Bochum-Linden. Mit langen Staus sehen sich Autofahrer derzeit auf dem Weg von Hattingen nach Bochum konfrontiert. Doch jetzt gibt es neue Hoffnung.
Die Nerven liegen blank. Seit Montag, 14. August, geht in Bochum-Linden speziell zu Stoßzeiten nichts mehr. Von Hattingen kommend schieben sich die Autos über die Hattinger Straße den Berg hinauf. Es geht quälend langsam voran. Es wird gehupt, geschimpft, diskutiert. Grund für den plötzlichen Stau ist eine neue Baustelle auf der Wuppertaler Straße.
Bochum: Hupen, Schimpfen, Diskutieren – Mega-Stau nervt Anwohner
Auf der Umgehungsstraße L 651 wird auf Höhe der Zufahrt Kolkmannskamp der Straßenbelag abgefräst und dann erneuert. Wegen der Arbeiten kann der Verkehr nur auf einer Seite an der Baustelle vorbeigeführt werden. Und dies nur von Weitmar/Wattenscheid kommend in Richtung Hattingen/Ruhr. Wer nach Bochum rein möchte, wird über die Hattinger Straße geleitet – und landet im Stau.
Besonders betroffen ist zu Wochenbeginn das Wohngebiet rund um die Lewackerstraße. Für die Anwohnerinnen und Anwohner gab es bis Dienstagmittag statt drei nur eine Möglichkeit, das Viertel zu verlassen – und diese ist aufgrund des Rückstaus natürlich komplett überlastet. Die anderen beiden Wege über die Ferdinand-Krüger-Straße (aktuell Bergschadensicherung, dann Ausbau) und an der Pontonbrücke vorbei (Hausfassade wird gesichert) waren gesperrt.
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Jetzt aber die gute Nachricht: Nach Abschluss der Sicherungsarbeiten an dem Gebäude ist die Lewackerstraße ab sofort wieder für den Verkehr freigegeben. Dies teilt die Stadt am Dienstagmittag mit. Das heißt auch, dass die Pontonbrücke wieder in beiden Richtungen befahrbar ist. Und das man aus dem „Viertel Lewackerstraße“ nun auf zwei Wegen herauskommt. Ein kleiner Lichtblick.
Doch zurück ins Verkehrschaos: Ein junger Mann hat den Weg nach Hause geschafft. „Ich kam aus Wetter über Hattingen und habe eine halbe Stunde länger gebraucht. Die Autos standen bis hinter die Ruhrbrücke in Hattingen“, berichtet er am Montagabend. Von seiner Wohnung an der Lewackerstraße bricht er nun zu Fuß auf. Mit dem Auto hätte er auch schlechte Karten.
Wie auch Stephanie Klinge. Auf der Lewackerstraße hätten die Autos bis zur Pizzeria Europa gestanden, schildert sie. Wenn die 43-Jährige zur Arbeit muss, hat sie keine Wahl und muss sich in die Schlange einreihen. Dabei hat sie Zeitdruck: „Ich arbeite in einem Krankenhaus in Dortmund und habe Rufbereitschaft.“ Eine Nachbarin habe aber noch größere Probleme: „Die ist Krankenpflegerin und weiß nicht, wie sie pünktlich zu den Patienten kommen soll. Die hatte Tränen in den Augen.“
Klinge versteht die Baustellenplanung nicht. „Warum ändert man nicht die Ampelphasen, damit der Verkehr besser fließen kann.“ Denn, so eine Beobachtung am Montagabend: Hinter der Kreuzung Hattinger Straße/Kesterkamp löst sich der Stau so ziemlich auf.
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Das Verkehrschaos in Linden war auch Thema am Montagnachmittag in der Bezirksvertretung Südwest. „Warum so viele Sperrungen auf einmal?“, fragt Hans Neubauer von der CDU. Die Antwort erhält er direkt, denn zufälligerweise sitzt der perfekte Ansprechpartner mit im Sitzungssaal: Christoph Matten vom Tiefbauamt.
Stadt ist sich der angespannten Situation in Linden bewusst
Dieser ist sich der angespannten Situation in Linden bewusst. „Wir wissen, dass da ein großes Wohngebiet dranhängt, und hätten das auch gerne vermieden.“ Doch die Koordinierung der Baustellen sei sehr schwierig gewesen. Man habe Druck auf den zuständigen Landesbetrieb Straßen.NRW gemacht, um die Kreuzung Wuppertaler Straße/Kolkmannskamp möglichst schnell sicherer zu machen. „Diese ist ein Unfallschwerpunkt“, so Matten. Allerdings sei zügiger reagiert worden, als man im Rathaus angenommen hatte.
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„Wir sind dankbar dafür, dass das so schnell geht und haben in Gesprächen mit der Bezirksregierung entschieden, das jetzt durchzuziehen“, erklärt Matten weiter. „Hätten wir die Maßnahme verschoben, wären wir Gefahr gelaufen, sie in diesem Jahr womöglich nicht umgesetzt zu bekommen.“ Das wollte die Stadt nicht riskieren. Und so biss man lieber in den sauren Apfel. „Zumal die Baustelle auf der Wuppertaler Straße, ja auch nur noch eine Woche dauert“, bittet Christoph Matten alle Verkehrsteilnehmer, durchzuhalten.
Zum Glück ist die Lewackerstraße auf Höhe der Pontonbrücke nun wieder frei. „Diese Baustelle war leider nicht vorhersehbar“, bittet Matten um Nachsicht.
Kreuzung sicherer machen
Bis Dienstag, 22. August, will Straßen.NRW die Fahrbahn der Wuppertaler Straße jeweils 200 Meter nördlich und südlich der Kreuzung mit dem Kolkmannskamp erneuert haben. Dafür wird zunächst die Fahrbahn in Fahrtrichtung Bochum abgefräst und neu asphaltiert. Im Anschluss sind die Fahrbahn in Fahrtrichtung Hattingen und der Kreuzungsbereich dran.
Die Wuppertaler Straße ist zwischen Surenfeldstraße und Donnerbecke nur in Richtung Hattingen, also stadtauswärts, befahrbar. Die Zufahrt Kolkmannskamp ist gesperrt.
Die Straßendecke sei in einem schlechten Zustand gewesen, sagt Christoph Matten vom Tiefbauamt. Über eine neue Markierung wolle die Stadt diesen Unfallschwerpunkt sicherer machen.
Eine temporäre Änderung der Ampelschaltung auf der Hattinger Straße schließt er aus. Dies sei für so eine kurze Extremsituation zu aufwendig und würde auch den ÖPNV zu sehr beeinflussen. Autofahrern aus Hattingen, die nach Bochum wollen, empfiehlt Matten eine Ausweichroute über Kosterstraße und Königsallee.