Bochum. Nach nur einem Monat wird der Pop-up-Radweg an der Wittener Straße wieder entfernt. Als Grund werden Probleme mit Rettungswagen genannt.

Der umstrittene Pop-up-Radweg auf der Wittener Straße in Bochum zwischen Nordstraße und Lohring in Fahrtrichtung Innenstadt wird wieder abgebaut. „Der Verkehrsversuch wird kurzfristig abgebrochen“, teilten SPD und Grüne am Donnerstagnachmittag mit und verwiesen auf eine Erklärung von Baudezernent Markus Bradtke in der Ratssitzung zuvor.

Zur Begründung heißt es in der Pressemitteilung der Koalition: „Bei den Staus im Bereich der Ausfahrt des Straßenbahntunnels mussten Rettungsfahrzeuge regelmäßig über ein längeres Stück auf der Gegenfahrbahn ausweichen. Dies führte zu schwierigen Situationen und nicht tolerablen Verspätungen.“

„Die Anlagen werden in Kürze zurückgebaut“

Polizei, Bogestra und Stadtverwaltung seien zu der Überzeugung gelangt, dass damit eines der vorab definierten Abbruchkriterien erfüllt sei. „Die Anlagen werden in Kürze zurückgebaut.“

Der Radweg war Mitte Mai auf der rechten Spur der Wittener Straße angelegt worden. Dadurch steht dem motorisierten Verkehr nur noch eine Fahrspur zur Verfügung statt bisher zwei. Immer wieder kommt es zu längeren Rückstaus. Auch die Bogestra wird zeitweise behindert, weil Autos auf den Gleisen stehen und die Straßenbahn nicht in den Tunnel einfahren kann.

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Angelegt wurde der Radweg, weil sich in diesem Abschnitt Radfahrer und Fußgänger einen schmalen Gehweg teilen mussten. Die Situation war gefährlich. Auf dem Radweg fühlen sich Radfahrer deutlich sicherer. Die Politik behielt sich aber von Anfang an vor, den Pop-up-Radweg wieder abzubauen, wenn es zu große Probleme gibt.

Martina Schnell, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion: „Mit dem Verkehrsversuch wollten wir die Leistungsfähigkeit der Wittener Straße testen und möglichst schnell eine Gefahrenstelle beseitigen. Der Pop-up-Radweg erzeugte jedoch ein noch größeres Problem.“

CDU Bochum: „Gut, dass der Spuk vorbei ist“

Für Raphael Dittert (Grüne) zeigt der Versuch, dass immer noch ein Radweg auf der Wittener Straße notwendig sei: „Dieser ist jedoch nur umsetzbar, wenn die Wittener Straße umgebaut und ein echter Radstreifen errichtet wird.“

Die CDU im Rat begrüßt das Ende des Verkehrsversuchs. „Wir haben vor der Einrichtung vor dem Experiment gewarnt“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Stefan Jox. „Die erheblichen Rückstaus inklusive einer Behinderung der Bahn haben uns leider recht gegeben. Man hätte es nicht soweit kommen lassen müssen. Aber Sicherheit geht jetzt vor. Gut, dass der Spuk vorbei ist.“ Das ändere aber nichts daran, „dass wir Lösungen für die Wittener Straße brauchen“.

FDP Bochum: „Chaos mit Ansage“

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Auch die FDP äußerte sich: „Wir haben beim Beschluss des Pop-up-Radweges bereits vor genau den nun eingetretenen Problemen gewarnt“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der Partei, Léon Beck. „Dieser Verkehrsversuch war ein Chaos mit Ansage und sollte SPD und Grünen eine Lehre für künftige Projekte sein.“ Gute Radwege seien wichtig, es müsse aber immer auch die Leistungsfähigkeit des gesamten Verkehrs – ohne eine Beeinträchtigung der Rettungsdienste – mitgedacht werden.

IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann meint: „Ich begrüße sehr, dass dieses nicht zu Ende gedachte Verkehrs-Experiment beendet wird, da es das Zusammenspiel aller Verkehrsteilnehmer torpediert. Sinnvolle Lösungen für die Wittener Straße erreicht man nur, wenn im Vorfeld solcher Planungen alle Akteur:innen miteinbezogen werden.“

Wie der Gefahrenpunkt künftig entschärft wird, ist ungeklärt.