Witten. Hela Mikkin ist Imkerin aus Leidenschaft, leitet das Lehrbienenzentrum in Witten. Ein Gespräch über Gefahren für Insekten und die Wespenplage.
Der Hohenstein ist ihr zweites Zuhause, sagt Hela Mikkin und meint das Lehrbienenzentrum, das hier seine Heimat hat. Die 82-jährige Vorsitzende des Kreisimkervereins Ruhrgebiet rettete diesen Ort einst vor dem Verfall und machte ihn mit Gleichgesinnten über Wittens Grenzen hinaus bekannt. Ein Gespräch über ein Hobby, das längst zum Lebensinhalt geworden ist, sowie liebgewonnene Insekten, Wespen eingeschlossen.
Frau Mikkin, zunächst einmal zum Lehrbienenzentrum, das viele, aber nicht alle kennen: Was hat es damit überhaupt auf sich?
Das Haus hat eine bewegte Geschichte, schon 1978 kamen Imker auf die Idee, hier Bienenvölker anzusiedeln. Heute stehen, wie man in der Fachsprache sagt, am LBZ 22. Was aber sicherlich das Zentrum ausmacht, sind die zahlreichen Angebote. Besuchern können einen Einblick in das Leben von Bienen, Hummeln und Co. erhalten. Willkommen sind Kita-Gruppen ebenso wie Schulklassen oder auch Seniorengemeinschaften. Zudem bieten wir auch Schulungen für die an, die selbst Imker werden wollen.
Wenn Sie von wir sprechen, wer ist damit gemeint?
Zum einen sind es viele freiwillige Helfer, die sich mit mir zusammen um das Zentrum kümmern, allein dem Verein Witten-Herbede gehören rund 80 Imker an, über 700 sogar im Kreisimkerverein Ruhrgebiet, zu dem Städte wie Hattingen, Bochum und Dortmund gehören . Darüber hinaus sind mit Dr. Gerhard Liebig und Dr. Pia Aumeier zwei Fachleute vor Ort, die die Bienenvölker hegen und pflegen, das Leben der Insekten erforschen und uns bei der Ausbildung weiterer Imker unterstützen.
Lehrbienenzentrum lädt zum Sommerfest ein
Hela Mikkin hat in ganz unterschiedlichen Berufen gearbeitet, war unter anderem in leitender Stellung im Einzelhandel und der Friseurbranche tätig.
Besucher des Lehrbienenzentrums können sich Bienenstöcke ansehen, Imker erläutern den Aufbau und das Leben der Bienenvölker.
Das Lehrbienenzentrum am Hohenstein 40 hat immer sonntags von 10 bis 18 in den Sommer- und von 10 bis 17 Uhr in den Wintermonaten geöffnet.
Das diesjährige Sommerfest steigt am Sonntag, 4. September, von 10 bis 17 Uhr. Hüpfburg, Kinderschminken und Tombola gehören ebenso zum Programm wie Einblicke in die Bienenstöcke und der Verkauf von Honig.
Wie kam es dazu, dass Sie sich zur Imkerin haben schulen lassen?
Ich habe einen Teil meiner Kindheit im Krieg und der Zeit danach auf einem Bauernhof an der Weser verbracht. Daher rührt, so denke ich, eine enge Verbundenheit mit der Natur, die auch meinem Lebensgefährten zu eigen ist. Eines Tages kamen wir auf die Idee, ob nicht die Imkerei für uns was wäre. So lasen wir Fachliteratur, besuchten Kurse. Auf einem gemeinsamen Grundstück in Herdecke haben wir dann mit dem Hobby begonnen.
Gab es damals überhaupt Frauen, die sich dem Hobby widmeten?
Seitdem sind schon über drei Jahrzehnte vergangen und in der Tat war die Zahl der Imkerinnen sehr überschaubar. Das hat sich zum Glück aber geändert. Mittlerweile dürften es rund 40 Prozent sein. Frauen machen die Sache doch genauso gut wie Männer.
Was hat dazu geführt, dass Sie sich jetzt mit ganzem Herzen für das Lehrbienenzentrum engagieren?
Ich lebe zwar in Dortmund, hatte aber schon immer einen engen Kontakt zu den Imkern in Witten, übernahm 2006 den Vorsitz des Kreisimkervereins. Als vier Jahre später der damals noch letzte verbliebene Imker aus Altersgründen aufhören wollte und das Haus vor dem Aus stand, habe ich mit weiteren Freiwilligen den Ort auf dem Hohenstein übernommen. Wir wollten aber von Anfang nicht nur unter uns bleiben, sondern auch andere Leute zu uns einladen.
Wenn man Sie bei der Arbeit beobachtet, fällt eines sofort auf: Sie tragen überhaupt keine Schutzkleidung. Ist das nicht auf gewisse Weise gefährlich?
Da sprechen Sie einen ganz wichtigen Punkt an, den wir auch unseren Gästen vermitteln wollen. Denn von sich aus sind Bienen zunächst einmal friedfertig, was nicht heißt, auf Vorsicht zu verzichten. Wir nähern uns den Bienen mit Bedacht. Und es passiert nichts, wenn man sie nicht ärgert. Bedenken sollte man schon, dass im Bienenstock überwiegend Mädchen sind, eine ist fast immer grantig. In meiner Eigenschaft als Imkerin bekomme ich manchmal Stiche ab. Aber das nehme ich in Kauf. Ich möchte nämlich nicht wie ein Astronaut aussehen.
Schaut man sich auf dem Hohenstein um und hört zugleich ein ständiges Surren, dann scheint die Rede vom Bienensterben doch überhaupt nicht zu stimmen. Sind die Warnungen etwa übertrieben?
Wir müssen ganz genau aufpassen und unterscheiden. Bei uns handelt es sich um Honigbienen, die bis zu fünf Kilometer weit fliegen können, um Nahrung zu finden. Wildbienen hingegen, die in der Natur eine tragende Rolle spielen, schaffen meist gerade ein oder zwei Kilometer. Da kann es schon sehr eng werden, an Futter zu kommen. Steingärten sind deshalb ein Graus und es fehlt zudem an Blühstreifen mit Pflanzen, die Bienen mögen.
Und wenn doch mal eine Honigbiene nicht ausreichend Nektar findet?
Wenn Pollen und Nektar als Nahrung zu Ende gehen, das ist meistens im August der Fall, versorgen die Imker ihre Bienen für den Winter mit zuckerhaltigem Sirup. Ohnehin gehört es zu ihren wesentlichen Aufgaben, die Bienen zu schützen, insbesondere vor der schädlichen Varroamilbe, die sich in einem Bienenstock ausbreiten kann.
Die Milbe soll schon ganze Bienenvölker zerstört haben?
Um genau das zu vermeiden, gibt es geeignete Mittel wie den Einsatz von Ameisensäure, der aber dann rechtzeitig erfolgen soll.
Lehrbienenzentrum lädt zum Sommerfest ein
Hela Mikkin hat in ganz unterschiedlichen Berufen gearbeitet, war unter anderem in leitender Stellung im Einzelhandel und der Friseurbranche tätig.
Besucher des Lehrbienenzentrums können sich Bienenstöcke ansehen, Imker erläutern den Aufbau und das Leben der Bienenvölker.
Das Lehrbienenzentrum am Hohenstein 40 hat immer sonntags von 10 bis 18 in den Sommer- und von 10 bis 17 Uhr in den Wintermonaten geöffnet.
Das diesjährige Sommerfest steigt am Sonntag, 4. September, von 10 bis 17 Uhr. Hüpfburg, Kinderschminken und Tombola gehören ebenso zum Programm wie Einblicke in die Bienenstöcke und der Verkauf von Honig.
Bleiben wir beim Thema Schutz. Gerade in diesem Sommer fragen sich viele Menschen, wie man der Wespenplage Herr werden kann. Was meinen Sie dazu?
In der Tat hatten wir in diesem Jahr sehr viele Wespen, aber inzwischen sind es deutlich weniger. Sie leben nämlich von Mücken, die wiederum auf Feuchtigkeit angewiesen sind. Ihnen bekommt die Trockenheit gar nicht. Für Wespen gilt wie für Bienen Vorsicht walten zu lassen, vor allem nicht nach ihnen schlagen. Eine hundertprozentige Sicherheit kann natürlich niemand versprechen.
Wie sehen Sie eigentlich die Zukunft des Lehrbienenzentrums?
Mit meinen 82 Jahren ist mir klar, dass eine Nachfolge in nächster Zeit ansteht. Zugleich haben wir hier noch tausend Ideen, um die Angebote zu erweitern, zumal das Interesse der Menschen an der Natur steigt und sich auch der Honig wachsender Beliebtheit erfreut.
Man kann annehmen, dass auch bei Ihnen Honig oft auf den Tisch kommt.
Oh ja! Ein großes Glas geht jede Woche drauf, mindestens.