Bochum. Der neue Pop-up-Radweg auf der Wittener Straße und damit verbundene Staus lösen deutliche Kritik aus. Der Verkehrsversuch sei „gescheitert“.
Der neue Pop-up-Radweg auf der Wittener Straße kurz vor dem Lohring löst deutliche Kritik aus. Er sei, schreibt Andor Baltz vom gleichnamigen Modehaus, „leider ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte“. Das Wort „nicht“ hat er unterstrichen.
Durch den Radweg fällt eine der beiden Autospuren weg. Dadurch entstehen Staus, zeitweise wird auch die Straßenbahn behindert.
Angesichts der vielen Baustellen in der Innenstadt und der „herausfordernden Zeit im Handel“ seien solche „Versuche“ absolut „unpassend und schädlich für die Einzelhändler und Gastronomen“, so Baltz. Der Ausbau und die Sicherung von Radwegen seien absolut richtig, wenn das aber zu starken Behinderungen im ÖPNV und beim Autoverkehr führe, „nicht die optimale Lösung“. Dann solle man lieber eine gute Umfahrung suchen.
Baltz: Besser wäre eine Radspur und eine Verkleinerung der Fahrspuren
„Die hohen Investitionen, die in das Viktoria Karree und das Haus des Wissens fließen, benötigen mehr und nicht weniger Besucher für die Innenstadt, damit diese erfolgreich sein können.“ Dass es auch besser gehe, sehe man an der Umgestaltung der Königsallee oder an der Wittener Straße, Höhe der Eisenbahnbrücke am Bahnhof. „Dort schafft man eine Radspur mit einer Verkleinerung der Fahrspuren“,so Baltz.
Beschlossen hatte den provisorischen Radweg der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur auf Antrag der rot-grünen Koalition. Die FDP hält das Projekt jetzt schon für „gescheitert“. Es sei absehbar gewesen, „dass es sich hierbei um einen unverhältnismäßigen Eingriff in den Kfz-Verkehr und den ÖPNV handelt“, sagt Léon Beck, Vize-Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion.
FDP Bochum fordert schnellen Rückbau des Radweges
„Erneut zeigt sich, dass die rot-grüne Koalition lieber das ideologische Duell Fahrrad vs. Auto befeuert, anstatt sich für wirklich sinnvolle Lösungen zur nachhaltigen Mobilität einzusetzen, die die Bedürfnisse aller Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt berücksichtigen.“ Der „kurzsichtige Verkehrsversuch“ sollte schnellstmöglich zurückgebaut werden.
Eingerichtet wurde der Pop-up-Radweg, weil sich auf dem Abschnitt bisher Radfahrer und Fußgänger einen engen Gehweg teilen mussten, was gefährlich ist. Die FDP wollte lieber Warnschilder aufstellen, statt eine Autospur umzuwidmen.
„Die Rückstaus waren absehbar“, kritisiert die Bochumer CDU
Auch die CDU kritisiert den Radweg. „Auf einer solchen Achse eine Fahrspur wegzunehmen, ist nicht gerade ein Zeichen von Weitsicht. Die Rückstaus waren absehbar“, so Stefan Jox, verkehrspolitischer Sprecher der Ratsfraktion. „Wir haben die Maßnahme schon im vergangenen November als Symbolpolitik identifiziert.“
Die CDU erwartet, dass die die Stadtverwaltung in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur (31. Mai) ausführlich über „das Experiment auf der Wittener Straße“ berichtet. Jox: „Rot-Grün hat ja beschlossen, dass der Verkehrsversuch engmaschig überwacht wird. Dementsprechend erwarte ich belastbare Daten – falls man überhaupt solange durchhalten will.“
Radwende Bochum: Erstmal abwarten und dann eventuell eine andere Lösung finden
Martin Krämer vom Fahrradbündnis „Radwende“ sagte auf WAZ-Anfrage: „Wir müssen das jetzt ein paar Wochen anschauen.“ In den ersten Tagen einer solchen Veränderung gebe es halt „immer ein bisschen Chaos“. Notfalls müsse man dann doch eine andere Lösung finden. Sein Ziel ist es, dass die ganze Wittener Straße einspurig werde, einen Radweg bekomme und die Menschen dann aufs Rad umsteigen. Weniger Autos, mehr Fahrräder und ÖPNV – dann gebe es auch keine Staus mehr.