Essen. Die Zahl der offenen Stellen für Fachangestellte in Arztpraxen ist im ersten Impf-Jahr gestiegen. Der Hausärzteverband setzt auf Fortbildungen.

Sie organisieren den Alltag in den Praxen der rund 25.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in NRW, sind die erste Patientenkontakt, oft Seelentröster und Blitzableiter: Medizinische Fachangestellte gehören zu den Berufsgruppen, die in der Pandemie stark gefordert sind. Die steigende Belastung in der seit einem Jahr laufenden Impfkampagne macht sich in vielen Praxen bemerkbar: Landesweit ist die Zahl der offenen Stellen für „Arzthelferinnen und Arzthelfer“ im laufenden Jahr um rund 24 Prozent gestiegen. Das geht aus aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor.

Demnach waren im November 3882 Stellen für Arzthelferinnen und Arzthelfer in NRW unbesetzt – ein Plus von rund 750 im Vergleich zu Januar. Mit dem Start der Impfungen nach Ostern ist der Bedarf in den Praxen deutlich gestiegen: Allein im Mai sind über 1160 neue Stellengesuche der Agentur für Arbeit gemeldet worden.

In einzelnen Kreisen hat sich die Zahl der offenen Stellen verdoppelt

Der Bedarf ist nicht überall gleich groß: Im Ennepe-Ruhr-Kreis hat sich die Zahl der offenen Stellen im Jahresverlauf nahezu verdoppelt, in Bochum ist sie bis November auf 119 gestiegen – rund 50 Prozent höher als im Januar. In Duisburg gab es im November 141 offene Stellen (plus 18 Prozent).

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Zugleich ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Fachkräfte in der Arzt- und Praxishilfe in vielen Städten deutlich gesunken. Landesweit ist sie um 17 Prozent zurückgegangen - von 4544 auf 3882. Erfasst worden sind dabei neben medizinischen allerdings auch zahnmedizinische und tiermedizinische Fachangestellte.

Hausärzteverband: Fortbildung und mehr Verantwortung

Aus Praxen im Ruhrgebiet heißt es immer häufiger, dass der Markt abgegrast sei. Ärzte berichten, dass sie ihre oft stark belasteten Mitarbeitenden auch mit Bonuszahlungen zu halten versuchen. Monika Baaken, Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein, sagt, Frust und Stress seien in den Praxen groß. „Medizinische Fachangestellte sind ein wichtiger Bestandteil der oft ja kleinen Praxisteams. Wenn da jemand wegbricht, ist das nicht so leicht aufzufangen“, so Baaken.

Seit Jahren beschäftige sich der Verband mit der Frage, wie medizinische Fachangestellte fortgebildet werden könnten, damit sie mehr Verantwortung übernehmen und Aufstiegsmöglichkeiten erhalten können. So gebe es eine Fortbildung mit rund 200 Unterrichtsstunden, mit deren Abschluss die Frauen und Männer für bestimmte Leistungen auch selbst Hausbesuche machen könnten. „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, so Baaken.