Bochum. Maria Terzakis Tierbestatterin in Bochum. Welche skurrilen Anfragen sie schon entgegengenommen hat und was aus der Asche hergestellt werden kann.
Ein Kunde betritt das Ladenlokal „Tatzenhimmel“ an der Hattinger Straße 90 in Bochum. Diskret überreicht Maria Terzakis dem Mann mittleren Alters eine weiße Papiertüte, lächelt ihn freundlich an. Er erwidert das Lächeln. Sie sprechen kurz miteinander, dann verlässt er mit gesenktem Kopf das Geschäft. Ein emotionaler Besuch bei der 32-Jährigen, denn in der Tüte befand sich die Urne mit der Asche seines verstorbenen Haustieres.
Maria Terzakis ist Tierbestatterin. 2019 eröffnet die 32-Jährige „Tatzenhimmel“ gemeinsam mit ihrer Mutter in Bochum – eine Filiale in Witten hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits.
Bochumer Tierbestatterin: Die meisten Kunden lassen ihr Tier einäschern
Viele Haustierbesitzer wollen ihrem geliebten Tier, das oftmals jahrelang Teil der Familie war, die letzte Ehre erweisen. Terzakis stehe ihren Kunden in solchen Notfällen rund um die Uhr beratend zur Seite. Denn die Rufbereitschaft, die sie sich mit ihrer Mutter teilt, gehört zum Job. Sie kümmert sich im Todesfall unter anderem um die Abholung und Versorgung des Tieres sowie um die gewünschte Beisetzungsart. „Das Finanzielle ist dann meist egal“, weiß die Tierbestatterin.
Die meisten Kunden entscheiden sich für die Einäscherung ihres Tieres. Dafür arbeitet die 32-Jährige mit einem Krematorium in den Niederlanden zusammen. Zweimal in der Woche fährt Terzakis dorthin, um die verstorbenen Tiere abzugeben und eingeäscherte wieder mitzunehmen. Der Preis für die Kremierung eines Tieres hängt von seinem Gewicht ab. Die Einäscherung eines mittelgroßen Hundes, wie beispielsweise eines Labradors, der zwischen 25 und 35 Kilogramm wiegt, kostet bei einer sogenannten Einzelkremierung 300 Euro.
Manche Kunden würden sogar selbst zum Krematorium fahren – teilweise seien sie dabei, während das Tier in den Ofen eingefahren wird. „Das ist aber nichts für schwache Nerven, darüber klären wir auch auf“, sagt die Tierbestatterin, die in diesem Falle die Terminvermittlung mit dem Krematorium übernimmt.
Urne, Tierfriedhof oder Schmuck: Asche der Tiere muss nicht begraben werden
Nach der Einäscherung gebe es verschiedene Möglichkeiten: Die Kunden können die Asche in einer Urne mit nach Hause nehmen oder sie im Garten oder auf einem Tierfriedhof beerdigen. Terzakis arbeite mit einem solchen in Sprockhövel zusammen. Dort werden auch Tiere beigesetzt, die nicht kremiert wurden.
Mittlerweile gebe es viele Kunden, die die Urne als Andenken zuhause hinstellen. Dafür gibt es besondere Exemplare, die eher wie Dekoartikel, wie beispielsweise Vasen oder Kugeln aussehen: „So werden die Besitzer auch nicht immer daran erinnert“, erklärt Terzakis.
Als besondere Erinnerung können aus einem Teil der Asche Schmuckstücke hergestellt werden. Ketten, Armbänder oder Ohrringe lassen sich mit circa einem halben Teelöffel der Asche befüllen – das sei bei „Tatzenhimmel“ sehr gefragt. Sogar Diamanten können aus der Asche gezüchtet werden, erklärt Terzakis.
Skurrile Anfragen bei Bochumer Tierbestatterin – vom Esel bis zum Hausschwein
Oftmals sind es klassische Haustiere, wie beispielsweise Hunde, Katzen, Nagetiere und Papageien, die Terzakis bestattet. Aber auch Pferde habe sie schon einäschern lassen. Für Pferde gibt es extra größere Urnen, denn circa 20 bis 30 Kilogramm Asche erhält man nach der Kremierung, die schnell teuer werden kann: „Bei einem Pferd, das circa 700 Kilogramm wiegt, fängt es so bei 1500 bis 1600 Euro an.“
In ihren sechs Jahren Berufserfahrung hat die Tierbestatterin außergewöhnliche Anfragen entgegengenommen. „Ein Kunde wollte einen Esel einäschern lassen, ein anderer ein Alpaka“, erinnert sich Terzakis, „auch die Anfrage für ein Hausschwein hatten wir schon.“ Das kleinste Tier, das sie hat einäschern lassen, war eine Wühlmaus.
Tierbestatterin ist nicht nur ein trauriger Beruf
Bisher gab es aber noch kein Tier, an das sich die 32-Jährige nicht herangetraut habe. Eine Horrorvorstellung hat Terzakis aber: eine Schlange. „Die könnte ich nicht mal anfassen, wenn sie tot ist.“
Auch wenn ihr Job mit dem Ableben zu tun hat, finde sie ihn nicht per se traurig. Natürlich ist der Tod eines geliebten Tieres nichts Schönes. Wenn sie aber mit den Kunden spricht, Videos und Fotos gezeigt bekommt, merke sie immer wieder, dass die meisten Tiere ein schönes Leben hatten. Terzakis: „Wenn die Kunden die Asche dann abholen, merkt man auch die Erleichterung, da sie wissen, dass ihr Tier wieder zuhause ist.“
Tierbestatterin: Wie Maria Terzakis zu ihrem Beruf kam
Vor der Gründung von „Tatzenhimmel“ konnte sich Maria Terzakis nicht vorstellen, als Tierbestatterin zu arbeiten. „Ich konnte nicht mal eine Taube anfassen“, erinnert sich die 32-Jährige, die zuvor in einem Telekommunikationsbetrieb in Essen gearbeitet hat. Nach ihrer Elternzeit kehrte sie zunächst auch dorthin zurück, allerdings nur vorerst.
Ihre Mutter, die zuvor Humanbestattungen durchführte, war es, die gemeinsam mit Terzakis in den Tierbestattungsbereich wechseln wollte. 2017 eröffneten sie dann zunächst „Tatzenhimmel“ in Witten. „Wir waren die ersten dort und sind da auch ein bisschen mit zwei blauen Augen drangegangen“, erinnert sich die 32-Jährige, die zuvor noch ein Praktikum bei einem Tierarzt gemacht hat. Mittlerweile geht Terzakis in ihrem Beruf auf. Im kommenden Jahr werde ihre Mutter voraussichtlich in Rente gehen und sie wird nach einem Mitarbeitenden suchen.