Bochum. In einem Bochumer Fotostudio arbeitet Foodstylist Stefan Mungenast an einem Kochbuch. Was ein Foodstylist macht und wie er zu dem Beruf kam.

Mit einer silbernen Pinzette, fast so lang wie sein Unterarm, platziert Stefan Mungenast präzise ein Stück Bacon auf die zermatschte Avocado, die er zuvor auf das Pita-Brot gestrichen hatte. Jede einzelne Zutat muss richtig in Szene gesetzt werden. Darauf achtet der Foodstylist genau. Bei ihm dreht sich alles um das Sprichwort: „Das Auge isst mit.“

Denn es ist sein Beruf, Gerichte und Lebensmittel für Fotos oder Videoaufnahmen besonders frisch und lecker aussehen zu lassen. Derzeit richtet Mungenast Speisen für die Fotos eines Pfannen-Kochbuchs an, aber auch für Werbekunden ist der 53-Jährige tätig.

Foodstylist in Bochum: „Das Gericht muss auch nach ein paar Stunden noch so aussehen“

Mungenasts Arbeitsalltag ist während eines solchen Projektes immer ähnlich. Er geht einkaufen, bereitet die Gerichte morgens vor, bevor es dann an das Styling der fertigen Speisen geht. Die Schwierigkeit: „Auch nach ein paar Stunden muss das Gericht noch so aussehen“, erklärt Mungenast. Wie genau das funktioniert, lässt der Foodstylist offen. Da habe jeder seine Geheimnisse.

Mit sogenannten Dummies, also unechten Lebensmitteln aus Plastik, wie beispielsweise einem Plastikeiswürfel, arbeitet Mungenast kaum. „Nur wenn das nötig ist, tu ich das“, erklärt er. Bei der derzeitigen Kochbuchproduktion sei das aber nicht der Fall.

Sein wichtigstes Arbeitsmittel ist die Pinzette. Damit richtet er das Essen an und bringt alles in die richtige Position. Der Rest ist dann die Aufgabe des Fotografen: die Bilder machen sowie die Nachbearbeitung der Fotos.

Mit der Pinzette richtet Stefan Mungenast in einem Bochumer Fotostudio die Gerichte her, damit alle Zutaten richtig in Szene gesetzt werden.
Mit der Pinzette richtet Stefan Mungenast in einem Bochumer Fotostudio die Gerichte her, damit alle Zutaten richtig in Szene gesetzt werden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Fotoshooting in Bochum: Gekochte Gerichte werden oft weggeworfen

Für das Kochbuch bereitet er täglich sechs bis sieben Gerichte zu. Etwa zwölf Tage Arbeitszeit benötigt der Foodstylist für ein Kochbuch mit 70 Rezepten. Anders als beim Servieren von Gerichten im Restaurant geht es bei diesem Job nur um das gute Aussehen der Speisen für die Bildaufnahmen und nicht um den Geschmack. Gewürze werden da auch mal weggelassen.

Nach dem Fotoshooting landen die Speisen dann teilweise im Müll, erklärt Mungenast. Manche würden sie noch nebenbei am Tag essen, das sei aber viel zu viel. Die nicht verarbeiteten Lebensmittel hebe er meistens auf und verwende sie erneut, wenn ein Gericht dieselbe Zutat benötigt oder er nehme sie mit nach Hause und nutze sie privat. So würden so wenig Lebensmittel wie nötig weggeschmissen.

Traumjob Foodstylist? „Ich wusste früher nicht mal, dass es das gibt.“

Ob er schon immer Foodstylist werden wollte? „Ich wusste früher nicht mal, dass es das gibt“, sagt Mungenast. Er ist gelernter Koch und hat circa 20 Jahre als solcher gearbeitet. 2006 hat er den Beruf dann gewechselt. „Ich musste irgendwann was anderes sehen“, erklärt er seinen Berufswechsel. Dass er Foodstylist geworden ist, war eher Zufall.

Der Jobwechsel brachte einige Unsicherheiten mit sich. Es gibt kaum festangestellte Foodstylisten, die meisten sind freiberuflich tätig – so wie Mungenast. Zu Beginn sei das mühsam gewesen, auch weil eigentlich kein Foodstylist seine Geheimnisse verrät, „aber es hat ja geklappt“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.

Und wie es bei Mungenast geklappt hat. Er hat viele renommierte Kunden auf seiner Liste stehen, wie seine Internetseite verrät. Von Lebensmittelhändlern wie Edeka und Kaufland über den Nudelhersteller Barilla, bis hin zum Gu Verlag, der Kochbücher herausbringt. Zwar gebe es keine richtigen Voraussetzungen für den Beruf des Foodstylisten, Mungenast hat aber dennoch ein paar Kriterien, die für ihn wichtig sind: „Ein bisschen Fantasie, das Auge für etwas Schönes haben und Essen leben.“

Seltene Berufe - eine neue WAZ-Serie

Der Beruf Foodstylist ist ein seltener. „Das kann man ja nicht lernen“, erklärt der selbstständige Foodstylist Stephan Mungenast. Der 53-Jährige hat in diesem Beruf wenige Mitstreiter - in ganz Deutschland soll es gerade einmal 100 Foodstylisten geben.

Um seltene Berufe soll sich die neue Serie in der Bochumer WAZ drehen. Wir stellen Menschen vor, die seltene oder außergewöhnliche Berufe in Bochum ausüben. Stephan Mungenast bildet als Foodstylist den Auftakt.