Bochum. Erst jetzt beginnen die Reparaturarbeiten am Turm der Propsteikirche Bochum. Wie Sturm und Wetter das historische Bauwerk beschädigt haben.
Als sich Sturm Eberhard vor ziemlich genau vier Jahren über Bochum austobte, die Feuerwehr im Dauereinsatz war, schien dieses Unwetter die Propsteikirche im Herzen der Innenstadt verschont zu haben. Überall in der Stadt stürzten Bäume um, es gab enorme Sachschäden. Doch Tage später bemerkten Passanten, dass sich etliche Kupferplatten, die das Dach des rund 70 Meter hohen Kirchturms bedecken, zum Teil gelöst hatten. „Mit einem Hubsteiger sind dann Dachdecker hochgefahren, um sich die Schäden genauer anzuschauen“, erinnert sich „Hausherr“ Propst Michael Ludwig.
Schwere Schäden: Gefahr für Bauwerk und Passanten
Schnell stellte sich heraus, dass der heftige Wind weit mehr angerichtet hatte als einige Kupferplatten zu lockern. Der Sturm riss viele der Nägel, die rund ein Meter mal ein Meter großen Platten auf der Holzkonstruktion des Turmhelms halten, heraus. Vor allem die Wetterseite war betroffen. Es musste sofort gehandelt werden, denn einige der Platten drohten hinunterzustürzen. Die Kirchengemeinde ist in der Verkehrssicherungspflicht.
Propsteikirche: Moderkirch to Bochumb
Die Propsteikirche mit dem charakteristischen Turmhelm wurde ab 1517 nach dem großen Stadtbrand als spätgotische Hallenkirche gebaut. Der Turm wurde bis 1547 fertiggestellt. Zuvor stand dort schon eine romanische steinerne Saalkirche aus dem 11. Jahrhundert. Nur der romanische Chor hatte den Brand überstanden und wurde in den Neubau integriert.
Die Kirche St. Peter und Paul galt bis 1655 als einzige Kirche der alten Stadt Bochum („Moderkirch to Bochumb“). Zwischen 1872 und 1874 wurde der romanische Chor abgerissen und durch einen neugotischen Chor ersetzt. Schäden gab es 1920 durch einen Turmbrand. Außerdem wurde die Kirche 1944 durch Bomben im 2. Weltkrieg schwer beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte ab 1948 mit zwei neuen Kapellen. (mike)
Provisorisch wurden zig Holzbretter auf das Dach genagelt. Schnell stand fest, dass eine größere Reparatur anstand. Denn bei der Begutachtung durch die Dachdecker stellte sich heraus, dass der Sandstein des mächtigen Kirchturms, der zwischen 1517 und 1547 errichtet wurde, schwere Schäden erlitten hat. Bei einer früheren Sanierung waren die Steine mit einem wasserabweisenden Mittel behandelt worden. Doch die Schutzschicht (Hydrophobierung) ist an vielen Stellen durchlässig geworden. „Es sind bereits Steine oder Teilen von Steinen heruntergestürzt. Vor allem der Mörtel in den Fugen ist betroffen. Man kann sogar einen Zollstock tief da hinein stecken“, schildert Propst Ludwig.
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Denkmalschützer begutachteten den Kirchturm
Fachleute der Stadt als Untere Denkmalbehörde und des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege als obere Behörde begutachteten die Situation am historischen Kirchengebäude aus dem 16. Jahrhundert, dem Wahrzeichen Bochum, lange bevor es überhaupt Bergwerke in der Umgebung gab.
Das neue Kupferdach, mit Reparatur der hölzernen Unterkonstruktion, sowie die Sanierung des Sandsteins nebst der mächtigen stählernen Anker schlägt mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche, so jedenfalls die Schätzungen. Die Sturmversicherung deckt da nur rund ein Viertel der Kosten ab. Den Rest muss die Gemeinde selbst oder mit Spenden aufbringen.
Riesen-Gerüst wird derzeit aufgebaut
In etwa zwei Wochen steht das Gerüst, das den Turm bis zum Wetterhahn umhüllen wird. Danach beginnen die eigentlichen Arbeiten. Treten keine unerwarteten Probleme oder weitere bislang nicht entdeckte Schäden auf, soll das Dach bis zum Spätsommer eine neue kupferne Haut erhalten haben. Danach wird ein Teil des Gerüstes abgebaut. Vor Weihnachten, so jedenfalls der Plan, sind die Arbeiten abgeschlossen. Das Gotteshaus bleibt während der Arbeiten geöffnet.
Parallel laufen die Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten an der Breil-Orgel in der Propsteikirche. Sie erhält unter anderem einen neuen Spieltisch mit moderner Digitaltechnik. Die Orgel aus dem Jahre 1959 wurde 1974 umgebaut. Diese Arbeiten kosten 300.000 Euro.
Propst Ludwig freut sich schon auf den Schlussakkord. Da auch der Wetterhahn in luftiger Höhe abmontiert und saniert wird, steht ganz am Ende der Arbeiten auch das Wiedereinsetzen des Hahns an: „Da werde ich dann oben auf dem Turm selbst mit Hand anlegen.“