Bochum. Ein alter Kriegsbunker in Bochum-Stahlhausen wird zum Wohn- und Lagerhaus umgebaut. Auch Kunst findet hier Platz, die erste Ausstellung eröffnet.
Der Ortsteil Bochum-Stahlhausen hat in den letzten Jahren viele Aufwertungen erfahren; Stichwort: Stadtumbau West. Auch die alte Siedlung Stahlhausen entlang der Baarestraße hat davon profitiert. Nun wird ein weiteres Engagement in diesem Bereich sichtbar: Der unförmige Kriegsbunker hat sich in einen „Kultur-Bunker“ verwandelt. Wenn auch zunächst nur temporär.
Hochbunker in Bochum-Stahlhausen wurde 1941 gebaut
Der Bunker stammt aus dem Jahr 1941, gegen Kriegsende bot er bis zu 3000 Menschen Schutz vor den Bomben, die auf Bochum niedergingen. Die Anlage diente in den 70er Jahren Rockbands als Probenort und lag dann mehr oder weniger brach. Ende der 1990er Jahre erwarb der Bauunternehmer Rüdiger Echterhoff den Bunker in der Absicht, im Sinne einer positiven Stadtteilentwicklung Altes und Neues zu verbinden. Die Ergebnisse sind jetzt sichtbar. In die massiven Wände wurden Fenster eingebaut, auf dem „Dach“ entstanden Loft-Wohnungen, die Fassade wurde gestrichen. Noch stehen Bauwerkzeug und Kräne rundum, aber die Zukunft des Gebäudes ist mit Händen zu greifen.
Vernissage am Samstag
Die Vernissage der Ausstellung „Raum“ im Kunstbunker an der Baarestraße 60 findet am Samstag, 24. Juli, um 17 Uhr statt. Die Kunsthistoriker und Galeristin Bettina Kretschmer begleitet die Schau und spricht einführende Worte.
Die Ausstellung läuft bis zu 18. August, Öffnungszeiten sind Samstag von 14 bis 17 Uhr, Mittwoch nach Anmeldung von 15 bis 18 Uhr sowie nach individueller Terminabsprache unter atelier@uta-hoffmann.de
Dass sich etwas tut, merkt man auch daran, dass das Gebäude erstmals wieder öffentlich zugänglich sein wird: Am Wochenende eröffnet eine Kunst-Ausstellung, die Werke von sieben Künstlerinnen und Künstlern im schroffen Beton-Ambiente des Bunkers versammelt.
Kunstprojekt basiert auf einer Förderung des Landes NRW
Initiiert hat das Projekt die Bochumer Malerin Uta Hoffmann. Sie machte sich für eine Förderung stark, die das Land unter dem Motto „Kunst schafft neue Heimatorte im Ruhrgebiet“ aufgelegt hatte: 20 Projekte in 13 Städten werden gefördert, darunter fünf in Bochum, darunter der „Kunstkiez Stahlhausen“: „Der denkmalgeschützte Hochbunker in der Siedlung Stahlhausen wird in einen historisch-künstlerischen Kontext gesetzt und durch verschiedene Aktionen und Kunstformen bespielt“, so Hoffmann.
Massive Wände kommen in Kontakt mit Kunstwerken
Den Auftakt der kulturellen Wiederbelebung des Kriegsrelikts macht die Ausstellung „Raum“, die unmittelbar auf die Räumlichkeiten im Inneren bezogen ist. Die nackten Betonwände und die engen Kammern strahlen nach der erfolgten Sanierung eine Atmosphäre aus, die nicht mehr unheimlich, aber immer noch höchst ungewöhnlich ist. „Die Wände treten in Kontakt mit der Kunst, sie sind erstaunlicherweise dabei aber keine Gegen-, sondern Mitspieler“, sagt Uta Hoffmann.
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Tatsächlich wird man beim Gang durch diese aparte Galerie sofort gefangen genommen von ihrer Atmosphäre. Die unverputzten Wände heben den ästhetischen Reiz der ausgestellten Bilder und Installationen noch hervor.
Sieben Künstlerinnen und Künstler sind mit Arbeiten vertreten
Zu sehen sind komplexe Spiegel-Installationen von Klaus Nixdorf, Industrie-Fotografie von Rüdiger Echterhoff, Malerei mit Lichtinstallationen von Gabriele Elger, großformatige, packende Malereien von Uta Hoffmann, Künstlerporträts des Fotografie-Duos Engels & Kraemer sowie abstrakte Grafiken von Barbara Grosse, die auf eigenwillige Weise die Erfahrungen der Künstlerin in den letzten Corona-Monate widerspiegeln.
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Besonders gelungen ist ein der 2016 verstorbenen Bochumer Künstlerin Angelika Herker gewidmeter Raum, in dem Herkers der Natur entlehnte Kunst die brutalistische Architektur freundlich annimmt und gleichsam aufhebt.
Projekt „Kunst-Bunker“ läuft zunächst bis zum Jahresende
Die sehr sehenswerte Exposition bildet den Auftakt weiterer Kunst-Events, die im Rahmen der Landesprojekt-Förderung „Heimatorte“ bis Jahresende in Szene gesetzt werden sollen. Ob es mit der Kunst im Bunker danach weitergeht, steht noch nicht fest. Es wäre sehr zu begrüßen.