und global aufgestellt

Noch reichlich viel Theorie Aber schon zum Aufakt hat das Netzwerken im Zess über die eigene Branche hinaus Fahrt aufgenommen. Und: Aus Sicht von Denes Kücük, der bei der Stadt Bochum verantwortlich ist für die digitale Entwicklung, ist die Landschaft aller Technologie-Akteure in Bochum eine besondere, weil sie „sowohl familiär vernetzt als auch global aufgestellt ist“.

Ein Eindruck davon hat Volkswagen-Infotainment-Geschäftsführer Tobias Nadjib vermittelt, als er sein Unternehmen vorgestellt hat, das noch beides auszeichnet: Den Geist eines Start-up-Unternehmens und den breiten ökonomischen Rücken eines Weltkonzerns. An dessen Bodenständigkeit lässt der VW-Manager im Übrigen keinen Zweifel aufkommen. „Volkswagen ist zu Hause in Bochum“, so Nadjib. Jedenfalls was die Vernetzung und den Datenaustausch im und mit dem Auto betrifft.