Bochum. 2010 hat die Sanierung des Rathauses Bochum begonnen, 2030 soll sie fertig sein. Die Kosten werden einen stattlichen Millionenbetrag erreichen.

In die Jahre gekommen ist das Rathaus Bochum. Das 92 Jahre alte Gebäude steht mittlerweile unter Denkmalschutz, soll aber nach den Vorstellungen der Stadt möglichst bald wieder komplett die Anforderungen an ein modernes Verwaltungsgebäude erfüllen. Und das ist teuer. Für die Sanierung könnte es am Ende auf einen dreistelligen Millionenbetrag hinauslaufen.

Allein die Südflügel-Sanierung des Rathauses Bochum kostet 37 Millionen Euro

Wobei die Kosten angesichts gestiegener technischer Anforderungen etwa im Bereich IT, neuer Rechtsgrundlagen wie beim Brandschutz sowie der Preisexplosion in der Baubranche steil nach oben zeigen. Die 2010/11 durchgeführte Sanierung des Westflügels hatte noch 5,2 Millionen Euro gekostet – plus neun Millionen Euro, die für die nachträglich notwendig gewordene Brandschutzsanierung aufgewendet werden sollten. Am Ende wurde es offenbar nicht ganz so teuer. Die komplette Modernisierung der Westseite hat nach Auskunft der Stadt 10,0 Millionen Euro gekostet.

Den Südflügel – und damit den letzten und größten Teil des gesamten historischen Gebäudes – zu modernisieren, wird nach einer aktuellen Kostenprognose der Verwaltung etwa 37 Millionen Euro kosten. Ob es dabei bleibt, ist fraglich. Schließlich wird der letzte Rathausteil voraussichtlich erst Ende des Jahrzehnts fertiggestellt. Eine mögliche Kostensteigerung sei nicht auszuschließen, heißt es in der Ausschreibung für die Generalplanleistung.

Dazu kommen die Aufwendungen für den östlichen Teil und den nördlichen Teil des markanten Gebäudes, das, wie es heißt, zu den „wichtigsten Repräsentativbauten des Ruhrgebiets“ gehört. Der Ostflügel wurde von Anfang 2019 bis Mitte 2021 binnen 30 Monaten für, wie es zunächst hieß, 14,6 Millionen Euro auf Vordermann gebracht. Tatsächlich, so die Stadt, hat es 18 Millionen Euro gekostet. Die Kosten für die Sanierung des Nordflügels werden auf 25 Millionen Euro taxiert.

Gesamtkosten für die Sanierung betragen – Stand jetzt – etwa 90 Millionen Euro

In Summe wird die Modernisierung des Rathauses damit – Stand jetzt – 90 Millionen Euro kosten. Darüber hinaus fallen zunächst zwar keine Aufwendungen mehr an, um vorübergehend nicht zur Verfügung stehende Büroflächen zu kompensieren. In der Vergangenheit hatte die Verwaltung aber Flächen angemietet und dafür viel Geld aufgewendet.

So sieht nun der Plan aus: Wenn im Nordflügel die Arbeiten beginnen, zieht ein Teil der Mitarbeiter des Amtes für Bürgerservice nach Abschluss der Westflügelsanierung in die sanierten Büros auf der Westseite des Rathauses. Alle anderen der insgesamt 140 betroffenen Beschäftigten ziehen ins benachbarte Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ). Die Beschäftigten des Sozial – und Jugendamtes ziehen Ende 2023 in das Viktoria-Karree (neuerdings Husemann-Karree), so dass die frei werdenden Büros von den Beschäftigten des Bürgerservices bezogen werden können. Verbindliche Umzugspläne für die 2027 beginnende Südflügelsanierung gibt es noch nicht.

Trausäle sollen attraktiver werden

Das Standesamt mit den zwei Trausälen und einem Foyer „stellt derzeit keine zufriedenstellende Räumlichkeit dar“, heißt es in der Ausschreibung der Stadt für die Planung der Sanierungsarbeiten im Nord- und Südflügel.

Die Räume sollen aufgewertet werden. „Auch hier ist ein Konzept herauszuarbeiten, das insbesondere architektonisch dem historischen Rathaus gerecht wird und die Attraktivität erhöht.“

Insgesamt könnten die Aufwendungen für die Modernisierung des historischen Rathauses damit auf einen dreistelligen Millionenbetrag hinauslaufen – binnen 20 Jahren, nämlich von 2010 bis 2030. Ein Teil davon fließt aus nicht-städtischen Töpfen. So wurde die Sanierung des Westflügels u.a. aus Mitteln des Konjunkturpakets I finanziert.

Grundlage für die Sanierung ist ein Gutachten aus dem Jahr 2010

Die Grundlage für die Modernisierung ist ein Gutachten, das das Architekturbüro Pfeiffer Ellermann Preckel aus Münster 2010 erstellt hat. Die Maßnahmen am Nordflügel hat der Rat im März 2023 beschlossen. Umgesetzt werden soll sie zwischen Sommer 2025 und Ende 2027.

Saniert werden sowohl das Dach, die Fassade und Fenster wie auch das Innere des Gebäudes. Dazu gehört eine Schadstoffsanierung von Decken, Wänden und Böden. Außerdem wird die gesamte technische Ausrüstung erneuert.

„Die Baumaßnahme im Nordflügel hebt sich vor allem durch den vorhandenen Vorbau ab“, heißt es in der Ausschreibung. Zu dem Vorbau gehören die beiden Ratssäle und das Standesamt mit zwei Trausälen und einem Foyer sowie der mehr als 40 Meter hohe Glockenturm, „der das weltweit erste aus Gussstahl hergestellte Glockenspiel beherbergt“. Auf dem südlichen Teil des Nordflügeldachs soll eine 200 Quadratmeter große Photovoltaikanlage entstehen.

Rathaussanierung soll 2030 abgeschlossen sein – 20 Jahre nach Beginn

Der 13.400 Quadratmeter große Südflügel inklusive Vorbau ist die Hauptansichtsfläche des Rathauses und ist der größte der vier Flügel. Er beherbergt die repräsentativsten Räume; auf den Ebenen 2 und 3 vertäfelte Repräsentationsflure, an denen sich die Büro- und Empfangsräume der Dezernentinnen und Dezernenten sowie des Oberbürgermeisters anschließen. „Der Schutz bzw. der Aus- und Wiedereinbau der verbauten hochwertigen Materialien ist hier unter Einhaltung des Denkmalschutzes besonders relevant“, heißt es. Die Sanierung des Südflügels und damit des gesamten historischen Rathauses soll Ende 2030 abgeschlossen sein – 20 Jahre nach dem Beginn der Maßnahme.