Bochum-Gerthe. Das ehrwürdige Gebäude auf dem Gelände der Schachtanlage Lothringen in Bochum ist über 100 Jahre alt. Jetzt nagt hartnäckig der Zahn der Zeit.
Ein Wasserschaden bereitet den Künstlern im Gerther Kulturrat einige Sorgen: Das Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Lothringen ist über 100 Jahre alt, entsprechend hartnäckig nagt der Zahn der Zeit an den ehrwürdigen Mauern.
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Kulturrat in Bochum leidet unter Wasserschaden
Seit 35 Jahren werden die Räume von Kreativen aller Art als soziokulturelles Zentrum genutzt, doch zum Feiern ist ihnen gerade nicht zumute: „Wir hoffen, dass der Schaden bis Ende des Jahres behoben werden kann, weil sich der Spielbetrieb nach der schwierigen Corona-Zeit gerade erst wieder erholt hat“, sagt Renato Liermann aus dem Vorstand.
Farbstarke Bilder von Manfred Gipper
Eine Ausstellung mit Werken des Berliner Künstlers Manfred Gipper ist noch bis 14. April im Kunstverein des Kulturrats (Lothringer Straße 36c) zu sehen. Seine ausdrucksstarken Arbeiten sind das Ergebnis einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Farbe in der Malerei.
Einige Malereien und Collagen wurden speziell für die Räume in Gerthe entwickelt. Geöffnet: Mi. von 15 bis 17 Uhr, So. von 11 bis 13 Uhr. Info: bochumerkulturrat.de
Ganz neu ist der Wasserschaden nicht: Bereits vor drei Jahren wurden feuchten Wände beim Aufräumen des Archivs entdeckt. „Die Wände waren mit Regalen zugestellt, daher haben wir das zunächst nicht gesehen“, so Liermann. Auch Teile des Veranstaltungssaals seien betroffen, dazu kamen Ende 2021 defekte Heizungsrohre: „Wir haben direkt die Bochumer Wirtschaftsentwicklung als Eigentümerin darüber informiert. Die Mitarbeiter haben sich die Schäden vor Ort auch angesehen. Danach ist lange nichts passiert.“
Feuchter Raum soll zum Büro umgebaut werden
Für den Kulturrat ist das gleich aus mehreren Gründen bedauerlich: Einerseits hätte ein vom Wasserschaden betroffener Raum schon längst zum Büro umgebaut werden sollen. „Den Platz dafür brauchen wir dringend“, sagt Liermann. Zum anderen sieht der Kulturrat im Zuge der Sanierungsarbeiten erhebliche Kosten auf sich zukommen, die erst in den Etat eingeplant werden müssen: „Da muss neue Farbe gestrichen werden, da muss ein spezieller Putz her, wir brauchen neues Mobiliar. Das Geld dafür müssen wir irgendwie zurückstellen.“ Darüber sei der Kulturrat aber in einem guten Austausch mit dem Kulturbüro der Stadt.
Vom Wasserschaden in Mitleidenschaft gezogen wurde auch die historische Haspelstube im Keller direkt unter dem Treppenhaus zum Kulturmagazin. Der urige kleine Raum erzählt viel von der Bergbauvergangenheit der Zeche Lothringen: „Das Wasser tropft durch die Decke, das sieht mittlerweile aus wie in einer Tropfsteinhöhle. Uns blutet das Herz, wenn man das sieht.“
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SPD-Fraktion fordert Maßnahmenplan
Das marode alte Gebäude beschäftigt auch die Politik: So stellte die SPD-Fraktion in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Kultur und Tourismus die Frage an die Verwaltung, welchen Zeit- und Maßnahmenplan die Wirtschaftsentwicklung für eine Instandsetzung und Modernisierung des Kulturrats vorsehe. „Bei dem Wasserschaden handelt es sich nicht um einen klassischen Rohrbruch einer Frischwasserleitung, sondern um eine defekte Regenwasserleitung, welche außerhalb des Gebäudes im Erdreich gebrochen ist“, heißt es in einer Stellungnahme. „Die Instandsetzung erfolgt, sobald die Witterung es zulässt.“
Der Kulturrat rechnet damit, dass die Arbeiten im Innen- und Außenbereich im Laufe des Frühjahrs beginnen können: „Hoffentlich ist das bis Ende des Jahres erledigt“, meint Liermann. Denn nach den schweren Corona-Jahren erlebe der Kulturrat gerade einen echten Aufschwung: „Es hat ein bisschen gedauert, bis die Leute wieder zu uns gekommen sind, aber mittlerweile läuft das richtig gut“, sagt Sprecher Sigi Domke.
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Neuer Aufschwung nach schwerer Corona-Zeit
Vor allem die vielen Konzerte, aber auch die Literaturveranstaltungen und die Ausstellungen des Kunstvereins erfreuen sich wachsender Beliebtheit. „Die Besucherzahlen sind fast besser als noch vor Corona.“
Und auch wenn sich mancher im Kulturrat die Frage stellt, warum der Wasserschaden nicht längst während der langen Lockdown-Zeit hätte behoben werden können: Beklagen mag sich niemand. „Wir sind froh, dass wir die schweren Zeiten während der Pandemie so gut bewältigt haben.“