Duisburg. Ruhrtriennale-Intendantin Barbara Frey plant einen „Sommernachtstraum“. Und in Bochums Jahrhunderthalle sollen Sänger und Publikum zusammenrücken

Auch in ihrem dritten und letzten Jahr als Intendantin der Ruhrtriennale wird Barbara Frey bei dem Festival ihre „Suche nach der Natur des Menschen“ fortsetzen. Vom 10. August bis zum 23. September erwarten die Besucher in diversen Spielstätten von Bochum, Duisburg, Essen und Dortmund 113 Veranstaltungen mit 34 Produktionen, überwiegend Ur- und Erstaufführungen. Ein Angebot, das alle Kunstgattungen berücksichtigt, angesiedelt auf hohem ästhetischem, diesmal jedoch etwas weniger abgehobenem Niveau.

Barbara Frey inszeniert Shakespeares „Sommernachtstraum“: „Kennen wir es wirklich?“

So gehören zu den größten Projekten zwei Klassiker des Theater- und Opernrepertoires. Gleich zum Auftakt am 10. August wird Barbara Frey in der mächtigen Kraftzentrale des Duisburger Landschaftsparks Nord in Kooperation mit dem Wiener Burgtheater ihre Neuinszenierung von William Shakespeares Schauspiel „Ein Sommernachtstraum“ präsentieren. Ein vermeintlich bekanntes Werk. Aber Barbara Frey fragt: „Kennen wir es wirklich? Wissen wir, wer die Elfen, Puck und Oberon sind? Können wir uns immer sicher sein, ob wir träumend oder wachend die Welt wahrnehmen?“

Die aufwendigste Produktion betrifft Leoš Janáčeks letzte Oper „Aus einem Totenhaus“ auf der Grundlage von Fjodor Dostojewskis eigenen Erfahrungen aus der sibirischen Verbannung. Dmitri Tcherniakov wird dazu ab dem 31. August die Bochumer Jahrhunderthalle in eine gigantische Rauminstallation verwandeln, in der die „Besucher den Sängern so nah sein werden wie noch nie“, verspricht die Intendantin.

Leoš Janáčeks letzte Oper „Aus einem Totenhaus“

Das zweite Musiktheater-Projekt ab dem 11. August im Landschaftspark Duisburg begnügt sich dagegen mit maximal reduzierten Mitteln. Der Komponist Georges Aperghis zelebriert in seinem neuen Stück „Die Erdfabrik“ eine imaginäre Reise in die Tiefe der Seele und der Erde. Kammerspielcharakter hat auch die letzte Schauspiel-Produktion der Saison ab dem 20. September auf der Zeche Zollverein. Auf der Grundlage von Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ inszeniert Barbara Frey unter anderem mit der Schauspielerin Nina Hoss den Konflikt eines Menschen, der sich in einem aufklärerischen Denklabyrinth verfängt und letztlich verzweifelt: Warum wird die Welt trotz aller Aufklärung nicht besser?

Zuvor dürfte Philippe Quesnes theatralischer Dialog mit Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ zu den Höhepunkten im Schauspielbereich zählen. Ein großangelegter Gang durch die Menschheitsgeschichte, der sich in der Kraftzentrale des Landschaftsparks abspielen soll (ab 7. September).

Chorwerk Ruhr und NDR Bigband, Tanz auf Pact Zollverein, Pop-Up-Landschaft

Vornehmlich auf junge Besucher sind zwei Produktionen ausgerichtet: „Möglichkeit der Zärtlichkeit“, in der der chilenische Regisseur Marco Layera geschlechtsbezogene Rollenbilder hinterfragt (ab 14 Jahren, ab 9. September im Salzlager Zollverein). An Kinder ab 7 Jahre wendet sich im Pact Zollverein die Kreation „Im Garten der Potiniers“. Ein besonderes Abenteuer, bei dem die Kinder in eine Pop-Up-Landschaft interaktiv integriert werden (ab 7. September).

Wie gewohnt, sind auch Film, Tanz und Musik stark vertreten. So etwa mit einem aufwendigen „Play Big“ in der Jahrhunderthalle, bei dem die Basel Sinfonietta, das Chorwerk Ruhr und die NDR Bigband alle Grenzen zwischen Klassik und Jazz einreißen (ab 21. September).

Der Vorverkauf für die 34.000 Tickets hat begonnen. Informationen und Karten unter: www.ruhrtriennale.de oder