Bochum. Mehr als zwei Jahre lang wurde der Ostflügel des Rathauses in Bochum saniert. 14,6 Millionen Euro hat das gekostet. Das Ergebnis: sehenswert.

Neubauten werden gerne eröffnet mit dem symbolischen Durchschneiden eines Bandes. Bochums Rathaus, dessen Ostflügel nach gut 30-monatiger Umbauzeit im neuen Glanz erstrahlt, wurde am Freitag nicht er-, sondern geöffnet. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und Kämmerin Eva Hubbert ließen Punkt 11 Uhr die automatische Glastür des neuen bzw. überhaupt ersten richtigen Haupteingangs auseinandergleiten.

Moderner und bürgerfreundlicher soll es sein

Damit ist die Zeit der „22 Mäuselöcher“, so der OB, über die das denkmalgeschützte Gebäude bislang betreten wurde und das deshalb nicht selten kundige wie unkundige Besucher in die Irre geführt habe, vorbei. Eines der wichtigsten Gründe für die Sanierung: „Das Rathaus ist deutlich bürgerfreundlicher geworden. Es bietet nun besseren Service unter anderem durch modernere, zeitgemäße Technik, einen eindeutigen Eingang, eine moderne Wegeleitung und verbesserte Barrierefreiheit“, so Eiskirch.

Die Orientierung im Ostflügel erleichtern die großformatigen Monitore des neuen digitalen Informations- und Wegeleitsystems. Das im übrigen soll bald noch ausgebaut werden. Ein Navigationssystem soll eine Wegführung in Echtzeit über eine App ermöglichen. In den nächsten Woche werde es noch getestet.

Da wo Rathaus draufsteht, ist auch Rathaus drin. Erstmals verfügt das 1931 fertiggestellte Gebäude über einen echten Haupteingang. Die Loggia des Ostflügels ist verglast.
Da wo Rathaus draufsteht, ist auch Rathaus drin. Erstmals verfügt das 1931 fertiggestellte Gebäude über einen echten Haupteingang. Die Loggia des Ostflügels ist verglast. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Eingerichtet in dem neuen Flügel ist das Bürgerbüro. Standesamt und Ausländerbüro haben ihren neuen Sitz – ebenerdig, behindertengerecht und barrierefrei und sind damit zugänglich für alle Bürgerinnen und Bürger. Der Ostflügel hat eine komplett neue Eingangshalle, von der eine Treppe ins Hochparterre führt. Wände wurden entfernt, die Decke neu gegossen und Stahlstützen und -träger eingezogen.

50 Firmen und gut 200 Mitarbeiter am Werk

Viel Arbeit auf einer nicht immer einfachen Baustelle, wie es heißt. Einige bauliche Überraschungen und vor allem Corona haben den Umbau erschwert. 50 Firmen mit rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben am und im Ostflügel gearbeitet. Sie haben 260 Fenster erneuert, 3000 Quadratmeter Fassade überholt, 30.000 Quadratmeter Decken gestrichen und beinahe 70 Kilometer Kabel im sanierten Trakt verlegt. Defekte Marmorfliesen haben die Handwerker durch Originalmaterial ausgetauscht oder ergänzt: Der Marmor stammt aus demselben Steinbruch, aus dem schon die ursprünglichen Fliesen beim Bau des Rathauses 1926 bis 1931 kamen.

Auch interessant

Ein zentraler Haupteingang, viel Glas, eine Infotheke, Barrierefreiheit und modernste Technik. 14,6 Millionen Euro hat sich das Stadt die überfällige Sanierung kosten lassen. Etwa 4,5 Millionen teurer als ursprünglich geplant ist es geworden, u.a. weil das Gebäude mittlerweile aus Hochhaus eingestuft wird und dafür ein aufwändigerer Brandschutz gewährleistet werden muss.

Auch interessant

Architekt Jörg Preckel lobt die gute Substanz des Gebäudes. Es sei gelungen, im Ostflügel Tradition und Moderne zusammen zu führen.
Architekt Jörg Preckel lobt die gute Substanz des Gebäudes. Es sei gelungen, im Ostflügel Tradition und Moderne zusammen zu führen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Denkmalgerecht

Durch den technisch generalüberholten und optisch aufgefrischten Paternoster im Rathaus – einer von nur noch zweien in ganz Bochum – bleibt auch der Charme vergangener Jahrzehnte in dem Gebäude erhalten.

Das gilt auch für die historischen Elemente wie die Marmorböden, die Zargen der Innentüren oder Einbauschränke, die denkmalgerecht erhalten geblieben sind.

Aus diesem Grund wird auch der bereits sanierte Westflügel noch einmal angefasst. Für weitere neun Million Euro wird auch dort nachgerüstet. Schon bald werden die städtischen Mitarbeiter ausziehen und für gut zwei Jahre in angemietete Büroflächen umziehen. Wenn sie zurückkehren, sollen auch Nord- und Südflügel des fast 90 Jahre alten Gebäudes erneuert werden. „2030 soll alles fertig sein“, hofft der Oberbürgermeister.

Auch interessant

Konkurrenz für das schönste Rathaus Deutschlands

Dass sich de Sanierung lohnt, davon ist Architekt Jörg Preckel überzeugt. Das Gebäude, innen einst nach den Vorgaben einer an Obrigkeit orientieren Verwaltung streng und für die damaligen Verhältnisse hochmodern eingerichtet, verfüge über eine hervorragende Substanz. Und: Es besticht durch sein repräsentatives Äußeres, das an Renaissance-Gebäude in Mailand und Florenz erinnere. Der markante Vorbau im Ostteil, die Loggia, habe sich bestens für den Haupteingang geeignet. Der Ostflügel vereine nun auf beispielhafte Art und Weise Tradition und Moderne. Und: Mit der Sanierung habe das im Vorjahr zum schönsten Rathaus Deutschlands gewählte Rathaus in Recklinghausen nun ernsthafte Konkurrenz bekommen.