Bochum. Ein Pop-up-Radweg in Bochum ist gescheitert, weitere Verkehrsänderungen lehnt die Stadt ab. Die Stelle bleibt tückisch für Radler und Fußgänger.

Nach dem schnellen Scheitern des Pop-up-Radwegs an der Wittener Straße nahe Lohring wird es keinen weiteren Versuch geben, eine dortige Gefahrenstelle zu entschärfen. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Aktuell gebe es „in diesem Bereich der Wittener Straße keine Möglichkeit, die Situation für den Rad- und Fußverkehr zu verbessern“, teilte Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage mit.

Es geht um die Fahrtrichtung Innenstadt. Radfahrerinnen und Radfahrer werden von einem sehr kurzen Radweg, der an der Nordstraße (am Bio-Markt) beginnt, nach wenigen Metern auf einen schmalen Gehweg geführt, den sie sich mit den Fußgängern teilen müssen.

Fast wäre ein junger Radfahrer von einem Auto überrollt worden

Hinzu kommt, dass sie vor dem Hauseingang Nummer 101 auf einen Ampelmast zusteuern. Um ihm auszuweichen, wird die Situation für Radfahrer wie für Fußgänger noch enger. Bei einer Kollision oder einer Vollbremsung drohen Radfahrer auf die Fahrbahn zu stürzen und vom Kraftverkehr überrollt zu werden.

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Genau dies war im August 2022 an dieser tückischen Stelle passiert. Damals kippte ein Radfahrer (14) nach einem Zusammenstoß mit einer Fußgängerin auf die Straße. Dank der Aufmerksamkeit einer Autofahrerin (34), die rechtzeitig bremste, wurde der Junge nur leicht verletzt. Allerdings krachte ein Hintermann (23) auf den Wagen der Frau.

Pop-up-Radweg wurde nach nur einem Monat wieder abgebaut

Um die Gefahrenstelle zu beseitigen, hatte die Stadt Mitte Mai mit Hilfe eines Ingenieurbüros zwischen Nordstraße und Lohring einen „Pop-up-Radweg“ auf den rechten Autospur eingerichtet, so dass der Kraftverkehr nur noch eine statt zwei Spuren zur Verfügung hatte. Nach nur einem Monat wurde der Pop-up-Radweg wieder abgebaut. Vor allem weil Rettungswagen wegen der eingetretenen Staus Probleme hatten.

Seitdem ist der alte Zustand wieder hergestellt. Das Fahrradbündnis „Radwende Bochum“ sprach von einer „Wiedereinrichtung der Gefahrenstelle“ und einem „Rückschritt für die Verkehrswende“. Der „Verkehrsversuch“ schlug in der Stadtkasse mit 25.000 Euro zu Buche. „Leider verdammt viel Geld für ein Experiment, dessen Ergebnis schon vorher feststand“, kommentierte die CDU.

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Stadtsprecher van Dyk verweist auf „Alternativen für den Radverkehr“, um der Gefahrenstelle auszuweichen. Sie führen über die Altenbochumer Straße und auf der anderen Seite über die Straße Glockengarten. Diese Strecken seien auch für den Radverkehr ausgeschildert. „Nach unseren Beobachtung werden diese Alternativführungen gut angenommen.“

Stadt Bochum appelliert an Radfahrende, Rücksicht auf Fußgänger zu nehmen

Allerdings bleibt das alte Problem bestehen: „Für die Erreichbarkeit der Ziele zwischen Nordstraße und Lohring gibt es keine Alternative.“ In diesem Abschnitt könnten Radfahrende „mit der gebotenen Rücksicht auf den Fußverkehr“ aber ebenfalls ihr Ziel erreichen, sagt van Dyk.

Die Radwende ist über diesen Stillstand „besonders erschreckt“. Außerdem meint sie, anders als die Stadt,

Radwende: „Komplett inakzeptabel“

Das Bündnis Radwende beklagt, dass die komplette Wittener Straße als zentrale und einzig durchgehende Verbindung aus Langendreer, Laer und Altenbochum in die Innenstadt „für Radfahrer:innen ein Stückwerk“ sei.

Ab der Kreuzung Universitätsstraße würden sich „nicht mehr zeitgemäße Radwege unterschiedlichster Bauart, Fahrverbote fürs Radfahren und vierspurige Fahrspuren, auf die sich viele Radfahrer:innen nicht trauen“, abwechseln.

Auch der 2021 sanierte kombinierte Zwei-Richtungs-Rad-Fußweg zwischen Alter Wittener Straße und Universitätsstraße offenbare mehrere gefährliche Engstellen.

Viele Jahre die gefährlichen Stellen und keine sichere Radinfrastruktur auf der Straße beizubehalten, sei „komplett inakzeptabel“. Und: „Wir fordern weniger dogmatisches Festhalten am Konzept des zeitaufwendigen Komplettumbaus. Es braucht mehr Pragmatismus.“

dass die von ihr „ vermarktete Ausweichstrecke“ mit dem Glockengarten, die „Südumfahrung“, wegen der „unpraktischen Zickzack-Führung kaum genutzt“ werde.

Bis es moderne und durchgängige Radwege auf der Wittener Straße geben wird, ziehen noch sehr viele Jahre ins Land. Das Bündnis „Radwende“ schätzt 20 Jahre. Denn ein eigener Radweg dort soll erst mit einem kompletten Umbau der Wittener Straße erfolgen. Zurzeit, so die Stadt, werde an den Planungskonzepten für die radverkehrsgerechte Umgestaltung dieser Ausfallstraße gearbeitet. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir noch in einer sehr frühen Planungsphase“, sagt van Dyk. Ein Zeitplan bis zur Umsetzung sei „noch nicht möglich“.