Bochum-Innenstadt. Die ehrwürdige Orgel brauchte dringend eine Sanierung. Jetzt sind die Arbeiten fast beendet – und mancher Besucher wundert sich nicht schlecht.
Stolz thront die imposante Breil-Orgel mit ihren 4000 Pfeifen auf der Empore der Propsteikirche St. Peter und Paul in Bochum. Seit 1959 erfüllt ihr Klang beinahe täglich das Kirchenschiff bis in den letzten Winkel aus, doch auch das stärkste Instrument braucht mal eine Schönheitskur: „Ihre letzte Renovierung ist fast 50 Jahre her“, berichtet Kantor Christopher Brauckmann. „Das hat man beim Spielen deutlich gemerkt. Die Registerknöpfe sind mir fast unter den Fingern zerbröselt.“
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Orgel der Propsteikirche Bochum wird aufwendig saniert
Höchste Zeit also, der Kirchenorgel die längst fällige Sanierung zu gönnen. Seit dem vergangenen Oktober sind zwei Spezialisten vor Ort damit beschäftigt, das gute Stück komplett auseinander zu nehmen, die Pfeifen zu reinigen und klangtechnisch auf den neuesten Stand zu bringen. Gewissermaßen als i-Tüpfelchen kann die Orgel ab jetzt mit einer Besonderheit aufwarten: Denn gespielt wird sie nicht mehr wie üblich auf der Empore, sondern auf einem mobilen Spieltisch unten in der Kirche.
Spezialkran rückt an der Propsteikirche an
Die vor gut einem Monat begonnene komplette Einrüstung des Turms der Propsteikirche St. Peter und Paul in der Bochumer Innenstadt dauert an und gestaltet sich komplizierter als ursprünglich vermutet.
Wie Propst Michael Ludwig auf Anfrage mitteilt, seien die Gerüstbauer jedoch voll im ursprünglich vereinbarten Zeitplan für die Sanierung des durch einen Sturm beschädigten Daches und dem Sandsteinmauerwerk des rund 70 Meter hohen Turms.
In den nächsten Tagen soll das Gerüst auch über die Seitenkapellen und das Hauptschiff der Kirche weiter gebaut werden. Mit einem Spezialkran soll in der nächsten Woche auch das Kupferdach eingerüstet werden. Erst dann kann mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten, für die rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt sind, begonnen werden.
Wie ein Klavier kann der Spieltisch problemlos durch die halbe Halle gerollt werden. Der Organist kann also eine Orgel von fast jeder Stelle aus zum Klingen bringen: „Man muss sie nur an den Strom anschließen, und los geht’s“, strahlt Brauckmann. „Damit sitzt der Organist nicht mehr abgeschieden für kaum jemanden sichtbar oben auf der Empore, sondern mitten unter den Besuchern. Das ist ein echter Gewinn.“
Begeisterung bei erstem Konzert an Ostermontag
Ihren ersten großen Auftritt erlebte die sanierte Orgel an Ostermontag bei einem Gottesdienst, der vom Kammerchor der Propsteipfarrei begleitet wurde. Der Chor war ebenso im Saal präsent wie der Kantor an seinem neuen Gerät: „Das war fantastisch“, erzählt ein Besucher. „So kraftvoll klang die Orgel vorher noch nie.“
Ein halbes Jahr dauerten die Sanierungsarbeiten, die voraussichtlich Anfang Mai abgeschlossen sein sollen. Stephan Trostheide, der eine Orgelbaufirma in Oelde leitet, machte sich gemeinsam mit dem Orgelbauer Matthias Wirth an die Arbeit, um das Instrument zu reinigen und zu reparieren. Und das ist eine Wissenschaft für sich: Bei 4000 Pfeifen und 55 Registern kommt einiges zusammen. „Einige Pfeifen hat man in zwei bis drei Stunden fertig, für andere braucht man Tage“, sagt Trostheide.
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Orgel wurde erweitert, der Winddruck angehoben
Jede Pfeife muss dabei auf ihre Klangfarbe abgestimmt und jedes Register muss dem Raum entsprechend eingerichtet werden: „Auf der hintersten Kirchenbank muss die Orgel ebenso gut zu hören sein wie ganz weit vorn“, sagt Trostheide. „Das einzustellen, ist oft ein langwieriger, aber spannender Prozess.“
Während der Sanierungsarbeiten wurde die Kirchenorgel um 68 Pfeifen erweitert. Ebenso wurde der sogenannte Winddruck, der für die Dynamik sorgt, ein wenig angehoben: „Bei der letzten Sanierung 1974 wurde der Winddruck gesenkt, wodurch sie dann etwas leiser klang“, so Wirth. „Wir haben die Uhr jetzt wieder zurückgedreht.“
Für die Sanierungskosten wurde ein Förderverein gegründet
Günstig sind solche Maßnahmen nicht: Mit etwa 300.000 Euro rechnet die Propsteipfarrei für die komplette Instandsetzung ihrer Orgel inklusive des neuen Spieltisches. „Das ist eine stolze Summe, aber um ein Vielfaches günstiger, als wenn man sie neu angeschafft hätte“, sagt Brauckmann. „Für eine neue Kirchenorgel bezahlt man heutzutage rund zwei Millionen Euro.“
Zur Finanzierung habe die Pfarrei in den letzten Jahren Rücklagen gebildet. Daneben hat sich ein Förderverein gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, etwa ein Drittel der Sanierungskosten selbst zu sammeln.
Der Förderverein Propsteimusik sucht Mitglieder und Unterstützer. E-Mail an verein@propsteimusik-bochum.de