Bochum. In diesem Sommer gibt es mehr Wespen als in den Vorjahren. Was also tun, wenn man ein Wespennest entdeckt? Das Entfernen ist nicht unkompliziert.

Ob Grillteller auf dem Balkon oder Kuchen im Garten – auf die summenden Wespen muss in diesem Jahr nicht lange gewartet werden. Edith Witte, Schädlingsbekämpferin aus Wattenscheid, bejaht, was viele längst geahnt haben werden: „In diesem Sommer gibt es mehr Wespen als in den Vorjahren.“

Sie lieben süßes Essen: Wespen.
Sie lieben süßes Essen: Wespen. © dpa | Jens Kalaene

Seit mehr als 30 Jahren ist die Wattenscheider Firma unter anderem auf das Entfernen von Wespennestern spezialisiert. Dass es in diesem Sommer mehr Wespen gibt, ist übrigens gar nicht ungewöhnlich. Etwa alle zwei Jahre sei ein „Wespen-Sommer“, „das ist ganz normal“. Der milde Winter und das trockene Frühjahr trügen ihr Übriges dazu. „In den vergangenen Jahren waren die Sommer schlechter, das ist in diesem Jahr anders."

Wespen in Bochum: Schädlingsbekämpfer sind ausgebucht

Am Ess-Tisch hilft es in der Regel, Ruhe zu bewahren, wenn die Wespe mal wieder die Bratwurst umkreist. Was aber tun, wenn man gleich ein ganzes Wespennest an Haus oder Wohnung entdeckt? Auch dann gilt: keine Hektik! Als Erstes muss die Stadt angerufen werden. Denn um ein Wespennest zu entfernen, brauchen Betroffene in der Regel eine Genehmigung. Schließlich stehen die Tiere unter Naturschutz.

Mazlum Turan noch ohne seinen Wespenschutz: Der Mitarbeiter der Schädlingsbeseitigung Witte kümmert sich in diesem Haus um ein Wespennest.
Mazlum Turan noch ohne seinen Wespenschutz: Der Mitarbeiter der Schädlingsbeseitigung Witte kümmert sich in diesem Haus um ein Wespennest. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Es braucht einen triftigen Grund, damit ein Wespennest wirklich entfernt wird“, sagt Edith Witte. Wenn der Mensch gefährdet ist, Allergiker in der Nähe leben oder die Wespen etwa in der Dachgaube hausen und sich „durchfressen“, sei das der Fall. Bis zu 50.000 Euro kostet das unerlaubte Entfernen eines Wespennestes.

Stadt sieht viele Anfragen zum Entfernen von Wespennestern

Beim Umwelt und Grünflächenamt sind in den vergangenen Wochen sehr viele Anfragen bezüglich Wespen-, Hummeln- und Hornissenvorkommen eingegangen, heißt es auf Nachfrage von der Stadt. Beraten werde zunächst telefonisch, immer mit dem Ziel, dass das Nest vor Ort bleiben kann. Bei Gefahr dürfen Fach-Firmen oder Imker aber auch ohne Genehmigung tätig werden.

Bei Hummeln, Hornissen und Wildbienen benötigen Bürgerinnen und Bürger wegen des besonders hohen Schutzes immer eine Genehmigung zum Entfernen. In Bochum ist in diesem Jahr nur einmal eine naturschutzrechtliche Befreiung für die Umsiedlung eines Hummelnestes erteilt worden.

Ist die Erlaubnis da, heißt es weiter: Geduld. Die Schädlingsbekämpferinnen und -bekämpfer sind gefragt. „Wir sind ausgebucht. Bis zu einem Termin könnte es einige Tage dauern“, sagt Edith Witte. Die Schädlingsbekämpfer, wie ihr Mitarbeiter Mazlum Turan, prüfen dann vor Ort, ob das Wespennest umgesetzt werden könne. „Das haben wir früher noch viel häufiger gemacht.“ Wenn das nicht funktioniere, müssen die Tiere getötet werden. Der Einsatz der Firma kostet knapp 100 Euro.

Wespennest entfernen lassen: Das rät die Verbraucherzentrale

Aber wie erkennt man eine seriöse Firma? Bei der Verbraucherzentrale hat man dafür ganz praktische Tipps. „Der Anbieter sollte eine Festnetznummer aus der Region haben“, sagt Andrea Thume, Leiterin der Beratungsstelle. Eine 0800er-Nummer sollte nicht gewählt werden. Außerdem sollten Betroffenen über das Impressum der Internetseite überprüfen, ob die Firma wirklich in der Nähe sitze.

Eine Rechnung müsse niemals sofort vor Ort bezahlt werden. „Es gibt sogar Firmen, die ein EC-Gerät dabei haben“, sagt Andrea Thume. Sie rät dazu, sich immer eine Rechnung schicken zu lassen. Der wichtigste Tipp: „Nicht in Hektik verfallen!“

Auf keinen Fall sollte man selber Hand anlegen, warnt Schädlingsbekämpferin Edith Witte. Ein 80-jähriger Kunde habe den Kollegen nur „helfen“ wollen und bei einem Nest in den Rollladen diese von innen geöffnet. Die Tiere stachen mehrfach zu, der Mann musste ins Krankenhaus.