Bochum. Vom Auftritt im „Gefängnishof“ bei der Ruhrtriennale bis zur Reise nach Taiwan: Die Bochumer Symphoniker starten turbulent in die neue Spielzeit.

Die Wochen der Stille sind vorbei: Ins Anneliese-Brost-Musikforum in Bochum kehrt nach der Sommerpause langsam wieder Leben ein. Die ersten Mitarbeiter sind aus den Ferien zurück, das Orchester selbst wird am kommenden Montag den Probenbetrieb wieder aufnehmen. Und dann wird es direkt trubelig: Zwei große Symphoniekonzerte, sechs Auftritte bei der Ruhrtriennale und eine Weltreise lassen bei den Bosy in den nächsten Wochen keine Langeweile aufkommen.

Eingeläutet wird die neue Spielzeit am Samstag, 19. August, um 19 Uhr mit einem Klassiker der Orchesterliteratur: mit der Symphonie Nr. 2 von Sergej Rachmaninow. Bis heute gilt die zweite Symphonie als erfolgreichste des russischen Komponisten, insbesondere der dritte Satz ist an Wohlklang und Elegie wohl nur schwer zu übertreffen.

Bochumer Symphoniker starten in die neue Spielzeit

Gemeinsam mit dem Pianisten Alexander Gavrylyuk eröffnen die Symphoniker unter Leitung von Generalmusikdirektor Tung-Chieh Chuang das Konzert mit der „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“. Wie Rachmaninow das Spiel des „Teufelsgeigers“ Niccolo Paganini aufs Klavier übertragen hat und was Gavrylyuk daraus formt, werden zwei spannende Fragen dieses Abends sein.

Der Pianist Alexander Gavrylyuk wird beim Eröffnungskonzert am 19. August im Musikforum erwartet.
Der Pianist Alexander Gavrylyuk wird beim Eröffnungskonzert am 19. August im Musikforum erwartet. © Marco Borggreve

Wie immer bei den Konzerten zur Saisoneröffnung laden die Symphoniker ihr Publikum im Anschluss auf ein Glas Sekt ein. „Das Orchester ist da, Tung-Chieh Chuang wird ein paar Worte an die Besucher richten. Wir freuen uns total auf ein Wiedersehen“, sagt Sprecherin Christiane Peters.

Nur kurz darauf beginnt für das Orchester die heiße Probenphase für „Aus einem Totenhaus“ bei der Ruhrtriennale. Regisseur Dmitri Tcherniakov bringt die Oper von Leoš Janáček ins weite Rund der Jahrhunderthalle. Neben einem 16-köpfigen Ensemble und dem Chor der Janáček-Oper aus dem tschechischen Brünn mischen auch die Symphoniker unter Leitung von Dennis Russell Davies bei der aufwendigen Aufführung mit.

Dienstreisenach Taiwan

Mit der dritten Symphonie von Gustav Mahler im Gepäck machen sich die Bochumer Symphoniker kurz nach den Konzerten im Anneliese-Brost-Musikforum auf eine weite Reise.

Vom 26. September bis zum 2. Oktober besuchen die Musiker Taiwan, das Heimatland ihres Generalmusikdirektors Tung-Chieh Chuang.

Dort geben die Besucher aus dem fernen Bochum insgesamt drei Konzerte in drei Häusern: in Taipeh, Hsinchu und Kaohsiung.

Grenzen zwischen Bühne und Zuschauerraum verschwimmen

Die Besonderheit: Da die Oper in einem sibirischen Gefangenenlager spielt, verwandelt sich die Jahrhunderthalle in ein riesiges Gefängnis. Es gibt keine Sitzplätze, die Zuschauer sind mittendrin und beobachten das Geschehen entweder direkt aus dem Gefängnishof oder aus zwei Galerien am Rand.

Eine solche „immersive Inszenierung“, die bewusst die Grenzen zwischen Bühne und Zuschauerraum auflöst, gab es bei der Ruhrtriennale bereits im vergangenen Jahr bei „Respublika“ mitsamt eines begehbaren kleinen Dorfes. Die Premiere von „Aus einem Totenhaus“ steigt am 31. August, wieder am 2., 3., 6., 8. und 9. September.

Mahlers fünfte Symphonie kommt „von Herzen“

Gustav Mahler Symphonie Nr. 5 steht am 23. und 24. September im Mittelpunkt des ersten „Von Herzen“-Konzertes in dieser Spielzeit. Die Werke des österreichischen Komponisten wurden bei den Bosy bereits unter Steven Sloane gern gespielt. Unvergessen bleibt, wie die kolossale „Dritte“ vor rund einem Jahr das Musikforum zum Beben brachte – ein Konzert, an das auch Tung-Chieh Chuang noch gern zurückdenkt, wie er unlängst im Gespräch mit dieser Zeitung erzählte. Freuen wir uns auf eine ereignisreiche Spielzeit.

Karten und Infos: 0234 910 8666 und bochumer-symphoniker.de