Bochum-Ost. In einigen Bochumer Arztpraxen verhalten sich manche Patienten immer unfreundlicher. Woran das liegt und was das Praxispersonal erlebt.

Anrufe entgegennehmen, Patienten aufnehmen und den Praxisablauf organisieren – all das und noch vieles mehr gehört zum Arbeitsalltag von Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Arztpraxen. Dabei kommt es immer wieder vor, dass sie von ungeduldigen und gar unfreundlichen Patienten gestört werden.

Für das Personal einer Bochumer Arztpraxis im Osten der Stadt, die nicht namentlich genannt werden möchte, ist das ein bekanntes Problem. „Die Menschen sind mittlerweile einfach etwas dünnhäutiger“, sagt eine Praxismitarbeiterin. „Der nette Umgang hat merklich nachgelassen. Manche knallen einem dann die Unterlagen einfach so auf die Theke.“ Diese grundsätzliche Angespanntheit merke sie bei den Patientinnen und Patienten immer häufiger, könne sie aber ab und zu sogar nachvollziehen.

Bochumer Arztpraxen: Unfreundliche Patienten sind eine zusätzliche Belastung

Für das Personal ist das eine Mehrbelastung, die ihm durchaus zusetzen würde. „Wir versuchen immer professionell zu sein und uns nichts anmerken zu lassen. Das ist aber nicht immer einfach“, sagt sie. Als Dienstleister können man nicht einfach unhöflich zurückantworten.

„Manchmal denkt man sich, unsere Kinder sind besser erzogen als so mancher Patient“, klagt sie. Auch in der Belegschaft sei das immer mal wieder ein Thema. Man würde sich untereinander in den Pausen auch austauschen, wenn ein Patient mal wieder die bekannte „rote Linie“ überschritten hätte. Das sei in Bochum aber nicht nur in ihrer Praxis so. Auch in anderen Teilen der Stadt sei das ein zunehmendes Phänomen.

Bochumer Süden: Patienten sind nicht unbedingt unfreundlicher

„Jeder sieht sich ein bisschen als Notfall, wenn er krank ist“, erzählt eine MFA aus einer Hausarztpraxis im Bochumer Süden, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Patienten nehmen sich selbst manchmal zu wichtig, wenn es um Terminvereinbarungen gehe. Dennoch würde sie das Verhalten nicht unbedingt unfreundlicher, sondern eher als fordernder beschreiben.

Sie begegne den Patienten dennoch immer freundlich. So konnte die MFA, die seit 37 Jahren in dem Beruf arbeitet, schon oft die Stimmung ihres Gegenübers ändern. „Es ist ganz wichtig, die Patienten da abzuholen, wo sie gerade sind, damit sie sich nicht schlecht behandelt fühlen“, beschreibt sie ihr Verhalten: „Es kommt immer darauf an, wie man den Patienten entgegentritt.“

Corona-Pandemie hat Verhalten der Patienten geändert

Während der Coronazeit sei das aber anders gewesen. Während der Pandemie seien viele Patienten deutlich fordernder aufgetreten. Das habe aber auch an der Unsicherheit vieler Leute gelegen, vermutet die MFA.

Die Erfahrungen in der Praxis im Bochumer Osten sind ähnlich. Einige Patienten seien nicht mehr so geduldig und demnach schroff dem Personal gegenüber. Sie würden das Personals „als eine Art Ventil“ nutzen. Das hätte auch schon dazu geführt, dass der ein oder andere Patient der Praxis verwiesen wurde.

Dabei handele es sich aber um eine Minderheit. Mittlerweile habe es sich wieder gebessert, berichtet die MFA aus der Praxis im Bochumer Süden. Eine Maskenpflicht gibt es in der Hausarztpraxis nicht - auf das Hausrecht wurde verzichtet: „Da freuen sich die Patienten dann eher mal wieder, unsere Gesichter sehen zu können.“