Bochum. Nach Ende der Corona-Pandemie beobachten die Bochumer Symphoniker langsam steigende Zuschauerzahlen. Die neue Spielzeit könnte bunt werden.
Die Befürchtungen waren riesig: Wird das Publikum nach der Corona-Pandemie den Kultureinrichtungen dauerhaft den Rücken kehren? Mit etwas Stolz beantworten die Bochumer Symphoniker und ihr Generalmusikdirektor Tung-Chieh Chuang diese bange Frage jetzt mit einem klaren „Nein“: „Ein großer Teil der Zuschauer ist wieder da“, sagt Betriebsdirektor Thomas Kipp. „Wir beobachten eine langsam steigende Tendenz bei den Besucherzahlen.“
Bochumer Symphoniker sehen Aufwärtstrend bei den Besucherzahlen
So seien die Konzerte der Symphoniker im Musikforum zwischen September und Dezember 2022 von insgesamt 28.413 Menschen besucht worden. „Und dies, obwohl zu dieser Zeit nach das Tragen von FFP2-Masken Pflicht war“, so Kipp. Zum Vergleich: Zwischen September und Dezember 2019 (also im letzten Herbst vor Beginn der Pandemie) zählten die Bosy insgesamt 32.620 Besucherinnen und Besucher. „Somit liegen wir mittlerweile bei 87,1 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau.“
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Abos: In der Spielzeit 2022/23 bestellten 2114 Musikfreunde ein Abonnement, davon waren 12 Prozent Neukunden. In der Spielzeit 2018/19 seien es insgesamt 2673 Abos gewesen. Dies entspricht 79 Prozent des vorherigen Standes.
Viele Besucher kommen erst kurzfristig
Auffällig sei, dass sich viele Besucher erst kurzfristig zum Kauf eines Abos entscheiden. Dieses eher spontane Verhalten lasse sich generell beobachten: „Ein Großteil der Karten wird erst in den letzten Wochen vor dem Konzert verkauft, was vor Corona ganz anders war“, sagt Bosy-Sprecherin Christiane Peters. „Früher waren die besonders beliebten Abende wie etwa die Silvesterkonzerte schon kurz nach dem Vorverkaufsstart ausgebucht, mittlerweile füllen sich die Reihen erst wesentlich später.“
So habe es eine Weile gebraucht, bis die Zuschauer wieder Vertrauen fassten: „Die Menschen waren zunächst vorsichtig, bevor sie merkten, dass sich man sich bei uns wohl und sicher fühlen kann“, sagt Peters. Von Corona profitiert habe übrigens der kleine Saal, der jetzt besser besucht sei als zuvor, womöglich aufgrund der eher überschaubaren Zuschauermenge. Interessant zudem: „Wer sich bei den Konzerten im Foyer umschaut, entdeckt viele neue Gesichter“, sagt Felix Hilse, Leiter des künstlerischen Betriebs. Erhebungen dazu gebe es zwar noch nicht, aber auffällig sei schon: „Das Durchschnittsalter sinkt.“
Die komplette Spielzeit wird im Voraus geplant
Mit stabilen Zuschauerzahlen ist es den Symphonikern jetzt erstmals seit einigen Jahren wieder möglich, eine komplette Spielzeit im Voraus zu planen. Es ist die dritte unter der Leitung von Tung-Chieh Chuang, der sich auf den kommenden Konzertreigen ab Herbst sichtlich freut: „In der letzten Saison haben wir viel an unserem Klang gearbeitet. Darauf können wir jetzt aufbauen. Das kommende Jahr wird wesentlich bunter“, verspricht er. Für ihn sei es, als würde er mit dem Orchester eine große Rucksacktour unternehmen: „Die Taschen sind gepackt, unser Rüstzeug haben wir dabei. Jetzt kann es losgehen.“
Mahlers „Fünfte“ wird der Paukenschlag zu Beginn
Die auslaufende Spielzeit stand ganz im Zeichen der beiden Komponisten Jean Sibelius und Johannes Brahms, deren symphonische Werke beinahe komplett gespielt wurden. Leichte Ermüdungserscheinungen waren dem treuen Publikum gegen Ende anzumerken. Dagegen wirkt das kommende Programm wesentlich vielfältiger.
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Ein Paukenschlag wartet gleich zu Beginn: Zum Auftakt der Reihe „Von Herzen“ spielen die Symphoniker am 23. und 24. September die fünfte Symphonie von Gustav Mahler. Fast genau ein Jahr ist es her, seit Mahlers herausfordernde „Dritte“ im Musikforum vom Publikum frenetisch mit „Standing Ovations“ gefeiert wurde – und Tung-Chieh Chuang nach schwierigem ersten Corona-Jahr endgültig in Bochum angekommen zu sein schien. „Daran habe ich nur die besten Erinnerungen“, strahlt der GMD. Mahlers „Fünfte“ werden die Bosy im Herbst auch auf einer besonderen Gastspielreise spielen: bei drei Konzerten in Chuangs Heimat Taipeh.
Viele Dirigentinnen sind diesmal zu Gast
Auch die übrigen „Von Herzen“-Konzerte haben einiges im Angebot: darunter Tschaikowskys „Nussknacker“ (2./3. Dezember), Debussys „La Mer“ und Ravels „Bolero“ (20./21. April 2024) und Anton Bruckners Symphonie Nr. 9 (22./23. Juni).
Mit Freude verweist Chuang darauf, in der neuen Spielzeit auffallend viele Dirigentinnen bei den Bosy begrüßen zu dürfen. Bei den „Meisterstücken“ sind etwa Ariane Matiakh (23./24. November), die sich das Orchester eigens gewünscht hat, und Anna Rakitina (25./26. April) dabei. „Sie ist auf dem Weg zu einem echten Star“, lobt Chuang seine junge Kollegin. Bei den Silvester- und Neujahrskonzerten werden diesmal fünf Musiker aus den eigenen Reihen abwechselnd als Solisten auftreten.
Vorverkauf beginnt am kommenden Montag
Diese Spielzeit klingt mit zwei Konzerten unter dem Titel „Befreiung“ aus: Gespielt wird das Konzert von Klavier und Orchester von Johannes Brahms mit Pianist Herbert Schuch sowie die zweite Symphonie von Jean Sibelius.
Tung-Chieh Chuang dirigiert am Samstag, 17. Juni, um 20 Uhr und Sonntag, 18. Juni, um 16 Uhr.
Zum Abschluss gibt es das traditionelle Umsonst-Konzert am Konrad-Adenauer-Platz: Donnerstag, 22. Juni, 19.30 Uhr. Vorverkaufsstart für die nächste Spielzeit: Montag, 19. Juni,
9 Uhr. Info: 0234 910 86 66 und bochumer-symphoniker.de.