Bochum. Ein Radfahrer (14) ist in Bochum in den fließenden Verkehr gestürzt. Das hätte tödlich sein können. Nun gibt es Kritik an dieser heiklen Stelle.

Dieser Unfall hätte tödlich ausgehen können. Nur dank der schnellen Reaktion einer 34-jährigen Autofahrerin, die blitzartig eine Vollbremsung hinlegte, wurde ein 14-jähriger Radfahrer auf der Wittener Straße nicht überrollt. Die Örtlichkeit ist sehr heikel. „Müssen erst Menschen sterben, bis die Bochumer Beamten diese Gefahr realisieren?“, fragt Radfahrer Klaus Kuliga.

Der Bochumer, früher mal Vorsitzender des örtlichen ADFC, hatte vor etwa einem Jahr eine Bürgeranregung im Rathaus eingereicht, damit die bauliche Situation entschärft wird. Der Mobilitätsausschuss fand die Gegebenheiten zwar auch nicht optimal, sah aber keinen akuten Handlungsbedarf, weil keine konkrete Gefahr bestehe.

Unfall könnte die Diskussion über die Gefahrenstelle in Bochum neu anregen

Die Vertreterinnen und Vertreter von SPD, Grünen, CDU, FDP, Linken und AfD sahen das genauso. Passiert ist deshalb bisher nichts.

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Die Dringlichkeit einer neuen Radverkehrsführung dürfte jetzt aber noch einmal ganz neu diskutiert werden.

Der Unfall ereignete sich am Montag um 7.20 Uhr. Ein Schüler fuhr laut Polizei auf dem rot markierten und benutzungspflichtigen Radweg, der unmittelbar neben dem Gehweg entlangführt. Es ist eng dort – und wird vor Hausnummer 101 noch enger, weil dort ein Ampelmast mitten auf dem Weg steht und umfahren werden muss. Auf einer Länge von einigen Metern ist deshalb dort alles komplett rot gepflastert, so dass es nur einen Radweg und rein rechtlich gar keinen Gehweg mehr gibt.

Nachfolgender Pkw fuhr dem bremsenden Auto von hinten auf

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Plötzlich kommt dem Radfahrer eine Fußgängerin (13) in die Quere. Er stürzt auf die meist sehr stark befahrene Fahrbahn. Von hinten kommt ein Auto. Die Fahrerin (34) kann rechtzeitig bremsen. Das hat dem Jugendlichen möglicherweise das Leben gerettet. Nicht rechtzeitig bremsen kann aber ein nachfolgender Pkw-Fahrer (23); er kracht ins Heck des Autos der Frau.

Als Klaus Kuliga die Unfallmeldung auf www.waz.de las, fiel ihm wieder seine Bürgeranregung ein. „Man kann nicht behaupten, dass dieser Radweg für Radfahrer verkehrssicher wäre“, heißt es darin. „Der Radweg ist schmal und der Gehweg auch. Ich sehe keine andere Möglichkeit, das Problem zu lösen, als die Aufhebung des Radwegs. Selbst für die Beschilderung ,,Gehweg, Radfahrer frei’ ist der Platz nicht ausreichend.“

Bochumer Politik geht nicht von einer konkreten Gefahr aus

Die Verwaltung hatte zu dieser Anregung eine Beschlussvorlage verfasst, die im vorigen Februar zwar mehrheitlich vom Mobilitätsausschuss angenommen wurde, eine Lösung wurde aber auf die lange Bank geschoben. „Die Anregung wird positiv zur Kenntnis genommen und der beschriebene Handlungsbedarf anerkannt. Bei einer künftigen baulichen Umgestaltung der Wittener Straße wird eine nicht zu beanstandende Fuß- und Radverkehrsführung angelegt“, heißt es.

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SPD, Grüne, CDU, Linke und AfD stimmten dieser Vorlage zu. Weiter hieß es darin: „Sowohl für Fußgänger wie auch Radfahrer ist die Engstelle, an der sich beide Nutzergruppen die Verkehrsfläche teilen müssen, frühzeitig erkennbar, so dass sie sich durch eine angepasste und rücksichtsvolle Verhaltensweise darauf einstellen können.“ Die gegenwärtige Situation sei für alle Radfahrer und Fußgänger „so ersichtlich, dass nicht von einer konkreten Gefahr ausgegangen werden muss, die umgehend zu beseitigen wäre“.

Polizei Bochum: Keine Unfälle an dieser Stelle bekannt

Ausschuss lehnt Pop-Up-Radweg ab

Die Fraktion „Die Partei/Die Stadtgestalter“ hatte im Februar einen eigenen Antrag gesellt. Sie regten an, an dieser Stelle einen Pop-Up-Radweg (vorübergehende Radweg-Kennzeichnung auf der Autofahrbahn, Anm. d. Red.) auf der rechten Autospur einzurichten und so dem Radverkehr zu Ungunsten des Kraftverkehrs mehr Platz zu geben.

Die jetzige Situation zeige „exemplarisch das noch oftmals vorherrschende Prinzip ,Im Zweifel für das Auto“.

Der Ausschuss lehnte den Antrag mit den Stimmen von SPD, Grünen, CDU, FDP und AfD ab.

Wie die Polizei am Dienstag auf WAZ-Anfrage mitteilte, habe es an dieser Stelle in diesem und vorigen Jahr tatsächlich keinen Unfall gegeben.

Radaktivist Kuliga selbst aber benutzt den Radweg dort weiterhin nicht, weil ihm das zu gefährlich ist.