Bochum. Rund 40 Prozent fallen durch die praktische Fahrprüfung. Eine Fahrschule in Bochum hat uns die gemeinsten Stellen gezeigt – und Probleme erklärt.

Immer mehr Bochumerinnen und Bochumer fallen durch ihre praktische Führerscheinprüfung. In diesem Jahr waren es laut Tüv Nord 39 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler. Der Tüv Nord geht davon aus, dass auch in Zukunft immer weniger beim ersten Versuch bestehen werden.

Ist die Fahrprüfung in Bochum schwieriger als in anderen Städten? Die Fahrlehrer Marius Brunner und Christian Tomann von den „FahrschulTeams Bochum“ zeigen mir bei einer Fahrstunde durch Bochum besonders gemeine Stellen, die schon vielen ihrer Schüler zum Verhängnis geworden sind.

Praktische Fahrprüfung in Bochum: Das sind die gemeinen Stellen

Los geht die 90-minütige Fahrt wie bei einer „echten“ Prüfung am Tüv. Noch bevor das Auto so richtig ins Rollen kommt, bemerke ich auch schon das erste Stoppschild. Gut aufgepasst! An der Sichtlinie halte ich. Den Gehweg links und rechts kann ich von hier aber auch nicht wirklich gut sehen. Die „Fünf-Sekunden Prüfung“, wie Brunner es nennt. Denn er erinnere seine Schüler vor der Prüfung immer an das besagte Stoppschild. Leider übersehen sie es im Affekt dennoch.

An dem Stoppschild am Tüv endet die Prüfung manchmal schneller als sie begonnen hat.
An dem Stoppschild am Tüv endet die Prüfung manchmal schneller als sie begonnen hat. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Ein weiteres Stoppschild wartet an der Robertstraße. Gut, dass ich seit dem Tüv sensibilisiert bin. Aufmerksam halte ich Ausschau. Achtung: rechts vor links!

Fahrlehrer Marius Brunner leitet mich gleich zu zwei kniffligen Stellen, die es direkt hintereinander am Amtsplatz gibt. Transporter haben so geparkt, dass ich die Einmündungen, an denen rechts vor links gilt, kaum erkennen kann. Dort fahren die Prüflinge laut Brunner besonders oft vorbei. Das glaube ich.

Besonders ärgerlich: Wenn bei den Schülern in der Prüfung die Nervosität Überhand gewinnt. Paradebeispiel dafür sei der Grün-Pfeil an einer Ampel auf der Feldsieperstraße/Ecke Mühlenweg. Dazu habe ich ziemlich schnell was zu melden: „So einen Pfeil habe ich noch nie gesehen. Und gut lesen kann ich das auch nicht wirklich“, sage ich leicht verdutzt.

Der Fahrlehrer klärt mich auf: In Bochum gibt es nur noch vier Stück. Trotz meines Zögerns – oder eher genau deshalb – schaffen wir es sicher über die Ampel.

Bei Rot müssen hier die Räder zum Stehen kommen, bevor die Prüflinge rechts fahren dürfen. Leider wird das in der Prüfung häufig vergessen.
Bei Rot müssen hier die Räder zum Stehen kommen, bevor die Prüflinge rechts fahren dürfen. Leider wird das in der Prüfung häufig vergessen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Genauso ärgerlich: Wenn das Einfahrt-verboten-Schild am Ende einer Einbahnstraße in der Flüssesiedlung ignoriert wird. „Der Prüfer sagt nichts, die Prüflinge sind dann verwirrt und irgendwie in einer anderen Welt“, erzählt der Fahrlehrer. Ähnlich ging es mir damals in meiner Prüfung. Ich bin froh, dass mir das heute nicht mehr passiert und ich sicher links einbiege.

Mit der letzten fiesen Stelle, die der Fahrlehrer mir zeigt, habe ich mich noch nie wohl gefühlt: doppelspurige Linksabbieger. In dem Fall einer an der Dorstener Straße. Ich habe mich glücklicherweise darauf eingestellt und ordne mich nach kurzer Überlegung auf die richtige Spur ein – auf die rechte. Wir biegen links ab und fahren nach der Kurve in eine Straße rechts rein. Das wissen auch die Prüflinge, doch trotz aller Übung ordnen sie sich an dem entscheidenden Tag auf der linken Spur ein und ziehen noch in der Kurve nach rechts: „Das gefährdet natürlich die anderen Autofahrer“, sagt Brunner.

Einfach wie in den Fahrstunden üblich auf der Spur bleiben: Das wird von dem ein oder anderen vergessen.
Einfach wie in den Fahrstunden üblich auf der Spur bleiben: Das wird von dem ein oder anderen vergessen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Prüfungsangst und Nervosität sind wahre Gegner – aber es gibt Tipps

„Es ist größtenteils die Nervosität“, erklärt Fahrlehrer Tomann. Die Angst vor der Prüfungssituation und die damit einhergehende Nervosität seien das wahre Hindernis. „Die neue Generation kann nicht mehr so gut mit der Stresssituation umgehen“, sagt Tomann. Dagegen könne so schnell auch nichts getan werden.

Trotzdem hat Fahrlehrerin Alexandra einen Tipp: Atemübungen und Meditation mit in den Alltag einbauen. Am Prüfungstag selbst mindestens 70-prozentige dunkle Schokolade essen. Das reguliere das Stresshormon, erzähle sie ihren Schülern immer. Wenn sie dran glauben, komme es so manchmal außerdem zu einem Placebo-Effekt, vermutet die Fahrlehrerin.

Schüler haben immer mehr Probleme mit ihrer Konzentrationsfähigkeit

Die Konzentrationsfähigkeit, die fürs Autofahren unentbehrlich sei, nehme immer weiter ab, wie Tomann sagt. Aber auch: „Das räumliche Empfinden ist ein Problem“, erzählt Alexandra. Den Schülern fiele es immer schwerer, ihre Umgebung aufmerksam wahrzunehmen, wodurch sie mehr im Straßenverkehr übersehen würden.

Das berichtet auch der Tüv: „Es wird immer wieder eine geringere Aufmerksamkeitsspanne bei Fahrschülern beklagt“, was unter anderem verschuldet worden sei durch die vermehrte Handy-Nutzung als Beifahrer im Auto oder ÖPNV.