Bochum. . Vor 30 Jahren gründete Gerd Kivelitz auf der ehemaligen Schachtanlage Lothringen den Kulturrat. Zum runden Geburtstag gibt’s eine große Feier.

30 Jahre ist das her? So mancher Kulturfreund wird sich jetzt verwundert die Augen reiben, doch es stimmt: Der Kulturrat in Gerthe, im künstlerischen Leben der Stadt fest verankert, feiert runden Geburtstag – und das soll kräftig gefeiert werden. Mit einer zweitägigen Sause, an der auch viele Gruppen und Künstler teilnehmen, die im Kulturrat längst ihre Heimat gefunden haben, wird am Wochenende auf den 30sten angestoßen.

Viele denken bei dieser Gelegenheit gewiss gern an ihn: an Gerd Kivelitz, der den Kulturrat 1988 aus der Taufe hob und wie besessen für seinen Traum eines Kreativzentrums in seiner Gerther Heimat kämpfte. Im Hauptberuf unterrichtete Kivelitz Englisch und Deutsch am Lessing-Gymnasium , war also eigentlich gut ausgelastet. Doch Gerd Kivelitz, selber Autor, wollte mehr: „Wie er das alles geschafft hat, das frage ich mich bis heute“, meint Ilse Kivelitz, die seit dem Tod ihres Mannes 2010 im Kulturrat die Zügel in der Hand hält.

Ehemaliges Magazingebäude wird die neue Heimat

Auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Lothringen, die 1967 stillgelegt wurde, sah Kivelitz das Potenzial für eine kulturelle Nutzung. Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Eschweiler Bergwerks Vereins konnte er knapp vor dem Abriss bewahren und öffnete die Tür für Künstler aller Art. „Damals gab es bei vielen Kulturschaffenden die Tendenz, sich zusammenzuschließen, um besser wahrgenommen zu werden und um leichter an Fördermittel zu kommen“, so Ilse Kivelitz.

Gerd Kivelitz (1935-2010) gründete auf der ehemaligen Schachtanlage Lothringen den Kulturrat. Hier bei einem Sommerfest im Jahr 1989.
Gerd Kivelitz (1935-2010) gründete auf der ehemaligen Schachtanlage Lothringen den Kulturrat. Hier bei einem Sommerfest im Jahr 1989. © Kulturrat

Doch es dauerte nicht lang, da platzte das Gebäude aus allen Nähten – und Kivelitz’ Blick fiel auf das weitere größere Magazingebäude direkt nebenan, das weitgehend leer stand. „Das war traumhaft“, erinnert sich Ilse Kivelitz. „Eine riesige weite Halle, die allerdings voller Gerümpel war, aber egal: Wir konnten loslegen.“ Oder wie es ihr Mann Gerd einmal ausdrückte: „Wir hatten kein Geld, aber den Kopf voller Ideen.“

Gruppen und Künstler sind hier sesshaft geworden

Sieben Gruppen und 13 Künstler, die teils schon seit vielen Jahren unter dem Dach des Kulturmagazins arbeiten, sind hier sesshaft geworden: darunter das Theater Traumbaum, der Zauberkasten, die Werkstatt Wort & Bild und das Hallo-Du-Theater. Auch der Kulturrat selbst machte fortan in den Räumen Programm: Lesungen, Konzerte und Ausstellungen finden hier statt. Finanziell stand das alles immer auf etwas wackeligen Beinen: „Erst die ehemalige Kulturdezernentin Ute Canaris gab uns in den 90er Jahren eine gewisse Bestandssicherheit.“

Heute steht der Kulturrat gut da. Die kleine Bühne mit Platz für 90 Zuschauer hat sich einen Namen gemacht. „Wir bekommen täglich Dutzende Anfragen von Musikern aus halb Europa“, sagt Geschäftsführer Reiner Skubowius. Gefragte Kabarettisten wie Hagen Rether haben im Kulturrat ihre ersten Gehversuche unternommen und schätzen die familiäre Atmosphäre. Etwa 80-90 Veranstaltungen finden pro Jahr im Kulturrat statt.