Bochum. Neue Arbeitswelten entstehen in der Bochumer Verwaltung. Bis alles fertig ist, muss die Stadt für Ausweichbüroplätze tief in die Tasche greifen.

Die Modernisierung von Büroarbeitsplätzen wird die Stadt Bochum erneut zusätzliches Geld kosten. Mindestens eine Millionen Euro jährlich dürfte für die Anmietung von Ausweichflächen im Zuge des Umbaus des Rathaus-Westflügels und für den zusätzlichen Platzbedarf des Gesundheitsamts in Corona-Zeiten veranschlagt werden.

Stadt-Mitarbeiter ziehen in alte Viactiv-Zentrale

Über das genaue Zahlenwerk und über Vertragsmodalitäten werden die Ratsmitglieder in nicht-öffentlicher Sitzung am Donnerstag (26. August) beraten. Die Verwaltung legt dazu einen Dringlichkeitsbeschluss vor.

So viel ist bekannt: 300 städtische Mitarbeiter ziehen vorübergehend in Büroräume der Viactiv-Versicherung an der Universitätsstraße 43-49. Corona-bedingt arbeitet ein Großteil der 750-köpfigen Viactiv-Belegschaft seit Monaten im Homeoffice und soll offenbar erst mit der Fertigstellung der neuen Unternehmenszentrale im O-Werk-Campus auf Mark 51/7 voraussichtlich Ende 2022 in die Büros zurückkehren. Ergo stehen die Räume leer. 5800 Quadratmeter will die Stadt mieten. Allein das würde bei einer Miete von zehn Euro monatlich Kosten von 58.000 Euro und jährlich von knapp 700.000 Euro verursachen. Die „mittlere Miete“ in der Innenstadt liegt laut Büromarktbericht derzeit zwischen 8 und 11,50 Euro, die Spitzenmiete bei etwa 13 Euro.

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Hunderte Ausweicharbeitsplätze werden benötigt

Trotz der Kosten sagt Kämmerin Eva Hubbert: „Für uns ist das ein Glücksfall. Wir haben uns schon länger gefragt, wo wir unsere Mitarbeiter aus dem Rathaus-Westflügel während des Umbaus unterbringen können. Jetzt beziehen wir fertige und wirklich gute Räume.“ Etwa zwei Jahre wird die Brandschutzsanierung des westlichen Rathaus-Teils dauern.

Der Bedarf an mehreren hundert Ausweicharbeitsplätzen besteht nach Berechnungen der Verwaltung zumindest bis Mitte 2024. Das liege auch an weiteren Faktoren: Verlängert bis Ende 2022 soll „angesichts der unsicheren Pandemielage“ der Mietvertrag an der Universitätsstraße 48 (Lueg). Dort stehen dem Gesundheitsamt seit Anfang 2021 etwa 135 Arbeitsplätze zur Verfügung. Die meisten Mitarbeiter dort sind mit der Bekämpfung der Pandemie beschäftigt.

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Aufstockung des Technischen Rathauses verzögert sich

Verlängert werden soll auch der Mietvertrag an der Hans-Böckler-Straße 6 (neben der Drehscheibe) für 30 städtische Mitarbeiter aus dem Rathaus-Westflügel. Sie sollen aus organisatorischen Gründen weiterhin in Rathaus-Nähe arbeiten.

Der Ausbau des Technischen Rathauses, das um eine Etage aufgestockt wird und damit Platz für weitere 100 Arbeitsplätze entsteht, verzögert sich weiter. Erst 2023 werde der Eigentümer, so Kämmerin Hubbert, voraussichtlich den Ausbau fertigstellen.

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Jugendamt bezieht große Fläche im Viktoria-Karree

Aber: Es werden noch weitere 200 Ausweichplätze werden benötigt, weil an der Junggesellenstraße 8 „nicht aufschiebbare Baumaßnahmen“ vorgenommen werden müssen, wie es heißt. Auch aus dem Telekomblock müssen Beschäftigte früher ausziehen als geplant. Wegen des noch in diesem Jahr beginnenden Umbaus zum „Haus des Wissens“ muss für 110 Mitarbeiter vor dem eigentlichen Umzug ins benachbarte Viktoria-Karree eine Übergangslösung gefunden werden. Denn: Anders als ursprünglich gedacht sei ein Umbau im laufenden Betrieb nicht möglich, da bei der Sanierung 80 Prozent der tragenden Decken betroffen seien. Und: Ins Viktoria-Karree kann die Stadt nicht schon Mitte 2022, sondern erst neun Monate später umziehen. Alles in allem kostet das viel Platz und Geld.

Gut 40 Prozent der 15.000 Quadratmeter Bürofläche für etwa 720 Arbeitsplätze, die die Stadt langfristig vom Investor HBB im Victoria-Karree mietet, soll vom Jugendamt genutzt werden. Große Teile werden außerdem das Sozialamt (33 Prozent) sowie das Ordnungs- und Veterinäramt (10,4 Prozent) nutzen. Sie ziehen aus dem BVZ und dem Gesundheitsamt am Westring aus. Beide Gebäude sollen abgerissen werden.