Bochum-Werne. Die Bochumerin Jenny Prochnow ist Schädlingsbekämpferin und liebt ihren Beruf. Was die 30-Jährige antreibt und wovor sie sich ekelt.

Ratten, Kakerlaken, Bettwanzen – Tiere, die niemand in seiner Wohnung haben möchte, sind Jenny Prochnows Berufung. Die 30-Jährige ist Schädlingsbekämpferin. Seit rund fünf Jahren arbeitet sie bei einer Firma in Bochum-Werne.

Was als Nebenjob begann, ist heute ihr Traumberuf. Ein Job, der ihr „richtig Bock macht.“ Ohne den Spaß an der Arbeit sei es auch nicht möglich dieser nachzugehen, sagt Prochnow. Als Schädlingsbekämpferin sei sie aber nicht nur dazu da, um die Tiere zu beseitigen, sondern auch um einen Wiederbefall vorzubeugen.

Bochumer Schädlingsbekämpferin empfindet kaum Ekel

Als Schädlingsbekämpferin habe sie jeden Tag mit Ameisen, Ratten oder anderen Tieren zu tun. Daher sollte man sich nicht allzu schnell ekeln, weiß Prochnow. Auf die 30-Jährige trifft das zu: „Ich hatte noch nie einen Ekelfaktor.“ Bei einem Auftrag wurde aber auch Prochnow ein bisschen anders zumute: „Da war so ein starker Bettwanzenbefall, dass die dem Kunden am Körper hochgekrabbelt sind.“ In solchen Fällen falle es auch ihr schwer den Ekel zu unterdrücken und nur an die Arbeit zu denken.

Ameisen bekämpft die Bochumerin Jenny Prochnow beispielsweise mit einem Gel, das in die Falle eingefüllt wird.
Ameisen bekämpft die Bochumerin Jenny Prochnow beispielsweise mit einem Gel, das in die Falle eingefüllt wird. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Den Schädlingsbefall müsse der Kunde schon länger haben, sonst wäre das Ausmaß nicht so gravierend, weiß Prochnow. „Viele Kunden schämen sich in diesem Bereich, obwohl sie oftmals gar nichts dafürkönnen.“ Bettwanzen könne man sich beispielsweise aus einem Hotel einschleppen.

Manche Kunden sind dauerhaft bei der Schädlingsbekämpfung

Oftmals seien die Kunden sehr dankbar, wenn ihnen geholfen wird: „Das Schöne an diesem Beruf ist, dass man gerufen wird, wenn die Menschen Hilfe brauchen.“ Wichtig sei aber auch, dass die Kunden selbst mitmachen. Wenn der Kunde nicht die Tipps umsetzt, die Prochnow nach der Bekämpfung gibt, könne es immer wieder zu einem Befall kommen.

Neben den einzelnen privaten Kunden, habe Prochnow auch dauerhafte Kunden. Dazu gehören beispielsweise Restaurants und Kinos. Nicht wegen eines Befalls, sondern weil in diesen Branchen teilweise präventiv gearbeitet wird. Circa einmal im Monat ist die Schädlingsbekämpferin dann vor Ort und sichert unter anderem die Küche ab.

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Schädlingsbekämpfung in Bochum: Diskretion steht an oberster Stelle

Das Besondere bei dem Beruf sei die Abwechslung, sagt die 30-Jährige. Dabei meint sie nicht nur die täglichen, sondern auch die saisonalen Unterschiede. Im Sommer seien es zum Beispiel vermehrt Wespen, die sie neben ihrer regulären Arbeit bekämpfen muss. Im Winter kümmere sich Prochnow häufiger um Hausmäuse oder Kakerlaken.

An oberster Stelle steht für Prochnow die Diskretion bei ihrer Arbeit. Ihr Auto, in dem sie all das Gift und die Köder transportiert ist schwarz, ohne weitere Aufschrift. So könne die Nachbarschaft nicht erfahren, wer grade zu Besuch ist. „Wir sind immer undercover unterwegs“, sagt Prochnow.

In Deutschland sei die Schädlingsbekämpfung noch nicht so etabliert wie in anderen Ländern. „Viele setzen das mit Unsauberkeit gleich und schämen sich.“ Prochnow meint das dieses Problem durch mehr Aufklärung behoben werden könnte. „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass es hier Kakerlaken und viele andere Insekten gibt.“

MFA ist heute Schädlingsbekämpferin: der Weg in den Traumjob

Ursprünglich gelernt hat Jenny Prochnow einen ganz anderen Beruf. Eine schulische Ausbildung zur staatlich geprüften Sozialhelferin hatte sie bereits abgeschlossen, als sie eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten begann. Das habe ihr zwar Spaß gemacht, sei allerdings mit viel Druck verbunden gewesen.

Als ihr Nachbar eine Schädlingsbekämpfungsfirma gründete, begann sie zunächst nebenbei auf 450-Euro-Basis dort zu arbeiten. Das habe ihr aber so viel Spaß gemacht, dass sie ganz in den Bereich wechselte. So stand eine weitere Ausbildung an, die die 30-Jährige meisterte: „Ich habe beides gelernt: Wie man Menschen am Leben erhält und Tiere tötet.“