Bochum. Wespen haben gerade Saison. Doch wann muss ein Wespennest entfernt werden? Und wer kümmert sich darum? Imker und Ärzte gebenTipps.

Nachdem im letzten Jahr und den beiden Vorjahren in Bochum außergewöhnlich viele Wespennester entdeckt und zum Teil entfernt worden sind, neigt sich die „Wespensaion 2023“ dem Ende entgegen. Ines Eichel kümmert sich im Umwelt- und Grünflächenamt mit einer Kollegin um die Anliegen der Leute, wenn sich Wespen oder Hornissen am Haus ein Nest gebaut haben. Dabei sind sie immer wieder mit dem von Angst getriebenem Wunsch konfrontiert, dass das Nest schnell entfernt werden möchte. „Doch nach einem Beratungsgespräch lassen sich viele davon überzeugen, dass ein Zusammenleben zwischen Wespe und Mensch vielleicht doch möglich ist“, berichtet Ines Eichel aus ihrer Erfahrung.

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Doch es gilt zu unterscheiden, ob jemand lediglich allgemein Angst vor Wespen hat und sich einfach nur unwohl oder belästigt fühlt oder ob eine ernstzunehmende Allergie der Hintergrund ist. „Oft lässt sich jemand beruhigen, wenn er oder sie hört, dass das Nest nur eine Saison bewohnt ist und die Tiere dann absterben“, so Eichel.

Ehrenamtliche Imker beraten kostenlos

Die Stadt arbeitet mit fünf ehrenamtlichen Imkern in Bochum zusammen. Wer sich von einem Nest gestört fühlt, hat die Möglichkeit sich kostenlos beraten zu lassen, der Imker verschafft sich direkt vor Ort einen Überblick. Denn erst als letzte Konsequenz sollte das Nest entfernt werden. Natürlich gibt es in letzter Konsequenz auch die Möglichkeit, das Nest von einem erfahrenen und zugelassenen Schädlingsbekämpfer entfernen zu lassen. Etwa, wenn ein Allergiker in unmittelbarer Nähe lebt oder es sich im Umfeld eines Kindergartens befindet.

Von einigen Menschen besonders lästig empfunden sind die „Gemeine Wespe“ und die „Deutsche Wespe“. Beide Arten lassen sich gern etwa auf dem Pflaumenkuchen nieder und können nicht widerstehen, wenn Süßes oder auch andere Lebensmittel offen zugänglich in Reichweite sind.

Großes Wespennest in einem Schuppen. Experten raten, verlassene Nester am Ort zu belassen, denn an gleicher Stelle entsteht so gut wie nie ein Neues. (Symbolbild)
Großes Wespennest in einem Schuppen. Experten raten, verlassene Nester am Ort zu belassen, denn an gleicher Stelle entsteht so gut wie nie ein Neues. (Symbolbild) © Christian Creon

Bei einer Wespengift-Allergie ist Vorsicht geboten

Die Dermatologin Dr. Ose Rademacher am Katholischen Klinikum Bochum rät Menschen, die den Verdacht haben, dass sie eine Wespengift-Proteinallergie, so die offizielle Bezeichnung, haben, dies unbedingt ärztlich abklären zu lassen. „Es kann durch den sogenannten anaphylaktischen Schock zu einer lebensgefährlichen Situation kommen“, sagt die erfahrene Oberärztin.

Was auf eine Allergie gegen das Wespengift-Protein hindeutet

Das Gesundheitsamt Bochum beschreibt, wann rasche Hilfe nötig ist: Stiche im Mund und Rachenraum können aufgrund der entstehenden Schwellung gefährlich werden.

Entwickeln sich nach einem Wespenstich über die Rötung und Schwellung um den Stich hinausgehend Rötung, Hautausschlag und Juckreiz am ganzen Körper, gerötete, tränende und juckende Augen, oder Schwellungen an Hals und Gesicht, besteht der dringende Verdacht, dass eine Wespengiftallergie besteht.

Treten nach einem Wespenstich Symptome wie Atemnot, Schwindel, Erbrechen oder Ohnmacht auf, deutet dies auf eine schwere allergische Reaktion hin. Dann ist schnelle medizinische Hilfe notwendig. In diesem Fall muss der Rettungsdienst sofort unter 112 gerufen werden.

Wer allgemeine Fragen hat oder Unterstützung braucht, falls ein Wespennest im Umfeld Probleme bereitet, kann sich unter Tel. 0234/910-3491 oder -1214 ans Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum wenden.

Wer weiß, dass er oder sie so reagieren könnte, führt am besten stets ein Notfall-Set mit sich, denn ist der Mensch gestochen worden, muss es schnell gehen. Zur Notfall-Ausstattung gehören etwa Cortison-Tropfen und Adrenalin, um den Kreislauf zu stabilisieren.

Rademacher empfiehlt zudem eine spezielle Immuntherapie, die Hyposensibilisierung. Dies wird stationär etwa auch im Kath. Klinikum angeboten. Der Patient bekommt steigernd eine gewisse Dosis des Giftes verabreicht, der Körper lernt so quasi darauf angemessen zu reagieren, ganz ähnlich der Behandlung etwa beim Heuschnupfen. Nach dem stationären Beginn schließt sich eine bis zu zweijährige ambulante Weiterführung an.

Biologische Station hebt Nützlichkeit der Wespen hervor

In der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet Herne, die auch für Bochum zuständig ist, kennt der Dipl. Biologe Richard Köhler natürlich auch die Sorgen der Bevölkerung. „Für die Menschen ist es oft das aktuelle Jahr, welches ganz besonders schlimm ist“,id239376495 sagt er. Das habe jedoch etwas mit der subjektiven Wahrnehmung zu tun. Da der diesjährige Frühling recht kühl gewesen sei, haben wir es, seiner Einschätzung nach, eher mit einem ruhigen Wespenjahr zu tun.

Köhler erinnert daran, dass Wespen wie Bienen, Hummeln oder Hornissen zum Naturhaushalt gehören und eine wichtige Aufgabe erfüllen. Blütepflanzen, darunter auch viele Obstsorten, sind von einer Bestäubung abhängig, um überhaupt gedeihen zu können